Hörspiel

Studio LCB - Aus dem Literarischen Colloquium Berlin

25.03.2006
"Eine kurze Geschichte der deutschen Literatur von 1945 bis heute", nennt der Feuilletonleiter der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, Volker Weidermann, sein neues Buch in leiser Anspielung an den umstrittenen Essay von Heinz Schlaffer "Die kurze Geschichte der deutschen Literatur".
Der kleine (grammatische) Artikel markiert einen Unterschied ums Ganze. Wo Schlaffer der deutschen Literatur insgesamt nur zwei kürzere Hochphasen zugesteht - und die Literatur nach '45 gehört nicht dazu - geht Volker Weidermann mit der intensiven Neugier des Nachgeborenen heran an die frühen literarischen Jahre der Republik, und mit der urteilsfreudigen Leidenschaft des Zeitgenossen mustert er die Gegenwart. 135 Autoren aus 60 Jahren werden vorgestellt, kenntnisreich, subjektiv und entschieden. "Lichtjahre" heißt das Buch im Haupttitel, was die Frage stellt, wie weit weg uns die jüngere Vergangenheit geraten ist.

Ulrich Greiner, Leiter der Literaturredaktion der "ZEIT", hat auch ein Buch geschrieben, dessen Titel sich an ein früheres anlehnt. Sein "Leseverführer" erinnert von Ferne an den "Romanverführer" von Rolf Vollmann. Doch auch Greiner geht einen anderen Weg: Er erzählt vom Umgang, auch von seinem Umgang mit Werken der schönen Literatur quer durch die Zeiten und Länder. Er erinnert an eine elementare Praxis, deren Koordinaten gerne vergessen werden, und bahnt trotzdem neue Zugänge zur Literatur. "Eine Gebrauchsanweisung zum Lesen schöner Literatur" heißt sein Buch im Untertitel. Tatsächlich ist es nicht belehrend, sondern verführend. Volker Weidermann wie Ulrich Greiner werden aus ihren Büchern lesen, und sie werden die Entwicklung der deutschen Nachkriegsliteratur bis heute Revue passieren lassen und einem Urteil unterziehen. Ein weiterer Teilnehmer der Nachkriegsliteratur-Revue ist Christoph Bartmann, Leiter des Goethe-Instituts in Kopenhagen, vorher in Wien, Lissabon und Prag, zudem Literaturkritiker der Süddeutschen Zeitung. Er wird die Diskussion mit diversen Außenperspektiven, zumal der österreichischen, unterstützen.

Moderator des Abends ist Hubert Winkels.