Independent Games

Neue Zielgruppen braucht der Markt

Fachbesucher testen am 17.08.2016 in Köln (Nordrhein-Westfalen) auf der Spielemesse Gamescom Computerspiele.
Der Markt der Independent Games ist in den letzten Jahren förmlich explodiert. © dpa/picture alliance - Oliver Berg
Marcus Richter im Gespräch mit Stephan Karkowsky · 04.12.2017
Independent Games - von der Community selbst gestaltete Spiele - sind unter den Computerspielen mittlerweile so erfolgreich, dass der Markt vollkommen übersättigt ist. Mit dem Game-Experten Marcus Richter reden wir über diese "Indiepocalypse".
"Indiepocalypse" ist ein Begriff, der seit ein paar Jahren in der Computerspiel-Szene kursiert. Es geht um alternative oder Independent Games, also Spiele, die aus Opposition gegen die Konzerne der Unterhaltungsindustrie gemacht werden. Dieses Phänomen ist auch aus Musik und Film bekannt. Die Do-it-yourself-Games sind inzwischen aber so erfolgreich, dass der Markt kaum noch Neues aufnehmen kann. Denn: Wer soll all diese Spiele konsumieren? Und was sollen Games-Entwickler mit kreativen, visionären, revolutionären Ideen machen?

Sollen Ungeborene auch spielen?

Dazu gibt es bereits kulturkritische Texte, wie etwa "Indiepocalypse Now..." von dem Serious-Game-Macher Paolo Pedercini. Er geht unter anderem der Frage nach, ob es in unserer Freizeit bislang unerkannte Lücken gibt, in denen wir noch mehr spielen könnten. Im Schlaf? Beim - vollautomatisierten - Autofahren? Als Ungeborenes im Mutterleib? Denn: Je mehr wir spielen, desto größer der Bedarf an Spielen und desto besser könnten unabhängige Spielemacher von ihrer kreativen Arbeit leben. Und: Mit zunehmender Automatisierung der Produktionsvorgänge bleibe ohnehin immer weniger Arbeit für die Menschen übrig, erkärt der überzeugte Linke Pedercini. Warum also die Zeit dann nicht zum Spielen nutzen?
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Senioren als Zielgruppe für Game-Entwickler? Immer mehr Ältere nutzen selbstverständlich ihren PC - auch für Entertainment. © Imago/Westend61
Der Game-Experte Marcus Richter kann den Gedanken Pedercinis durchaus etwas abgewinnen. Der fordere nämlich, mehr als bisher verschiedene Altersgruppen zu berücksichtigen: "Es momentan so: Spiele sind etwas, das jungen Menschen zugeschrieben wird, also Leuten, die sehr viel Zeit haben, aber wenig Geld. Aber er sagt: Beachtet doch mal die Erwachsenen. Die haben viel Geld. Die sind aber darauf angewiesen, dass ihr das in kurzer Zeit verpackt und hoch qualitätiv macht. Er sagt auch: Senioren wäre vielleicht ein breiter Markt. Da müsste man die Spiele vielleicht zugänglicher gestalten - damit man sie auch bedienen kann, wenn die Reaktionszeit abnimmt."
(mkn)
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