Immobilienmarkt und Mietenwahnsinn

Wie wird bezahlbares Wohnen (wieder) möglich?

53:44 Minuten
Ein Schild mit der Aufschrift "Miethaie enteignen" wird auf einer Demonstration gegen die Räumung von zwei Wohnungen in Stuttgart hochgehalten.
Die anhaltende Niedrigzinspolitik lockt internationale Investoren in deutsche Großstädte, dadurch steigen die Mieten. © picture alliance / dpa / Sebastian Gollnow
Moderation: Annette Riedel · 03.09.2021
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Rekordmieten, Wohnungsknappheit, Gentrifizierung: Wohnen in Ballungsgebieten wird immer mehr zur sozialen Frage. Während hierzulande jährlich 80.000 Sozialwohnungen fehlen, locken Investoren mit Luxuseigentum. Wie kann Wohnen bezahlbar werden?
Glücklich, wer in diesen Zeiten eine bezahlbare Wohnung hat. Nach Angaben der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung gibt fast jeder zweite der rund 8,4 Millionen Miethaushalte in einer deutschen Großstadt mehr als 30 Prozent seines Nettoeinkommens für die Miete aus, rund ein Viertel sogar mindestens 40 Prozent.
Nicht nur in den "Big Seven" – in Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt am Main, Stuttgart und Düsseldorf – steigen die Preise weiter. Die anhaltende Niedrigzinspolitik lockt internationale Investoren; Immobilien werden immer mehr zum Spekulationsobjekt, ob vermietet oder nicht. Dagegen hat sich die Zahl der Sozialwohnungen in Deutschland in den vergangenen 15 Jahren halbiert.

Die soziale Mischung droht zu kippen

Die Folge: Durchschnittsverdiener können sich Innenstadtlagen kaum mehr leisten und werden ins Umland verdrängt. Die soziale Mischung in den Städten droht zu kippen.
Wer trotz aller Widrigkeiten bauen will, dem macht die Politik das Leben schwer: Mussten Bauherren im Jahr 1990 noch etwa 5000 Vorschriften beachten, sind es heute 20.000. Die Baukosten sind in den vergangenen zehn Jahren um 80 Prozent gestiegen. Immobilien mit bezahlbaren Mieten seien zu diesen Bedingungen nicht möglich, klagen Bauunternehmen.

Mietendeckel und Enteignung als letztes Mittel?

Immer mehr Menschen fordern eine neue Wohnungspolitik. Neben der bundesweiten Mietpreisbremse sollte in Berlin ein Mietendeckel für einen Stopp sorgen. Er wurde vom Bundesverfassungsgericht kassiert. Im September wird in der Hauptstadt über das Volksbegehren "Deutsche Wohnen & Co enteignen" abgestimmt.
Wie kann der Wohnungsmarkt wieder in Balance kommen? Wie kann Bauen schneller und preiswerter funktionieren? Und wie kann Wohnen wieder bezahlbar werden?

Es diskutieren:
Siegmund Chychla, Geschäftsführer des Hamburger Mietervereins
Christian Dillenberger, Immobilienvermarktungsfirma Dr. Lübke & Kelber
Ingeborg Esser, Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbandes deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e. V.
Ricarda Pätzold, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutschen Institut für Urbanistik

(sus)
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