Hörspiel: Der mit den Tieren spricht

Die Unruhe

Valère Novarina und Jens Harzer im April 2017 im Berliner Ensemble
Valère Novarina und Jens Harzer im April 2017 im Berliner Ensemble © Deutschlandfunk Kultur / Anke Beims
Von Valère Novarina · 22.04.2018
Was wäre beunruhigender als eine plötzlich verstummte Sprache? Valère Novarinas "Die Rede an die Tiere" wurde 1986 in Paris uraufgeführt. "Ich glaube nicht, dass jemals Präziseres, Heftigeres, Hellsichtigeres ausgesprochen wurde über die Techniken des Schreibens", so sein Schriftstellerkollege Philippe Sollers.
Auftritt des Mannes zum "letztzweiten" Mal. Er spricht wieder zu Tieren, das heißt zu Wesen ohne Antwort. An der Schwelle zum Schweigen lässt uns seine Rede eintauchen in einen widersprüchlichen Raum, wo die Ausweichmanöver des Sprechens und die leeren Pfropfen der Wörter sich verwandeln in verborgenen Sinn. "Diese ungeschickte Kindheit hätte mich kaum schlechter vorbereiten können auf das Leben hinterher: denn für den Menschen – wisset dies, oh Kinder – ist Kindheit schlechte Schulung."
Über Valère Novarina schreibt Philippe Sollers 1980 in Le Monde: "Ich glaube nicht, dass jemals Präziseres, Heftigeres, Hellsichtigeres ausgesprochen wurde über die Techniken des Schreibens. (…) Dass akademischer Diskurs und Markt sich dagegen sperren, ist mehr als normal (…), doch die neue Kunst, der neue Geist setzen ihren Marsch um nichts weniger fort. Ars nova, Ars Novarina."
Ausschnitt:

Die Unruhe
Teil 2 aus "Die Rede an die Tiere"
Unter Verwendung von musikalischen Interventionen des Autors aus "Le théâtre des oreilles", Radio France 1980
Von Valère Novarina
Übersetzung, Funkeinrichtung und Regie: Leopold von Verschuer
Mit: Jens Harzer, Valère Novarina
Ton: Thomas Monnerjahn, Sonja Rebel
Produktion: Deutschlandradio Kultur 2017

Länge: 67'57

Eine Wiederholung vom 14.04.2017


Anschließend:
"Voir le langage - Die Sprache sehen"
Ein Gespräch mit Valère Novarina und Leopold von Verschuer
von und mit Clarisse Cossais und Max Volkert Martens in der Übersetzung
Ton: Thomas Monnerjahn
Deutschlandradio Kultur 2017
Hörspiel: "Das Tier der Zeit"Produktion Deutschlandradio Kultur 2016Aufgenommen: 14. März 2016 im Funkhaus Berlin Autor: Valére NovarinaRegie: Leopold von VerschuerAbgebildet: Leopold von Verschuer, Valére Novarina, Ulrike Brinkmann, Clarisse Cossais (v.lks.)
Abgebildet: Leopold von Verschuer, Valére Novarina, Ulrike Brinkmann, Clarisse Cossais (v.lks.)© Deutschlandradio / Sandro Most
Ein Studio-Gespräch

