Breitband²

Identifizieren Sie sich!

13.12.1901
Das neue iPhone lässt sich (auch) durch einen einfachen Fingerabdruck entriegeln.
Das neue iPhone lässt sich (auch) durch einen einfachen Fingerabdruck entriegeln. Pässe und Gesundheitskarten, klassische, allgegenwärtige Identifikationsmittel, sind schon oder werden bald digital, maschinenlesbar, scannbar. Wenn wir uns bei einem Webdienst, per Passwort oder Zahlenkombination einloggen, um Zugang zum Telefon, Konto oder Onlinedienst zu bekommen, identifizieren wir uns ganz bewusst. Aber auch wenn wir es nicht mitbekommen, lässt sich meist erkennen, dass wir es sind - durch Speicherung und Auswertung von IP-Adressen, Shoppinggewohnheiten oder die individuellen Datenspuren, die unser Browser hinterlässt.

Ohne Identifikation geht fast nichts mehr in der digitalen Welt. Das passiert auf viele verschiedene Arten, von Nickname über Passwort bis biometrischen Verfahren wie dem Fingerabdruck. Letzterer wurde gerade von Apple als neue praktische und sicherer Art der Telefonentriegelung gepriesen. Doch kurz nachem das neue iPhone hier ausgeliefert ist, hat der CCC die Fingerabdrucks-Erkennung schon geknackt. Identifizierung erweist sich immer wieder und immer mehr als zweischneidiges Schwert: Sie kann uns Sicherheit vortäuschen, wo gar keine da ist oder gegen unseren Willen erfolgen.
Worum geht es also, wenn wir gebeten werden «Bitte identifizieren Sie sich?». Unsere Sicherheit, die bequeme Bedienung, oder darum, besser zu bewerten und überwachen zu können? Im Breitband²-Talk diskutieren wir über die verschiedenen Verfahren zur Identifizierung, ihre möglichen Funktionen, Chancen und Risiken - und die Zukunft: Was kommt nach dem Fingerabdruck? Stimmanalyse, Iris-Erkennung und Venenmuster? Oder gleich die genetische Entriegelung?
Die Gäste:
Stefan Ullrich ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im interdisziplinären Labor "Bild Wissen Gestaltung" und Sprecher der Fachgruppe "Informatik und Ethik" der Gesellschaft für Informatik. Er beschäftigt sich mit der Erkundung der komplexen Beziehung zwischen physischen Informationsträgern und ihren digitalen Repräsentationen, Hackerethik und Dystopien der Informatik.
Ben Schwan ist Journalist, pendelt zwischen Berlin und Norwegen und schreibt zu Themen aus den Gebieten Technologie, Wissenschaft und Medien unter anderem für Technology Review, Wirtschaftswoche, Mac & I und Torial.
Das Team:
Moderation: Philip Banse, Redaktion: Moritz Metz, Onlineredaktion: Marcus Richter
Bild: "fingerprint" by Geoffrey Fairchild (CC BY 2.0)