Google macht Glotze

22.05.2010
Bevor wir zur SigInt 2010 nach Köln aufbrechen noch ein Blick ins Netz. Wie immer gibt es knapp tausend Themen, die besprochen werden sollten.
Bevor wir zur SigInt 2010 nach Köln aufbrechen noch ein Blick ins Netz. Wie immer gibt es knapp tausend Themen, die besprochen werden sollten. W-Lan-Spionage, der Diaspora-Hype, der neue Videocodec VP8, Chrome reloaded und so weiter und so fort. Wir haben uns für die Google-TV-Story entschieden.

Trotz zahlloser digitaler Revolten scheint das Fernsehen ja kulturell und wirtschaftlich weiterhin ein Kraftfeld zu bleiben. Serien werden noch immer produziert, TV-Filme erfunden und Millionen mit Werbung verdient. Auch Google will endlich mitmischen und arbeitet an einem eigenen Fernsehkonzept. Heute wurde es vorgestellt.

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Das Fernsehen scheint seit vielen Jahrzehnten der legitime Nachfolger des Lagerfeuers zu sein. Allabendlich will der gestresste Jäger und Sammler im Schein der Flammen ruhen. Aus dem Jäger und Sammler ist zwar mittlerweile der User geworden, aber am abendlichen Ritual hat sich wenig geändert. Es muß eine in genetischer Tiefe angelegte Sehnsucht des Menschen sein, abends im Schein der Flammen bzw. der flackernden Bilder zu ruhen. Und diese anthropologische Konstante wollen immer neue Akteure nutzen, um Geld zu verdienen.

Am ersten Tag der Entwicklerkonferenez Google I/O hat jetzt auch der umstrittene der Suchmaschinengigant Google das Projekt Google TV vorgestellt. Endlich sollen Fernsehen und Internet auf einer offenen Plattform fusioniert werden. Google arbeitet dafür mit zahlreichen Hardwareherstellern eng zusammen. Unter anderem sind Intel, Sony und Adobe an Bord. "Wir sind sehr stolz auf die Zusammenarbeit mit dieser illustren Gruppe von Partnern", erklärte dazu Google-Chef Eric Schmidt.

Die Google TV Erfinder setzen aber vor allem auf die hauseigenen Produkte. Das Betriebssystem Android und der Browser Chrome sind die Herzstücke der neuen Technik. Zuschauer sollen endlich zu Usern werden. Über TV-Geräten können sie dazu zukünftig nahtlos Web-Inhalte ansteuern. Auch kostenpflichtige Streams von Amazon oder anderen sollen in hoher Qualität auf den Bildschirm gebracht werden können. Zusätzlich sollen auch die Apps aus dem Androidmarket verfügbar sein.
Bleibt die Frage, ob dieser neue Versuch Glotze und Netz zu vereinen, erfolgreich sein wird. Auf jeden Fall würde uns Google dann ganz nebenbei von einigen Qualen erlösen. Bisher mußte sich jeder TV-Zuschauer mit den gleichen Sportwagenreklamen, Bierwerbungen oder Rasierschaumspots auseinandersetzen. Die personalisierte Google-Werbung verspricht da demnächst Abhilfe.
Denn Google weiß wer du bist. Google kennt deine Wünsche. Und dann serviert dir Google die Werbung, die du verdienst....