Imam Husamuddin Meyer

Wie schützt man den Islam vor Terroristen?

Der Imam Husamuddin Meyer ist Mitglied Kompetenz-Team "muslimische Gefängnisseelsorge".
Der Imam Husamuddin Meyer ist Mitglied Kompetenz-Team "muslimische Gefängnisseelsorge". © Foto: Axel Kirchhoff
Imam Husamuddin Meyer im Gespräch mit Ulrike Timm · 18.07.2016
Auf langen Motorradreisen durch die Wüste Nordafrikas fand Husamuddin Meyer, der in einem hessischen Dorf aufwuchs, als junger Mann zum Islam. Heute betreut er in einem Gefängnis in Wiesbaden junge muslimische Straftäter. Durch ihn erfahren viele erstmals, dass der Islam eine friedliche Religion ist.
Auf einer langen Motorradreisen durch die Wüste Nordafrikas fand er als junger Mann zur Spiritualität. Und durch Gespräche mit einer weisen Frau im Senegal zu seinem neuen Glauben, dem Islam in seiner mystischen und besonders friedlichen Version, dem Sufismus. Dabei schmerzt es ihn sehr, dass der Islam inzwischen vor allem mit Terror und Gewalt in Verbindung gebracht wird.
"Das ist sehr komisch, sehr seltsam für mich, dass sich das Bild von dieser Religion so stark geändert hat. Für mich war das in Westafrika noch die Religion des Friedens und man muss sich gegenseitig den Frieden wünschen und Salam Aleikum sagen und hoffen, dass der andere auch Frieden bekommt und Frieden hat. Und jetzt ist dieses Wort so verunglimpft worden und wird täglich mehr verunglimpft und das ist natürlich sehr tragisch. Auch für die jungen Leute, die sich dann dieser Religion zuordnen. Die müssen sich ständig rechtfertigen und das ist nicht einfach."

Ungewöhnliches Angebot

Heute betreut Husamuddin Meyer, der als Martin Meyer in einem hessischen Dorf aufwuchs, in einem Gefängnis in Wiesbaden junge muslimische Straftäter. Das für Gefängnisse bis dahin eher ungewöhnliche Angebot wird sehr gut angenommen:
"Es ging da generell eher um eine Art Seelsorge, eine religiöse Betreuung und eine Seelsorge. Wir haben angefangen mit dem Freitagsgebet, eine Predigt zu halten, da hören alle zu, das ist auch nicht selbstverständlich bei denen. Viele Leute sind unruhig im Gefängnis, sie kommen gerade aus einem ganz anderen Zusammenhang, sind dann da festgesetzt und die haben natürlich auch viele persönliche seelsorgerische Probleme wie alle anderen Menschen auch. Die haben gesagt: 'Da kommt ein Muslim und ein Imam und der spricht uns an mit dem, was wir kennen, denn wir verstehen uns als Muslime.'"

Der wahre Islam ist eine friedliche Religion

Manche der Insassen wurden von den Menschenfängern des sogenannten Islamischen Staates beeinflusst, andere kommen traumatisiert und mit schwerer Schuld beladen aus dem Kriegsgebiet in Syrien zurück.
Husamuddin Meyer findet durch das im Knast organisierte Freitagsgebet und sein Angebot der Seelsorge Zugang zu diesen jungen Männern und zeigt ihnen zum ersten Mal, dass der wahre Islam eine friedliche Religion ist, mit dem Gebot der Toleranz und dem Angebot, sich großzügig, mitfühlend und menschlich zu verhalten.
Er meint: Der Weg zum Frieden, den der Islam aufzeige, sei für vor allem ein Weg inneren Wachstums. Aber Husamuddin Meyer glaubt auch, dass die Radikalen, die den Islam missbrauchen, bekämpft werden können, indem diese Religion in Deutschland anerkannt und gelehrt wird.
Husamuddin Meyer war bei Ulrike Timm zu Gast "Im Gespräch".
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