Iggy Pop wird 70

Wildes Leben und wenig Worte

Iggy Pop bei einem Konzert in der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá am 6. Oktober 2016
Iggy Pop bei einem Konzert in der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá am 6. Oktober 2016 © dpa / picture alliance / Martin Garcia
Von Jan Bösche · 21.04.2017
Wegbereiter und Ikone des Punk: Für Iggy Pop ging es nicht um Liebe und Weltfrieden, sondern um Langeweile und Frust. Er verausgabte sich, die Karriere erlebte Tiefen und Höhen. Heute wird der amerikanische Musiker 70 Jahre alt.
Ein richtiger Wilder: Iggy Pop hat sich auf offener Bühne erbrochen, in Scherben gewälzt, unter Drogen gesetzt. Noch immer sein Markenzeichen: Singen mit nacktem Oberkörper. Bei NPR erklärte er seinen Auftritt-Stil:
"Es gibt nichts wie die Musik, die zu bewohnen ich das Privileg habe. Ich versuche, sie zu den Leuten zu bringen, die Musik anzuziehen wie ein Halloween-Kostüm."
Es gebe kein Alter, ab dem man seinen Oberkörper nicht mehr zeigen dürfe, ätzte er kürzlich im Rolling Stone.
Geboren wurde Iggy Pop als James Newell Osterberg Jr. Er wuchs in einem Trailerpark in Michigan auf, seine Musik-Karriere begann als Schlagzeuger in High School Bands, später lernte er Blues in Chicago. Seine erste große Band waren die Stooges. Sie gelten als Wegbereiter des Punk. Es ging ihnen nicht um Liebe und Weltfrieden, sondern um Langeweile und Frust. Iggy Pop verausgabte sich, die Karriere erlebte Tiefen und Höhen.

"Das Leben wegwerfen, um es zu gewinnen" - Ein Gespräch über Iggy Pop als Künstler, für den der Körper sein wichtigstes "Instrument" war, mit "Kompressor"-Redakteur Hartwig Vens: Audio Player

Nicht mehr als 25 Wörter!

"Lust for life" entstand in Berlin, zusammen mit Freund und Förderer David Bowie. Eigentlich hatten sie versucht, dort von Drogen loszukommen, was ihnen aber nicht gelang. Mit auf der Platte: Der Hit "The Passenger".
Seine Anleitung zum Texten hatte Iggy Pop als Kind bekommen: Nutze so wenig Worte wie möglich. 1986 erklärte er:
"Das ist die Haltung von Soupy Sales. Als er seine TV-Show hatte, ich war fünf oder sechs, sagte er: Schreibt mir, aber nicht mehr als 25 Wörter. Und das blieb mir im Kopf."
Sich ausdrücken − in Worten, auf der Bühne, in Bildern, als Schauspieler im Film. Darum geht es Iggy Pop. Er holt sich Inspiration aus der Literatur.
Der Filmemacher Jim Jarmusch sagt über ihn:
"Er ist eine dieser bemerkenswerten Personen. Er hat einen unglaublichen Verstand. Er ist sehr intellektuell, aber nicht wegen Universität oder Schule. Er hat sich selbst unterrichtet, selbst gebildet. Er weiß über so viele Dinge Bescheid, bildet sich aber nichts darauf ein."

Ohne Drogen in Miami

In den 80-ern bekam Iggy Pop seine Drogenprobleme in den Griff, immer wieder gab es neue Platten. 2003 schloss er sich wieder mit den Bandkollegen der "Stooges" zusammen. Er hat sich in Florida niedergelassen, in Miami. Er sagte, dort sei er am liebsten:
"Schrittweise habe ich in den sieben Jahren nach 1984 mit Drogen aufgehört − außer Kaffee, Wein und Bier. Ich fing an, Dinge zu tun, die mir meine Mutter immer gesagt hat: Früh schlafen gehen, früh aufstehen macht einen Mann gesund, reich und weise."
Seinen 70. Geburtstag will Iggy Pop in aller Ruhe feiern. Vielleicht mit seiner Frau beim Abendessen, vielleicht am Strand. Im vergangenen Jahr hat er das Album "Post Pop Depression" herausgegeben und laut darüber nachgedacht, es könnte sein letztes gewesen sein. Das Album brachte ihm eine Grammy-Nominierung.
Das letzte Lied heißt "Paraguay". Darin singt Iggy Pop vom Weggehen, einem Grundstück unter Palmen − frei von Kritik. Er könne seine Seele einpacken und abhauen.
(cre)
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