Hilfe am Ende des Lebens

22.03.2008
In unserer modernen Hightech-Welt wird es immer mehr verdrängt: Das Thema Sterben und Tod. Die Werbung verheißt ewige Jugend, die medizinische Forschung macht immer mehr Fortschritte, Leben zu verlängern. Alter, unheilbare Krankheiten, Schmerzen, das Ende eines Lebens haben immer weniger Platz.
Dies erfuhr auch die Krankenschwester Dorothea Becker, die jahrelang auf einer Intensiv- und Krebsstation gearbeitet hat. "Die Maschinerie Krankenhaus" ließ ihr kaum Möglichkeiten, sich den todgeweihten Patienten zu widmen. "Im Krankenhaus ist vorgesehen, dass wir immer etwas tun. Zeit haben ist eine Größe, die nicht eingeplant ist. Und da geriet ich an meine persönliche Grenze, dass ich mit zunehmendem Alter merkte, dass ich denen nicht mehr gerecht werden konnte, die uns gebraucht haben." Zu oft mussten ihre Patienten den Satz hören: "Gehen Sie nach Hause, wir können nichts mehr für sie tun."

Damals entsteht bei Dorothea Becker die Idee: Sie will einen Ort schaffen, "wo alles für die sterbenden Menschen da ist, und wo keine ungerechtfertigten Hoffnungen gemacht werden". Wo medizinische Linderung und menschliche Geborgenheit geschaffen werden können. Sie will sich selbst damit auch einen Arbeitsplatz schaffen, an dem sie sich auf die Pflege konzentrieren kann und Zeit für die Patienten hat. Schlüsselerlebnis ist auch der Tod eines engen Freundes, den sie beim Sterben begleitet hat.

1998 gründet sie das erste Hospiz in Berlin, das Ricam-Hospiz, das 15 Zimmer für Schwerstkranke bietet. Den Begriff Sterbe-Hospiz hört sie nicht gern: "Unser Haus ist ein Ort mit intensivem Leben, an dessen Ende der Tod steht. Und das stimmt noch nicht einmal in jedem Fall. Sieben Prozent unserer Patienten gehen wieder nach Hause. Viele werden von ihren Schmerzen befreit, von Übelkeit. Sie können wieder Leben spüren, dass es gut ist, wach zu werden. Dass die Sonne aufgeht, der Tag anfängt, dass wir gemeinsam schauen können, wie sie den Tag wuppen können."

Gemeinsam mit eigens ausgebildeten Ärzten, Pflegern, Musiktherapeuten, Seelsorgern und vielen ehrenamtlichen Helfern versucht sie, den Patienten die letzte Phase des Lebens so lebenswert wie möglich zu gestalten. Dazu gehört die schmerzlindernde Palliativmedizin ebenso, wie menschliche Zuwendung - und jede Menge Zeit, um sich würdevoll zu verabschieden.

Ihre Überzeugung: "Leben ist kostbar – bis zum letzten Augenblick."

"Hilfe am Ende des Lebens – Hospizarbei" - darüber spricht Gisela Steinhauer heute von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr gemeinsam mit Dorothea Becker. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der kostenlosen Telefonnummer 00800 / 2254 2554 oder per E-Mail unter gespraech@dradio.de.

Informationen über das Ricam-Hospiz im Internet:
www.ricam-hospiz.de