Audio Player
Valère Novarina - Paris im Oktober 2017
Valère Novarina - Paris im Oktober 2017© Antonio Maria Storch
Valère Novarina - Paris im Oktober 2017
Valère Novarina - Paris im Oktober 2017© Antonio Maria Storch
Valère Novarina - Paris im Oktober 2017
Valère Novarina - Paris im Oktober 2017© Antonio Maria Storch
DER AUTOR
Am 4. Mai 1947 kommt Valère Novarina als Sohn eines Architekten und einer Schauspielerin bei Genf zur Welt.
1953 versteckt er seine ersten wissenschaftlichen Schriften unter Steinen.
1964 liest er Dantes Göttliche Komödie durch, Dauer 6 Monate.
1965 liest er den kompletten Artaud in der Bibliothèque Nationale und schreibt eine theaterwissenschaftliche Abhandlung.
1972 wird die Radioausstrahlung seines ersten Stückes "L‘Atelier volant" aus politischen Gründen von Jacques Salabert verboten, ein Jahr später jedoch nachgeholt.
1973 liest er öffentlich sein zweites Stück "Le Babil des classes dangereuses" vor, Dauer von 15 Uhr 30 bis 22 Uhr.
1974 wird am 25. Januar "L’Atelier volant", im Théâtre Gérard Philippe in Suresnes in der Inszenierung von Jean-Pierre Sarrazac uraufgeführt.
1976 übernimmt Christian Bourgeois die Veröffentlichung aller auch zukünftigen Schriften von Valère Novarina in seinem Pariser Verlag P.O.L.
1982 erhält er von Jean Dubuffet bei seinem ersten Besuch ein weißes Blatt Papier.
1983 zeichnet er, eingeschlossen in einem Turm in La Rochelle, zwei Tage lang die 2587 Figuren seines Stückes "Le Drame de la vie".
1986 kommt es nach der Uraufführung von "Le Drame de la vie" beim Festival d’Avignon zu Turbulenzen, der Autor hat erstmals selbst inszeniert.
1988 Lektüre der Bekenntnisse des Augustinus.
1998 schreibt er für die Truppe der Regisseurin Claude Buchvald L’Opérette imaginaire, 120 Vorstellungen in drei Jahren.
2003 wird seine achte Inszenierung eines eigenen Stückes, "La Scène", im Théâtre Vidy in Lausanne uraufgeführt und achtzig mal in ganz Frankreich, darunter einen Monat en suite im Pariser Théâtre National de la Colline gezeigt.
2005 wird er ins offizielle Repertoire der Comédie Française aufgenommen und inszeniert dort 2006 "L’Espace furieux", eine Neufassung seines Stücks "Je suis" (nach L. v. Verschuer).
Leopold von Verschuer
Leopold von Verschuer© Antonio Maria Storch
DER ÜBERSETZER:
Leopold von Verschuer, geb. 1961 in Brüssel. Seit 1994 verbindet ihn eine Arbeitsbeziehung als Schauspieler, Übersetzer und Regisseur mit Valère Novarina. 1999 war er Preisträger des deutsch-französischen Programms ‚Transfert théâtral‘ für seine Übersetzung Die eingebildete Operette. Den ‚Bremer Übersetzerpreis’ erhielt er 2001 für seine Übersetzung des Stücks Der rote Ursprung, dessen deutschsprachige Erstaufführung er 2007 am Theater am Neumarkt in Zürich inszenierte.
Taube
Taube© Antonio Maria Storch

Ursendungen zu Valère Novarina:


"1111 Vögel"
Teil 3 aus "Die Rede an die Tiere"
Sonntag, 29. April, um 18:30 Uhr.
Hier ein Ausschnitt:
Agnes Sourdillon und Jens Harzer in unserem Berliner Studio
Agnes Sourdillon und Jens Harzer in unserem Berliner Studio© Antonio Maria Storch
"1111 VÖGEL"
Teil 3 aus "Die Rede an die Tiere"
Von Valère Novarina
Zweisprachige Radiofassung in der Übersetzung von Leopold von Verschuer
Komposition und Klanggestaltung: Peter Ablinger
Mit: Jens Harzer und Agnès Sourdillon
sowie der Stimme des Autors als Infra-Walfisch
instrumentiert für Ultraklavier und Ultracembalo
Ton und Technik: Thomas Monnerjahn und Jan Fraune
Regieassistenz: Anke Beims
Regie: Leopold von Verschuer
Produktion: Deutschlandfunk Kultur 2018

Das Hörspiel wird als Stereo-Version und in einer 5.1-Surround-Version gesendet.
Im Atelier von Valère Novarina in der Normandie
Im Atelier von Valère Novarina in der Normandie© Antonio Maria Storch
"Insekten und Einhörner"
Dienstag, 01. Mai, um 18:30 Uhr
"Der Künstlerbriefwechsel zwischen Jean Dubuffet und Valère Novarina"

Jens Harzer spricht Novarina
Jens Harzer spricht Novarina© Antonio Maria Storch
Jürgen Holtz spricht Jean Dubuffet
Jürgen Holtz spricht Jean Dubuffet© Antonio Maria Storch
Marina-Gallic
Marina-Galic© Antonio Maria Storch
Hier ein Ausschnitt:
"INSEKTEN UND EINHÖRNER"
Der Künstlerbriefwechsel zwischen Jean Dubuffet und Valère Novarina,
sowie:
21 Antworten auf 24 Fragen von Valère Novarina durch Jean Dubuffet
und Auszüge aus: Le Drame de la vie (Das Drama des Lebens)
und Pendant la matière (Während der Materie) von Valère Novarina.
Unter Verwendung von Musikfragmenten, die der Autor 1980 im Rahmen seines Hörstücks "Le théâtre des oreilles" für Radio France Culture improvisiert hat.
Übersetzung aus dem Französischen und Bearbeitung: Leopold von Verschuer
Mit:
Jürgen Holtz - als Jean Dubuffet
Jens Harzer - als Valère Novarina
sowie Hanns Zischler und Marina Galic
Ton und Technik: Thomas Monnerjahn und Jan Fraune
Regieassistenz: Anke Beims
Regie: Leopold von Verschuer
Produktion: Deutschlandfunk Kultur 2018
Das Atelier von Valère Novarina in der Normandie
Das Atelier von Valère Novarina in der Normandie© Antonio Maria Storch
Valère Novarina in seinem Atelier in der Normandie
Valère Novarina in seinem Atelier in der Normandie© Antonio Maria Storch
Im Atelier von Valère Novarina in der Normandie
Im Atelier von Valère Novarina in der Normandie© Antonio Maria Storch
VERÖFFENTLICHUNGEN (Auszug) von Valère Novarina

