"In einer besseren Welt"

Gesehen von Hannelore Heider · 16.03.2011
Anton arbeitet als Arzt in afrikanischen Flüchtlingslagern. Zuhause in der dänischen Provinz muss er sich mit seinem halbwüchsigen Sohn auseinandersetzen, der in der Schule gemobbt wird. Und seine Ehe steht kurz vor dem Aus.
In der staubigen Krankenstation eines afrikanischen Flüchtlingslagers beginnt dieses vielschichtige Drama, das in diesem Jahr mit dem Oscar für den besten nichtenglischsprachigen Film geehrt wurde.

Der Schwede Anton (Mikael Persbrandt) ist dort als Arzt tätig und dabei immer wieder mit Opfern brutaler sexistischer Gewalt konfrontiert. Er versucht, Ruhe zu bewahren und im größten Chaos die aufgebrachten Menschen zu beruhigen. Dann macht er sich auf die langen Reise nach Hause, "in eine bessere Welt", so jedenfalls könnte man den Titel des Filmes von Susanne Bier deuten.

Doch er wird nicht in ein friedliches Zuhause kommen. Anders als in Afrika, aber nicht ungefährlicher für sein inneres Gleichgewicht, erlebt er auch hier Gewaltakte, die nicht einfach zu lösen sind. Denn sein halbwüchsiger Sohn Elias (Markus Rygaard) ist involviert. Er erwartet vom endlich anwesenden Vater Unterstützung und ist enttäuscht, als sie ausbleibt.

Obwohl der Vater mit seinen vorbildlichen Bemühungen, einen Ausgleich herbeizuführen, scheinbar alles richtig macht, treibt er seinen Sohn in eine gefährliche Freundschaft mit einem fremden Jungen (William Johnk Nielsen), der nach dem Tod der Mutter mit seinem Vater (Ulrich Thomsen) neu zugezogen ist. Die Jungs haben ihre eigenen Ansichten von Recht und Gerechtigkeit, von Mut und Feigheit, die nicht konform gehen mit den erzieherischen Werten von Elias Eltern.

Dass es auch noch in der Ehe mit Marianne (Trine Dyrholm) kriselt, verschärft den Konflikt ebenso, wie die neuerliche Abreise des Vaters nach Afrika.

Sicher hat Susanne Bier auf ihrer Suche nach Gründen und Bewältigungsmöglichkeiten von abrupter und latenter Gewalt in zwei so unterschiedlichen Gesellschaften der Filmhandlung eine Überfülle von Konflikten beschert, die eigentlich nicht notwenig wäre, um die Geschichte funktionieren zu lassen.

Aber ihr Film zeigt das Dilemma so konsequent, das es den Zuschauer frontal trifft. Jeder Mensch, auch die halbwüchsigen Jungs, müssen Grundsatzentscheidungen für ihr Leben allein treffen. Das können ihnen auch Eltern nicht abnehmen, die ihre Kinder in Bedrängnissen allein lassen, weil sie selbst zu viele davon haben.

Susanne Bier hat mit diesem Film den Nerv der Zeit getroffen. Mit klaren Bildern und - wie von ihren Filmen gewohnt – durchweg hervorragenden Darstellern hält sie den Zuschauer mit ganz realistischem Erzählen auf Hochspannung und bietet damit ein intensives, aufwühlendes Kinoerlebnis.

Schweden, Dänemark 2010. Regie: Susanne Bier. Darsteller: Mikael Persbrandt, Trine Dyrholm, Ulrich Thomsen, Markus Rygaard, William Johnk Nielsen. 113 Minuten, ab 12 Jahren

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