Die Hoffnung, Der Hype, Die Ernüchterung

06:53 Minuten
10.04.2010
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New York City, 5th Avenue an der Ecke zur 59. Straße steht der berühmte Glaswürfel, der den Eingang zum unterirdischen Apple-Store bildet.
New York City, 5th Avenue an der Ecke zur 59. Straße steht der berühmte Glaswürfel, der den Eingang zum unterirdischen Apple-Store bildet. Lange Schlangen hatten sich hier am vergangenen Samstag gebildet, als Apple mit dem Verkauf seines iPads begann. Der Verkaufsstart wurde zu einem weltweiten Ereignis, dem sich auch deutsche Zeitungen und Magazine nicht entziehen konnten (auch nicht Breitband, mehr dazu am Samstag). Spiegel OnlineSpiegel Online ließ sich per Express Versand ein Gerät schicken, die FAZ und die Welt hatten Mitarbeiter vor Ort, die für sie das Gerät kauften und testeten
Die Verlage haben große Hoffnung in das Gerät gesetzt, sehen sie darin doch eine Plattform, um ihre Abonnements und Verkaufszahlen zu steigern, die seit Jahren bröckeln. Nachrichten-Aggregatoren wie Google News wurden von den Großen der Branche für die eigene Krise verantwortlich gemacht. In Deutschland forderte Hubert Burda eine Debatte zum Leistungsschutzrecht, Matthias Döpfner, Vorstandschef des Axel Springer Konzerns setzte auf paid content, also die Bezahlung redaktioneller Inhalte und kritisierte die "Kostenlos-Mentalität" des Netzes. Wie groß die Hoffnungen sind, die Döpfner mit dem iPad verbindet, zeigte sich im Interview mit dem amerikanischen Journalisten Charlie Rose. International war es Rupert Murdoch, der ebenfalls für Zeitungsinhalte im Netz Geld verlangte.
Die Leserschaft wendet sich von der Papierausgabe der Zeitung hin zur Online Ausgabe und war jahrelang nicht bereit, dafür zu zahlen. Das iPad soll nun alles besser machen. Das Format des Gerätes erlaubt das bequeme Lesen unterwegs ähnlich wie auf einem Laptop. Der App-Store macht es möglich, Zeitungen im Abonnement für das iPad zu vertreiben und entsprechend hoch waren die Erwartungen bei den Verlagen.
Viele Medienunternehmen, Verlage, Hörfunk- und Fernsehsender bieten bereits eigene Anwendungen (Apps) im App-Store an. Als besonders gelungen wird die des amerikanischen Radiosenders NPR gelobt. Auch der Springer Konzern hat von Anfang an ein Angebot für das iPad. Beim Lesen der ersten Zahlen zur Downloadstatistik des iPad Stores dürfte aber Ernüchterung eingetreten sein. Nach dem ersten Wochenende an dem 300.000 iPad-Besitzer Anwendungen heruntergeladen haben zeigt sich: unter den Top 20 Anwendungen ist nicht ein einziges Medienangebot. Die höchsten Downloadzahlen verzeichneten Büro-Software, Spiele und Multimedia Anwendungen. Die Qualität von Zeitungsangeboten sei noch sehr unterschiedlich resümiert Spiegel Online, gibt aber zu bedenken, dass es mit der Zeit wohl mehr Angebote und damit auch die Notwendigkeit für bessere Angebote geben wird.
Am ersten Tag wurden laut Apple 300.000 iPads verkauft. Das iPhone brauchte dafür mit 2 Tagen doppelt so lange. Die Firma Chitika sagt, sie registriere jeden Zugriff eines neuen iPads auf sein Werbenetzwerk und füge es zur Statistik hinzu. Wenn das stimmt, entstünde quasi ein Live Ticker über die Verkaufszahlen.
Der Erfolg, den Analysten erwarten, wird sich mittelfristig einstellen und was für das iPad gilt, gilt vermutlich auch für die Anwendungen der Verlage und Medienunternehmen. Mittelfristig wird sich zeigen, ob die hohen Erwartungen, die in das iPad gesetzt wurden zu hoch waren oder ob das Apple Tablet tatsächlich zu einer Trendwende für redaktionelle Inhalte führt.