"hitchBOT" im Musuem

Letzte Reise des trampenden Roboters

Roboter "hitchBOT" 2015 in Berlin
Der Roboter "hitchBOT" machte im Februar 2015 auch in Berlin halt. © picture alliance/dpa/Foto: Jens Kalaene
Stefan Stein im Gespräch mit Max Oppel · 21.08.2018
Vor vier Jahren machte "hitchBOT" Schlagzeilen. Wissenschaftler hatten den Roboter einfach losgeschickt und so trampte er durch die Welt. Am Ende wurde ihm ziemlich übel mitgespielt. Jetzt ist er im Computermuseum in Paderborn angekommen.
Er war von 2014 bis 2015 unterwegs. Nach seiner langen Reise per Anhalter durch Nordamerika, die Niederlande und Deutschland zieht der trampende Roboter "hitchBOT" nun ins Paderborner "Heinz Nixdorf MuseumsForum" ein.
Als sozialwissenschaftliches Experiment hatten die beiden Wissenschaftler David Harris Smith und Frauke Zeller den Roboter auf die Reise geschickt und damit weltweit für Schlagzeilen gesorgt. Dutzende Autofahrer nahmen den ungewöhnlichen Fahrgast mit, der auch in den sozialen Netzwerken über seine Abenteuer berichtete, wenn es die Chauffeure erlaubten. Auf Twitter etwa hat "hitchBOT" mehr als 50.000 Follower. Wie ging die Reise für den Roboter aus Schwimmnudeln, Gummistiefeln und einer einfachen technischen Ausstattung aus?
Wir sprechen mit Stefan Stein, Kurator am weltweit größten Computermuseum, dem "Heinz Nixdorf MuseumsForum" in Paderborn, über den neuen Gast in seinem Haus.

Ideales Zwischenglied

Zunächst habe das Museum "hitchBot" sehr sorgfältig restauriert, sagt Stein. Denn der trampende Roboter sei ja am Ende seiner Reise zerstört und sozusagen "elektronisch ausgebeint" worden. Nun sei er aber wieder in gutem Zustand. Stein sagt zur Rolle von "hitchBOT" in der Ausstellung:
"Er ist für uns ein fast ideales Zwischenglied in der Schnittmenge Mensch - Roboter - Technik - und Kommunikationswissenschaften, Medien überhaupt." Das Museum habe gerade einen neuen Medienteil gestaltet und arbeite derzeit daran, den Bereich Künstliche Intelligenz (KI) und Robotik einzurichten. Genau in der Schnittmenge dieser beiden Einheiten der Dauerausstellung werde "hitchBOT" am Ende stehen.


Vom robotischen Technikverständnis her sei "hitchBOT" kaum von musealer Bedeutung, sagt Stein. "Aber das Kommunikationsverständnis, das Verständnis Mensch – Maschine, und der Medienhype, den er hervorgerufen hat, der ist für uns natürlich spannend und zeigt ihn als kleinen Meilenstein in der Geschichte der Robotik."
Der trampende Roboter "hitchBOT" im Museum in Paderborn.
Der trampende Roboter "hitchBOT" im Museum in Paderborn.© Friedrich Stark / epd-bild / imago
Stein sagt, der eigentliche Zweck des Roboters sei kein technischer oder robotischer gewesen, die Forscher Smith und Zeller hätten ein soziales Experiment durchführen wollen: "hitchBOT" wurde 2014 zunächst in Kanada auf die Reise geschickt, mit dem Ziel, so Stein, herauszufinden: "Inwieweit können Roboter Menschen vertrauen?"

Verhältnis Mensch – Roboter

Das Verhältnis zwischen Mensch und Roboter sei schließlich oft problembeladen, etwa weil Arbeitsroboter als bedrohlich empfunden werden, weil sie vielleicht den Arbeitsplatz überflüssig machten. HitchBOT – gebaut aus Schwimnudeln, Gummistiefeln, Eimer, Tablet – werde hingegen anders wahrgenommen; dem trampenden Roboter sei man eher in einem hilfsbedürftigen Zustand begegnet – er konnte sich schließlich nicht selbst bewegen und auch nur bedingt bemerkbar machen.
Die Wissenschaftler Smith und Zeller haben die Kommunikation mit dem Roboter aufgezeichnet und ausgewertet. Die Forscher seien zu dem Ergebnis gekommen: "Roboter können Menschen vertrauen, Roboter können ein soziales Mitleid erregen, wenn sie klein und ein wenig unbeholfen sind."
Das Verhältnis zwischen Mensch und Roboter sei schließlich oft problembeladen, etwa weil Arbeitsroboter als bedrohlich empfunden werden, weil sie vielleicht den Arbeitsplatz überflüssig machten. "hitchBOT" – gebaut aus Schwimmnudeln, Gummistiefeln, Eimer, Tablet – werde hingegen anders wahrgenommen; dem trampenden Roboter sei man eher in einem hilfsbedürftigen Zustand begegnet – er konnte sich schließlich nicht selbst bewegen und auch nur bedingt bemerkbar machen.


Die Wissenschaftler Smith und Zeller haben die Kommunikation mit dem Roboter aufgezeichnet und ausgewertet. Die Forscher seien zu dem Ergebnis gekommen: "Roboter können Menschen vertrauen, Roboter können ein soziales Mitleid erregen, wenn sie klein und ein wenig unbeholfen sind."
Roboter "hitchBOT" im Juli 2015 in den USA
"hitchBOT" trampt im Juli 2015 in der amerikanischen Küstenstadt Marblehead, Massachusetts.© picture alliance/dpa/Foto: Stephan Savoia
In der überwiegenden Mehrzahl der Kontakte habe "hitchBOT"s Beschaffenheit dazu geführt, dass er von seinen Kommunikationspartnern und den Fahrern freundlich aufgenommen wurde.
"Er hatte eben nur einmal und dann eben zum Ende seiner großen Reise das entscheidende Pech, einem bösartigen Menschen zu begegnen. Und wie Frau Professor Zeller sagte: 'Auch guten Robotern können böse Dinge widerfahren'."
(mf)
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