Ikone der schwulen Literatur

06.12.2010
Anlässlich seines 100. Geburtstages am 19. Dezember ehrt das Schwule Museum Berlin den französischen Schriftsteller Jean Genet mit einer großen Ausstellung. Im Mittelpunkt steht dabei Genets Roman "Querelle".
Jean Genet (1919-1986) ist einer der bekanntesten Schriftsteller Frankreichs und vielleicht auch einer der umstrittensten. Seine Mutter gab ihn ein halbes Jahr nach seiner Geburt bei der öffentlichen Fürsorge ab. Nach Beendigung der Schule wird Genet immer wieder wegen kleinerer Delikte verhaftet. Während einer dieser Gefängnisaufenthalte schreibt er seinen ersten Roman "Notre-Dame-des-Fleurs".

Doch zur Ikone der schwulen Literatur wird er mit seinem Roman "Querelle", der später auch von Fassbinder verfilmt wird. "Er hat den definitiven, ultimativen Roman geschrieben", sagt Werner Theis, Mitbegründer des Schwulen Museums und Kurator der Ausstellung über Genet. "Querelle" erschien 1950. "Das ist ein Höhepunkt schwuler Literatur, der bis heute nicht überschritten wurde", meint Theis.

Die Ausstellung dokumentiert unter anderem die Geschichte der Zensur dieses Romans in Deutschland: Zunächst erschien er 1955 im Rowohlt-Verlag, doch die Staatsanwaltschaft stufte ihn als Pornografie an und verbot das Erscheinen. Erst 1962 wurde er in Deutschland zugelassen.

Das Schwule Museum Berlin wurde 1985 gegründet und das 25-jährige Gründungsjubiläum wird mit der heutigen Ausstellungseröffnung gefeiert.

Sie können das vollständige Gespräch mit Wolfgang Theis mindestens bis zum 06.05.2011 in unserem Audio-on-Demand-Angebot hören. MP3-Audio