Historiker begrüßt Anerkennung Palästinas als Beobachterstaat

30.11.2012
Der israelische Historiker und Journalist Tom Segev lobt den UN-Beschluss, Palästina den Status als Beobachterstaat zuzuerkennen. Zugleich kritisierte er die ablehnende Haltung Israels.
Israel habe einen großen Fehler gemacht, den Antrag der Palästinenser in der UN-Vollversammlung nicht zu unterstützen, sagte Segev. Es sei ein guter Beschluss gewesen, weil die Palästinenser internationale Hilfe bräuchten. "Ich finde das nur falsch und dumm und sehr kurzsichtig von uns, dass wir nicht der Welt gesagt haben: Ja, wir unterstützen auch diesen Beschluss. (…) Es wäre viel intelligenter gewesen, diplomatisch besser – und ich glaube, auch anständiger", so der Historiker und Journalist.

Segev bedauerte, dass die meisten Israelis die Haltung ihrer Regierung teilten. Als Konsequenz der UN-Entscheidung rechnet er zumindest für die nächste Zeit mit einer Verschärfung des politischen Klimas. "Ich glaube, wir gehen eher auf ‚jetzt erst recht’. Das liegt so in unserem Charakter: Die ganze Welt ist gegen uns, die ganze Welt ist schon seit 2000 Jahren gegen uns, wir sind schon seit 2000 Jahren verfolgt, und wir müssen stark beisammenstehen."

Dieser Ton werde jetzt zumindest bis zu den Wahlen im Januar angeschlagen werden. "Das ist so eine Art israelischer Patriotismus, der uns eigentlich bisher nur geschadet hat. Wir haben wirklich kein Interesse, isoliert gegen die ganze Welt zu stehen", betonte Segev. Stattdessen habe Israel ein "existenzielles Interesse" an einer Zwei-Staaten-Lösung. Leider gebe es auf beiden Seiten immer weniger Menschen, die daran noch glaubten.


Das vollständige Gespräch mit Tom Segev können Sie bis zum 30.4.2013 als
[url=http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2012/11/30/drk_20121130_0749_302db086.mp3
title="MP3-Audio" target="_blank"]MP3-Audio[/url] in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören.