In der Drohnenfahrschule

Vorsicht, Segelflugzeug!

Eine Drohne fliegt mit einem kleinen Paket vor blauem Himmel.
Eine Drohne fliegt zu Demonstrationszwecken am 05.07.2017 in Langen in Hessen mit einem kleinen Paket. Die Deutsche Flugsicherung informiert über die Einsatzmöglichkeiten von Drohnen und den Gefahren, die von diesen Flugobjekten ausgehen können. © picture alliance / dpa / Andreas Arnold
Von Ernst-Ludwig von Aster · 14.10.2017
Immer wieder kommt es im Luftraum zu Problemen wegen Drohnen, die von Freizeitpiloten gesteuert werden. Deshalb ist seit dem 1. Oktober für Fluggeräte ab zwei Kilo Gewicht ein "Drohnenführerschein" erforderlich. Ernst-Ludwig von Aster war für uns in der Drohnenfahrschule.
"Wer hat noch keinen?"
Zehn Männerhände gehen in die Höhe. Lucas Günther verteilt Kugelschreiber. "Airclip" steht weiß, dezent auf seinem schwarzen T-Shirt. Seit drei Stunden büffeln seine Schüler. Im Seminarraum eines Brandenburger Hotels. Luftrecht, Datenschutz - für den Drohnenführerschein.
"So, Meterorologie haben wir vorhin ja schon ein bisschen angerissen…"

Mit dem Copter über die Äcker

Gregor beugt sich über seinen Block, schreibt mit. Ein Mann, Mitte 60, blaues Polohemd, Jeans, Fliegeruhr am Handgelenk:
"Ich müsste den Schein normalerweise nicht machen, aber man weiß ja nicht, was man mal fliegt, ich bin früher einmal Hubschrauber geflogen, darum interessiert mich das hier."
Jetzt fliegt er Drohne, oder Copter, wie sie hier sagen. Ist damit unterwegs über den Äckern rund um Potsdam.
"Ich habe auch so eine Brille, so als wenn ich im Cockpit sitzen würde, fliege ich mit der Brille. Und dann habe ich mal die Orientierung verloren gehabt auf so einem Acker, und dann war sie plötzlich im Baum drin."
Auch darum macht er den Führerschein. Und weil sein nächstes Fluggerät vielleicht schwerer als zwei Kilo sein wird. Diese Gewichtsklasse bringen zehn bis zwanzig Prozent der hierzulande verkauften Drohnen auf die Waage. Wer sie abheben lässt, braucht den sogenannte "Kenntnisnachweis". Den Drohnenführerschein.

Auch ein Online-Test ist möglich

"Es fliegen ja zu viele Idioten rum, die gar nicht wissen, wie so ein Ding gehandelt ist, sie können es ja einfach kaufen. Es wäre ja so als, wenn sie sich ein Flugzeug kaufen und fliegen damit rum."
Gregor will es wissen. Darum hat er sich auch gegen einen Online-Test entschieden, den Modellflugvereine für knapp 30 Euro anbieten. Dort sind nur wenige Fragen für einen Kenntnisnachweis zu beantworten. Allerdings darf damit dann auch nur über Modellflugplätzen abgehoben werden.
"Bitte alles weglegen" - mittags verteilt Lucas Günther die Prüfungs-Unterlagen und nickt den Schülern aufmunternd zu.
"Ich komme aus der bemannten Fliegerei, bin ein bisschen abgedriftet in die Modellfliegerei, dann weiter abgedriftet in die Drohnensache."
In seiner Firma entwickeln sie Spezialdrohnen, seit September gibt der Diplom-Ingenieur auch Drohnenkurse. Den Fragebogen hat er mit seinen Kollegen entwickelt, das Luftfahrtbundesamt ihn abgenommen.
Damit ist Airclip einer von fünf offiziellen Anbietern in Deutschland. Knapp 370 Euro kostet der Führerschein hier.

Eine praktische Flugprüfung gibt es nicht

Gregor grübelt noch über der ersten Frage: Wer ist die oberste Bundesbehörde für Luftfahrt? Gregor entscheidet sich für "Luftfahrtbundesamt". 52 Fragen liegen noch vor ihm, manchmal sind mehrere Antworten richtig. Eine praktische Flug-Prüfung gibt es nicht. Dafür jede Menge Theorie zu Flugverboten:
(Lucas Günther:) "Von Verkehrswegen muss ich mich fern halten, Schiene, Autobahn, Wasserstraßen, Industrieanlagen, Justizvollzugsanstalten und so weiter."
Ein Mann steuert eine mit Kamera bestückte Drohne.
Ein Mann steuert eine mit Kamera bestückte Drohne.© NeONBRAND / Unsplash
Abheben ohne Genehmigung darf der Drohnenpilot eigentlich nur vom eigenen Grundstück oder Betriebsgelände.
"Dann darf ich bei dem Nachbarn nicht über das Grundstück fliegen, obwohl der Luftraum frei ist. Ich darf ihn nicht stören beim Grillen, ich darf ihn nicht stören beim Rasenmähen, darf seine Frau nicht beobachten und so weiter..."
Nach 50 Minuten ist Gregor auf der vorletzten Seite. Halb gegessen liegt ein Apfel vor ihm. Sein Gesicht ist angespannt.
"Man muss natürlich wissen, wo man fliegt und wie man fliegt, aber manche Dinge, die waren noch nicht mal in der Hubschrauberprüfung drin."

"Schwer, aber machbar"

"Letzte Minute." Der Fluglehrer sammelt die Bögen ein. Für die Prüfungs-Kandidaten gibt es jetzt eine halbe Stunde Mittagspause. Für ihn Korrekturarbeit.
Bei Rouladen, Rotkohl und Kartoffeln analysieren die Drohnenfreunde die Prüfungslage. Einhelliges Votum: Schwer, aber machbar. Die meisten hier steuern beruflich Drohnen. Inspizieren Leitungen und Gebäude, filmen Veranstaltungen aus der Luft. Wenn sie heute durchfallen, gibt es Probleme.
Im Schulungsraum arbeitet sich Lucas Günther mit dem Rotstift durch die Fragebögen: "Kreuz heisst falsch, Kreis heisst gut. Das sieht gar nicht gut aus hier."
Kreuz, Kreis, Kreuz, Kreuz. Und noch ein Kreuz. Eine halbe Stunde später sitzen die Prüflinge wieder auf ihren Plätzen.
"Clemens und Markus, Glückwunsch, super gelaufen, dann haben wir den Werner Sebastian, Glückwunsch auch super bestanden, genau!"

Vier Teilnehmer müssen nachsitzen

Sechs gelbe Drohnenführerscheine wechseln den Besitzer. Vier bleiben noch auf dem Tisch vorne liegen. Gregor und drei andere müssen noch eine halbe Stunde nachsitzen.
Welche Gefahren drohen bei Nebel und Minustemperaturen? Wodurch sind thermische Aufwinde zu erkennen? Welche Gefahren können sie bringen? Der Hubschrauberpilot dreht noch einmal auf.
(Gregor:) "Wenn in der Nähe von mir ein Segelflugzeug ist, kann ich natürlich auch kollidieren."
(Günther:) "Und warum hast Du das nicht angekreuzt?"
(Gregor:) "Okay, ja."
Nachprüfung bestanden: "Na dann, herzlichen Glückwunsch."
Gregor: "Danke. Dann ist es gut."
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