Historiker: Neuer Patriotismus erinnert an deutsche Freiheitsgeschichte

17.06.2006
Der Historiker Heinrich August Winkler hat den durch die Fußballweltmeisterschaft entfachten Patriotismus der Deutschen begrüßt. Es sei erfreulich, die schwarz-rot-goldenen Fahnen so zahlreich in diesen Tagen zu sehen, sagte Winkler im Deutschlandradio Kultur.
Diese drei Farben seien bereits in der Weimarer Republik die Farben der Demokraten gewesen. Wenn diese heute eindeutig akzeptiert würden, heiße das auch, dass die Deutschen sich ihrer Demokratie- und Freiheitsgeschichte erinnern.

Winkler weiter: "Ich finde das ein erfreuliches Annehmen des besseren Teils der deutschen Vergangenheit – und das ist notwendig, wenn wir die Erinnerung an die schrecklichen Kapitel dieser Geschichte wach halten wollen. Wir müssen wissen, warum es 1933 zur deutschen Katastrophe kam, warum die demokratisch-liberal-freiheitlichen Traditionen damals unterlegen sind – aber es ist auch wichtig, sich immer wieder klarzumachen: Es gab diese Traditionen, an die können wir anknüpfen, dafür stehen auch die Zeilen ‚Einigkeit und Recht und Freiheit’ und die schwarz-rot-goldene Fahne der Bundesrepublik."

Winkler forderte außerdem, den 17. Juni 1953 als Teil der gesamtdeutschen Erinnerung an die Geschichte seit 1945 zu sehen. Der damalige Arbeiteraufstand sei die erste große Freiheitsbewegung gegen die kommunistische Diktatur seit 1945 gewesen. Das Gedenken an diesen Aufstand würde auch das Zusammenwachsen heute in Deutschland fördern.

Winkler wörtlich: "Es ist wichtig, dass wir nicht nur die viel zitierte Erfolgsgeschichte der Bundesrepublik Deutschland in die gesamtdeutsche Erinnerung einbringen, sondern auch das, was die Menschen in der DDR ihrerseits für Recht und Freiheit getan haben. Da ist der 17. Juni 1953 nach wie vor ein großes Datum."

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