Hollywood-Star Tim Robbins

Dialog über den Zustand der US-Gesellschaft

Schauspieler Tim Robbins und Schwester Helen Prejean 2017 beim Forum "Axis Mundi" auf der Bühne des Theaters The Actors' Gang in Los Angeles
Schauspieler Tim Robbins und Schwester Helen Prejean 2017 beim Forum "Axis Mundi" auf der Bühne des Theaters The Actors' Gang in Los Angeles © Deutschlandradio / Kerstin Zilm
Von Kerstin Zilm · 14.01.2017
Die Präsidentschaftswahl hat die US-Kulturszene aufgewühlt. An einem kleinen Theater in Los Angeles startet Hollywood-Star Tim Robbins eine Dialog-Serie über soziale Gerechtigkeit und zivilen öffentlichen Diskurs. Sein erster Gast: Schwester Helen Prejean, Autorin des Buchs "Dead Man Walking".
Die Chemie zwischen Tim Robbins und Schwester Helen Prejean ist offensichtlich wunderbar. Seit der Verfilmung von Prejeans Buch "Dead Man Walking" vor 20 Jahren machen sich beide für die Abschaffung der Todesstrafe stark. Das Thema steht auch im Mittelpunkt des ersten Forums der "Axis Mundi"-Serie. Initiiert hat sie Tim Robbins, Gründer und künstlerischer Leiter der Actors' Gang in Los Angeles.
"Architekten bezeichnen als 'Axis Mundi' die Straße in einem Dorf, die von den meisten Menschen benutzt wird. Wir wollen mit der Serie ein Umfeld schaffen, in dem unsere Gemeinde sich trifft und über Themen spricht, die gerade wichtig sind."
Dabei geht es Robbins um mehr als die Todesstrafe – es geht ihm darum, nach einem spaltenden Wahlkampf und der Wahl von Donald Trump einen Dialog über den Zustand der US-Gesellschaft anzustoßen.
"Wir müssen alle verstehen, inwieweit unsere eigenen Aktionen, unser Verhalten, unsere Kultur, Trump geschaffen haben. Man kann es sich einfach machen und sagen: Das waren alles ignorante Rassisten, die ihn gewählt haben, aber das ist falsch. Etwas ist krank an einer Gesellschaft, die die Wahl eines solchen Mannes ermöglicht."

"Kunst kann Menschen mit in den Todestrakt nehmen"

Die Actors' Gang wird sich in der ganzen Frühjahrs-Saison Themen sozialer Gerechtigkeit widmen – mit Inszenierungen, Dokumentarfilmen und Diskussionen. Robbins ist sicher, dass provozierendes, unterhaltsames Theater mehr zum Dialog beisteuern kann als soziale Medien beispielsweise. Er hat "Dead Man Walking" als Theaterstück für Schulen und Universitäten adaptiert. Es wurde inzwischen mehr als 270 Mal inszeniert. Schwester Helen Prejean hat erlebt, wie Proben und Aufführungen des Stücks, Menschen veränderten.
"Kunst kann Menschen mit in den Todestrakt nehmen, von dem sie sonst nur nüchterne Zahlen in der Zeitung lesen. Egal ob Film, Buch oder Theater. Es geht darum, Mitgefühl und soziale Gerechtigkeit zu fördern."
Für Schwester Helen Prejean ist die bevorstehende Amtsübernahme von Donald Trump ein idealer Zeitpunkt, politisches Bewusstsein zu stärken.
"Ich lebte als Nonne in meiner eigenen Welt bis ich die Ärmel hochgekrempelt und Verantwortung übernommen habe. Und ich glaube, der Schock, dass Trump gewählt wurde ist so groß, dass das mehr Menschen tun wollen. Die Bürgerbewegung hat neuen Schwung gewonnen."

Zivilen Umgang miteinander pflegen

Das Publikum stellt Fragen über Vergebung und Bestrafen, kommentiert Rassismus und soziale Gerechtigkeit.
"Wir müssen auch Häftlingen den Glauben geben, dass im Leben etwas auf sie wartet, dass es wirklich auch für sie eine zweite Chance gibt."
"Es geht um unsere Verantwortung als Bürger und Individuen, darum wie wir zivilen Umgang miteinander pflegen und dafür sorgen, dass die Gesellschaft besser funktioniert."
Ein Dialog findet an diesem Abend statt. Doch wie wird der weiter geführt und umgesetzt in Handlung nach dem Verlassen des Theaters? Das gibt auch Tim Robbins zu, bleibt die entscheidende Frage:
"Es ist spannend, dass es all diese Bewegungen gibt, die den politischen Status quo in Frage stellen. Aber wenn wir unseren Gegner angreifen, reagiert er wie eine Klapperschlange. Er wird größer und beißt zurück. Wir müssen Veränderungen erreichen, ohne die zu provozieren, deren Meinung wir nicht teilen."
Mehr zum Thema