Immobilienwirtschaft

Die Gier nach Betongold lässt die Mieten steigen

In vielen Städten demonstrieren Menschen gegen knappen Wohnraum
Protest gegen Mieterhöhungen © imago/Christian Mang
Susanne Heeg im Gespräch mit Nicole Dittmer · 19.02.2019
Laut dem Frühjahrsgutachten des Spitzenverbands der Immobilienwirtschaft steigen die Preise fürs Wohnen weiter. Solange vor allem für Vermögende gebaut werde, ändert sich daran auch nichts, sagt die Stadtforscherin Susanne Heeg.
Das jährliche Frühjahrsgutachten des Spitzenverbands der Immobilienwirtschaft zeigt: Die Preise fürs Wohnen gehen weiter nach oben. Bundesweit ist die Miete 2018 um durchschnittlich fast vier Prozent gestiegen, in Berlin sogar mehr als neun Prozent.
Die Mieten werden auch noch weiter steigen, glaubt Susanne Heeg, Professorin für Geographische Stadtforschung an der Goethe-Universität in Frankfurt Main:
"Denn es sind sehr große Kapitalmengen unterwegs weltweit, die nach Anlagen suchen, deswegen wird in Wohnungen investiert, weil erwartet wird – Betongold –, dass die Rendite dort sicher ist."
Die Politik habe in den vergangenen Jahren falsche Anreize gesetzt, z.B. durch Modernisierungsumlagen. Da werde von manchen Wohnungsgesellschaften "gnadenlos durchmodernisiert", auch bei Wohnungen von Sozialhilfeempfängern, und so würden die Mieten weiter in die Höhe getrieben.

"Für die Vermögenden wird ausreichend gebaut"

Seit Jahren sei die gängige Antwort auf die Wohnungskrise: "Noch mehr Bauen!". Doch das löse keine Probleme, denn:
"Für die Vermögenden wird ausreichend gebaut. Es wird nicht für Menschen mit geringem Einkommen gebaut, nicht für Haushalte, die eine prekäre Existenz haben wie viele Rentner, Alleinerziehende, Geringverdiener, Flüchtlinge usw. Im Augenblick wird in den Städten den privaten Investoren viel zu viel Raum gegeben."
Wenn neu gebaut werde, dann in der Regel von privaten Investoren, so Heeg weiter. Und die wollten vor allem ihren Gewinn realisieren. "Die, die nicht ausreichend kaufkräftig sind, für die wird nicht gebaut. Aber genau das muss passieren, sonst können die Probleme auf dem Wohnungsmarkt nie gelöst werden."
In Zukunft sei Wohnen nur noch in Dörfern erschwinglich, so Heegs düstere Prognose. Dann müssten Menschen aber Nachteile wie lange Pendelzeiten in Kauf nehmen.

(abu)
Mehr zum Thema