Im Verlag P.O.L:
LE DRAME DE LA VIE. - 1984.
LE DISCOURS AUX ANIMAUX. - 1987.
THEATRE. (L'Atelier volant - Le Babil des classes dangereuses - Le monologue d'Adramélech - La Lutte des morts - Falstafe) - 1989.
LE THEATRE DES PAROLES. (Lettre aux acteurs - Le Drame dans la langue française - Le Théâtre des oreilles - Carnets - Impératifs - Pour Louis de Funès - Chaos - Notre parole - Ce dont on ne peut parler, c'est cela qu'il faut dire) - 1989.
VOUS QUI HABITEZ LE TEMPS. - 1989.
PENDANT LA MATIERE. - 1991.
JE SUIS. - 1991.
L’ANIMAL DU TEMPS. (Bühnenfassung von Le Discours aux animaux) - 1993.
L’INQUIETUDE. (Bühnenfassung von Le Discours aux animaux) - 1993.
LA CHAIR DE L’HOMME. - 1995.
LE REPAS. (Bühnenfassung der ersten Seiten von La Chair de l’homme) - 1996.
L'ESPACE FURIEUX. (Bühnenfassung von Je suis) - 1997.
L'AVANT DERNIER DES HOMMES. (Bühnenfassung des Kapitels XVII von La Chair de l’homme) - 1997.
LE JARDIN DE RECONNAISSANCE. - 1997.
L'OPÉRETTE IMAGINAIRE. - 1998.
DEVANT LA PAROLE. - 1999.
L'ORIGINE ROUGE. - 2000.
L'EQUILIBRE DE LA CROIX. (Bühnenfassung von La Chair de l’homme) - 2003.
LA SCÈNE. - 2003.
LUMIÉRES DU CORPS. - 2006.
L’ACTE INCONNU. - 2007.
L’ENVERS DE L’ESPRIT. - 2009.
LE VRAI SANG. - 2011.
LA QUATRIEME PERSONNE DU SINGULIER. - 2012.
OBSERVEZ LES LOGAEDRES! - 2014.
LE VIVIER DES NOMS. - 2015.
VOIE NÉGATIVE. - 2017.

Bei anderen Verlagen:
FALSTAFE d'après Shakespeare. Christian Bourgois, 1977.
LE BABIL DES CLASSES DANGEREUSES. Christian Bourgois, 1978.
LETTRE AUX ACTEURS. L'Énergumène, 1979.
LA LUTTE DES MORTS, suivie de Le Drame dans la langue française. Christian Bourgois, 1979.
CENT DESSINS. éditions Beba / Le Consortium, 1986 - Cent des 2587 personnages du Drame de la vie dessinés à La Rochelle en juillet, 1983.
POUR LOUIS DE FUNÈS. éditions Actes Sud, 1986.
LE FEU. Thérèse Joly & Valère Novarina. - Editions Comp’act, 1994.
LA LOTERIE PIERROT. - texte augmenté de la scène XII de La Chair de l'homme, Héros Limite, Genève, 1995.

In deutscher Sprache (Auswahl), alle aus dem Frz. von Leopold von Verschuer:
BRIEF AN DIE SCHAUSPIELER und FÜR LOUIS DE FUNÈS, Alexander Verlag Berlin, 1998/2007.
DIE EINGEBILDETE OPERETTE, Alexander Verlag Berlin, 2001.
DER ROTE URSPRUNG, im Sammelband frz. Dramatik SCÈNE 6, Verlag der Autoren, 2003.
DER UNBEKANNTE AKT, im Sammelband frz. Dramatik SCÈNE 12, Verlag Theater der Zeit, 2009.
Im Verlag Matthes & Seitz Berlin:
LICHTER DES KÖRPERS, 2011. 311 GOTTESDEFINITIONEN, 2012. DER MONOLOG DES ADRAMELECH, 2014. DIE REDE AN DIE TIERE, 2017.


Hier finden Sie weitere Informationslinks:

Die Internet-Seite von Valère Novarina
Valère Novarina in der Normandie
Valère Novarina in der Normandie© Antonio Maria Storch