#ichbinbarbara

Mit kleinen Zetteln gegen Rassismus und für Meinungsfreiheit

Mit viel Fantasie und kleinen Zetteln bringt #ichbinbarbara Leute zum Nachdenken.
Mit viel Fantasie und kleinen Zetteln bringt #ichbinbarbara Leute zum Nachdenken. © Barbara
Von Claudia Auerbach und Danny Mahlig · 19.02.2018
Sie klebt Zettel über rassistische Sprüche oder Verbotsschilder und stellt Fotos davon ins Netz: Als #ichbinbarbara hat eine junge Aktivistin viel Aufmerksamkeit erreicht. Doch nun sieht sie ihre satirische Kunst bedroht.
Was bedeutet Aktivismus im Netz? Ist das in einer virtuellen Welt überhaupt real?
Für Barbara schon: Barbara geht auf die Straße und klebt Zettel, dann wird’s abfotografiert und in den Sozialen Netzwerken veröffentlicht. Eine halbe Million Follower gibt es schon, es scheint also, dass sie etwas grundlegend richtig macht.
Verbotsschilder, beleidigende Plakate und rechtsradikale Schmierereien sind Barbaras Ansporn, kleine Botschaften im öffentlichen Raum zu hinterlassen. Warum? – Ganz einfach:
"Wenn ein blöder Wicht, was superdoofes spricht, dann kleb’ ich einen Kaktus und der sticht, sticht, sticht."

Barbaras Profil wurde von Facebook gelöscht

Dieser Kommentar führte dazu, dass Facebook und Instagram dieses und einige andere Fotos von Barbaras Profil gelöscht haben. Barbara, mit welcher Begründung wurde Deine Bilder entfernt?
"Ich konnte in meinen Beiträgen nichts erkennen, was eine Löschung gerechtfertigt hätte, und habe einen öffentlichen Beitrag dazu verfasst, um auf das Problem hinzuweisen."
Der ja definitiv für jede Menge Aufruhr gesorgt hat!
"Eine Sprecherin von Facebook hat mich dann angeschrieben und sich entschuldigt. Sie sagte, meine Beiträge seien 'versehentlich gelöscht' worden. Die Beiträge wurden wiederhergestellt."
Fakt ist, dass Soziale Netzwerke im Meinungsaustausch und der Meinungsbildung diese Machtposition erreicht haben. Ist das die fünfte Gewalt? Und geht diese tatsächlich von privaten statt von staatlichen Instanzen aus? Sind das die neuen Richter?
#ichbinbarbara nimmt Rassisten ins Visier.
#ichbinbarbara nimmt Rassisten ins Visier.© Barbara

Besonders hart trifft es die Satiriker

Barbara, du machst ja satirische Kunst. Das heißt, neben der Meinungs- und der Pressefreiheit geht es hier auch um die Kunstfreiheit. Aber das Löschen von Beiträgen wird in solchen Fällen mit einem "Verstoß gegen die Gemeinschaftsstandards von Facebook & Instagram!" gerechtfertigt.
Warum aber werden solche – eher witzigen Beiträge – gelöscht, während man andere – teils rassistische – veröffentlicht lässt?
"Wenn in diesen Netzwerken zensiert wird und das auch noch von mangelhaft geschulten und vollkommen überforderten Callcenter-Mitarbeitern, die diese Konzerne engagieren, dann ist das Resultat ein verfälschtes Meinungs- und Stimmungsbild. Besonders hart trifft es die Satiriker, die diese Plattformen nutzen. Satire ist ein wichtiger Bestandteil des öffentlichen Diskurses."
Dass Hassreden und Diskriminierungen durch das neue Netzwerkdurchsuchungsgesetz aus den Sozialen Netzwerken gelöscht werden, funktioniert bisher nur suboptimal.

Die Freiheit wird ruiniert

Der Journalist Richard Gutjahr versucht immer noch, Videos löschen zu lassen. Seit seiner Online-Berichterstattung über die Terroranschläge in Nizza und München ist er dem Shitstorm im Netz ausgeliefert. Und Youtube soll sogar so weit gegangen sein, seine Kontaktdaten herausgegeben zu haben, anstatt die hetzerischen Videos gegen ihn zu löschen.
Stattdessen entfernt man satirische Kunst. Wie empfindest du das?
"Ich sehe die Freiheit im Internet dadurch mehr als nur bedroht, sie wird aus meiner Sicht dadurch ruiniert."
Glaubst du denn, dass du noch lange anonym weiterarbeiten kannst?
"Die Frage, die ich mir zunehmend stelle ist, ob ich darauf warten soll, bis mich eines Tages irgendwer enttarnt, oder ob ich darauf hinarbeiten soll, das selbst in die Hand zu nehmen, und irgendwann aus eigener Kraft sagen kann: 'Hi Leute, ich bin Barbara'."
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