"Hysterie der Angst vor dem Anderen"

26.04.2007
Der Schriftsteller und Bestsellerautor Ilja Trojanow hat kritisiert, dass in Deutschland beim Thema Islamisierung Ängste geschürt würden, die mit der Realität nichts zu tun hätten. Das sei eine Ablenkung von den wahren Problemen, eine "Manipulation des öffentlichen Diskurses", sagte Trojanow am Donnerstag im Deutschlandradio Kultur.
Politische, wirtschaftliche und soziale Probleme würden zunehmend auf die Unterschiede zwischen den verschiedenen Gruppen und den Zwang zur Assimilierung reduziert: "In den Massenmedien erleben wir eine gewisse Hysterie der Angst vor dem Anderen, vor der Fremde und einen Rückfall in primitive Identitäten." In Deutschland gebe es zudem eine wachsende soziale Diskrepanz, äußerte Trojanow: "Wir haben einen unglaublichen Druck, verschiedene Errungenschaften sowohl im Bereich des Sozialstaates als auch im Bereich der Demokratie wieder abzubauen."

Trojanow, der derzeit an einem Treffen des Schriftstellerverbandes PEN in New York teilnimmt, kritisierte die zunehmende Verengung der Offenheit unserer Gesellschaft, "die auch deutsche Politiker wie zuletzt Schäuble ganz bewusst betreiben". Unter den Autoren dieses Treffens habe man festgestellt, dass es sich dabei um einen weltweiten Trend handele, sagte er, "scheinbar ein paralleler Vorgang, und der ist wirklich erschreckend". Aufgabe der Intellektuellen und Autoren sei es, frühzeitig dagegen vorzugehen und zu warnen.

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