Highlights

Jazz im Juli

Die Bassistin Hendrika Entzian.
Die Bassistin Hendrika Entzian. © Stefanie Marcus
Von Matthias Wegner · 03.07.2017
Im Jazz gibt es kein Sommerloch. Im Gegenteil. Die Festivaldichte ist besonders hoch und auch die Veröffentlichungen versiegen nicht so schnell, wie in der Popmusik. Im Juli stellen wir unter anderem die Kölner Bassistin Hendrika Entzian und die japanische Band Nautilus vor und blicken zurück in das Jazzjahr 1967, als die große Legende John Coltrane starb. Außerdem senden wir weitere Mitschnitte vom „Jazzdor“-Festival Berlin.
Montag, 03.Juli / Tonart Jazz, 11:35 Uhr
Die Band "Nautilus" und die junge Jazz-Szene in Japan

Japan hat weltweit den größten Anteil an Jazzfans in Relation zur Bevölkerung. Zudem tritt dort gerade eine neue Generation von Jazzliebhabern in Erscheinung: 20-35jährige, die in Clubs und auf Festivals eine neue Form von Jazz spielen und hören. Sie orientieren sich an aktuellen Helden des US-amerikanischen Jazz wie Robert Glasper, Flying Lotus und Kamasi Washington. Manche der jungen Japaner beziehen ihre Inspirationen aber auch aus Jazzfunk und Fusion der 70er Jahre. So wie das Trio Nautilus, das sich nach einer Bob James-Nummer benannt hat und u.a. nach Roy Ayers klingt. Vor drei Jahren haben sich Nautilus in Tokio gegründet, gerade ist ihr erstes europäisches Album "Nautiloid Quest" erschienen.
Autor: Martin Risel
Nautilus
Das japanische Trio "Nautilus"© agogo records
Dienstag, 04. Juli / Tonart Jazz, 01:05 – 05:00 Uhr
Zeit für eine Rehabilitierung: Jazz und Disco
Eine Verbindung, die – um es euphemistisch auszudrücken - nicht allen Jazz-Fans gefallen hat, war die Begegnung von Jazz und Disco in den 70er Jahren. Natürlich gab es viele furchtbare Produktionen in dieser Zeit, es gab aber auch echte Meisterwerke. Zum Beispiel die von tiefer Spiritualität durchdrungenen Platten des Saxofonisten Carlos Garnett, die futuristischen Produktionen der Mizell Brothers oder die rohe Garagen-Boogie-Aufnahmen von Roy Porter. Andreas Müller hat einige der besten Stücke jener Zeit herausgesucht. Außerdem in der Sendung: Wiederveröffentlichungen des wichtigen europäischen Neuerers Joe Harriott.
Autor: Andreas Müller
Montag, 10.Juli / Tonart Jazz, 11:35 Uhr
Jazz-Sommerfestivals 2017: Wo geht's hin?
Welches sind die wirklich besonderen Festivals in diesem Sommer?
Welches sind die wirklich besonderen Festivals in diesem Sommer?© imago
Ohne ein eigenes Jazzfestival geht es nicht mehr. Kaum eine Stadt, Region oder Gemeinde, die nicht wenigstens ein verlängertes Wochenende der improvisierenden Musik widmet. Ganz besonders im Sommer. Wahrscheinlich gab es noch nie so viele Jazzfestivals in Europa wie derzeit. Ein Paradies für alle Fans und überlebensnotwendig für viele Musiker. Wo aber soll es hingehen? Welches sind die wirklich besonderen Festivals dieses Sommers?
Autor: Matthias Wegner
Montag, 10. Juli / In Concert, 20:03 – 21:30 Uhr
Zarte Augenblicke, musikalische Poesie, ungewöhnliche Klangfarben

Zarte Augenblicke, musikalische Poesie, ungewöhnliche Klangfarben und virtuose Improvisationen prägten den dritten Abend des diesjährigen Jazzdor-Festivals in Berlin.
Gebhard Ullmann und BassX3
Gebhard Ullmann und BassX3© Mathieu Schoenahl
Besonders hinreißend: das Duo von Sängerin und Schauspielerin Elise Caron und Schlagzeuger Edward Perraud. Die beiden Franzosen fesselten das Publikum mit charmanter Alltags-Poesie, angenehm schlicht und humorvoll zugleich vorgetragen.
Ein weiterer Höhepunkt des Abends: Die Weltpremiere von Gebhard Ullmanns Trio BassX3, bei dem die französische Bassistin Hélène Labarrière ihren Einstand gab. Alleine die Besetzung in dieser Band ist höchst ungewöhnlich. Bassklarinette bzw. Bassflöte und zweimal Kontrabass ergeben faszinierende Klangmöglichkeiten und sind eine Freude für Liebhaber tiefer Töne.

Elise Caron - Edward Perraud Duo:
Elise Caron, Gesang
Edward Perraud, Schlagzeug
(Deutschlandpremiere)
Die Sängerin Elise Caron.
Die Sängerin Elise Caron.© Mathieu Schoenahl
Gebhard Ullmann Bassx3 invite Hélène Labarrière:
Gebhard Ullmann, Bassklarinette
Chris Dahlgren, Kontrabass
Hélène Labarrière, Kontrabass
(Premiere)
Marc Ducret Métatonal (Deutschlandpremiere)
11. Jazzdor Strasbourg-Berlin
Kesselhaus Berlin
Aufzeichnung vom 01.06.2017
Moderation: Matthias Wegner
Dienstag, 11. Juli / Tonart Jazz, 01:05 – 05:00 Uhr
Auf einem guten Weg: die Bassistin und Komponistin Hendrika Entzian

