Impfreihenfolgen und Lockerungsfragen

Neid oder kein Neid – das ist jetzt die Frage

43:30 Minuten
Eine knallbunte Illustration zeigt eine Hand, die eine Dosis Vaccine in die Höhe hält.
Eine bunte Dosis Impfstoff - manchen Mitmenschen wünscht man glatt eine Impfung gegen Impfneid. © imago / Panthermedia / rogistok
Von Christine Watty und Emily Thomey · 06.05.2021
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Statt „Impffreude“ etabliert sich gerade der Begriff „Impfneid“ – wie konnte das denn geschehen, wo doch endlich Besserung der Lage in Sicht ist? Wir sprechen mit Philosoph Nils Markwardt und Autorin Berit Glanz über Neiddebatten und Privilegienstreits.
Man kann diesen Satz ja echt nicht mehr hören, aber: Die Coronapandemie hat nun mal alle möglichen Missstände der Gesellschaft offenbart. Aktuell, in der hoffentlich zu Recht zuversichtlichsten Phase, geht es an vielen Stellen um Neid. Je mehr Impfstoff in Deutschlands Impfzentren ankommt, umso heftiger die Diskussionen: Wer ist schon dran, wer nicht, ist das nicht eigentlich alles total ungerecht?

Pflaster-Fotos als Neid-Trigger

Wie jeder von uns weiß, ist Neid ähnlich wie Eifersucht fast unbezwingbar und breitet sich bis in die Fingerspitzen aus, wenn man erstmal voll drin ist im Strudel der nicht ganz so schicken Gefühle.
Jetzt ist dieser ungute Gefühlstaumel zusätzlich auch noch gepaart mit Angst um die eigene Gesundheit. Das macht die Sache nicht leichter, und vor allem in den (sozialen) Medien sind abwechselnd Freude, aber auch Frust und Verzweiflung spürbar, vor allem je mehr Fotos von Pflastern auf den Oberarmen derer, die es geschafft haben, im Umlauf sind.

Sich zurücknehmen oder beschweren?

Neu ist die Neid-Sache nicht, sie begleitet uns schon durch die unterschiedlichen Stadien der Pandemie: Kneipen-Fotos aus Israel oder die Impf-Rankings aus anderen Ländern haben schon davor zu Empörung gesorgt: Warum denn nicht wir, schwang immer wieder mit und damit die Frage, warum der edle Zustand des Sich-Zurück-Nehmens – gerade aus der westlichen Welt – nicht mehr überall die Grundlage der Debatten war.
Neben der Kritik an politischen Umgangsweisen mit der Pandemie, wird es jetzt, im Endspurt, an manchen Stellen noch persönlicher. Das gilt natürlich auch für die Fragen, ob jetzt gelockert wird – und für wen. Das versperrt dabei aber möglicherweise auch die Aufmerksamkeit für katastrophale Zustände wie in Indien und unsere Empathie dafür.
Es ist kompliziert!

Wir im Kontext einer Pandemie

Abseits der Pandemie war es vielleicht an manchen Stellen leichter, wenn nicht betroffen, sich selbst im Kontext der Welt zu sehen und festzustellen, dass es uns allermeist dennoch sehr gut geht.
Die Pandemie fordert uns also persönlich und als Gesellschaft neu heraus. Und so, das ist jedenfalls die Brennglas-These dieses Podcasts, kann genau die Betrachtung des Themas "Neid" vielleicht auch ganz gut spiegeln, was da gerade sichtbar wird, während man selbst bisweilen zähnenknirschend zuhause sitzt und es einfach gern anders hätte. Und zwar für einen selbst.
Wir reden über gute und schlechte Zeiten der Pandemiebewältigung zwischen Neid und Großzügigkeit, über soziale Ungerechtigkeiten und den Blick über den eigenen Horizont. Unsere Gäste: der Philosoph Nils Markwardt und die Literaturwissenschaftlerin und Autorin Berit Glanz.
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