Noch immer sind Bassistinnen Ausnahmeerscheinungen im Jazz, zumindest in der ersten (Jazz-) Liga. Die Wahl-Kölnerin Hendrika Entzian allerdings ist auf einem guten Weg sich in der deutschen Szene zu positionieren. Sie ist nicht nur technisch hervorragend geschult, sie verfügt zusätzlich über eine enorme Reife in ihrem Spiel. Außerdem ist sie eine überaus produktive Komponistin und leitet seit ein paar Jahren ihre eigene Band, mit der sie nun das neue Album "Pivot" herausgebracht hat. Es ist weitaus mehr als eine Talentprobe.
Autor: Matthias Wegner
Hendrika Entzian. 
Die Bassistin und Komponistin Hendrika Entzian. © Stefanie Marcus
Montag, 17.Juli / Tonart Jazz, 11:35 Uhr
1967. Auch im Jazz ein besonderes Jahr

Am 17.7.1967 jährt sich der viel zu frühe Tod des Saxofon-Giganten John Coltrane zum 50. Mal. Ein Anlass, um das "Jazzjahr 1967" einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Ein Jahr, in dem vielleicht keine Jahrhundertwerke veröffentlicht wurden, aber doch einige sehr wichtige und hoch spannende Alben u.a. von Wayne Shorter, Sam Rivers und Jackie McLean. Es war zudem die Zeit, in der vieles zusammengewürfelt wurde und eine gewisse Orientierungslosigkeit herrschte: Der Hard-Bop war mehr oder weniger auserzählt. Der Free Jazz hatte sich schon die ersten Hörner abgestoßen. Fusion war noch nicht der Rede wert. Gerade in dieser Orientierungslosigkeit passierte aber jede Menge.
Autor: Andreas Müller
Der Saxophonist John Coltrane.
Der Saxophonist John Coltrane.© AFP
Dienstag, 18. Juli / Tonart Jazz, 01:05 – 05:00 Uhr
50. Todestag des Jazz-Giganten John Coltrane

Autor: Vincent Neumann
Montag, 24.Juli / Tonart Jazz, 11:35 Uhr
Ein Meister der Reduktion und der Miniaturen: der Gitarrist Bill Frisell
Der Gitarrist Bill Frisell. 
Der Gitarrist Bill Frisell. © picture-alliance / dpa / Rafa Alcaide
Der US- Amerikaner Bill Frisell ist seit Jahrzehnten einer der spannendsten und vielseitigsten Gitarristen des internationalen Jazz, mittlerweile mit einer Riesen-Diskografie im Rücken. Was er auch spielt: Er schafft es mit wenigen Tönen viel auszudrücken und präsentiert sich immer wieder in überraschenden Konstellationen. Auf seinem neuen Album "Small Town" geht er in einen intimen Dialog mit dem kongenialen Bassisten Thomas Morgan. Auch er steht für Understatement und Reduktion. Gemeinsam reflektieren die Beiden sowohl über alte Country-Klassiker, als auch über John Barry legendärem "Goldfinger".
Autor Johannes Kaiser
Montag, den 24.Juli / In Concert 20:03 – 21:30 Uhr
Ein Saxofonquartett spielt Machauts Messe für unsere liebe Frau"

Es haben sich noch nicht viele Jazzmusiker an die Interpretation von Guillaume de Machauts "Messe für Unsere liebe Frau" gewagt. Geschrieben wurde es vor 600 Jahren für Männerstimmen. Das französische "Quatuor Machaut" präsentiert dieses Werk nun in ungewöhnlicher Besetzung mit vier Saxofonen, die ein verblüffendes Spiel zwischen Klang und Resonanz entwickeln. Eine Musik von großer poetischer Kraft, die den Zuhörer in ein ebenso prachtvolles wie modernes Mittelalter katapultiert. Die Band "Coronado" im Anschluss erzeugt ein urbanes nächtliches Ambiente, zwischen vibrierendem Jazz und energetischem Rock. Und danach trifft das Quartett des Schlagzeugers Dejan Terzic auf ein improvisierendes Streichquartett aus Frankreich (Quatuor IXI).
Quatuor Machaut.
Quatuor Machaut.© Olivier Hoffschir
Quatuor Machaut
(Deutschlandpremiere)
Coronado
(Deutschlandpremiere)
Quatuor IXI und Melanoia:
(Deutschlandpremiere)
11.Jazzdor Strasbourg-Berlin
Kesselhaus Berlin
Aufzeichnung vom 02.06.2017
Moderation: Matthias Wegner
Dienstag, 25 Juli / Tonart Jazz, 01:05 – 05:00 Uhr
Undercover - Coverversionen populärer Songs im Jazz
Das US-amerikanische Trio The Bad Plus.
Das US-amerikanische Trio The Bad Plus.© picture-alliance / dpa / Bernd Thissen
Die Interpretation von Pop-Musik im Jazz ist nichts Neues. Viele Jazz-Standards, die wir heute kennen, waren zunächst "Popsongs" ihrer jeweiligen Zeit. Und auch heute reizt es Jazzmusiker und Musikerinnen immer wieder, sich mit populären Liedern zu befassen und diese zu covern. Der Posaunist Nils Landgren z.B. widmete ein ganzes Album der Musik von Abba, das Christian McBride Trio hat vor zwei Jahren beim Jazzfest in Portland den 70er Jahre Kult-Hit "Car wash" von Rose Royce aufgeführt, The Bad Plus spielen Musik von Nirvana und David Bowie. Und Gretchen Parlato singt Songs von der Band Simply Red. Manuela Krause hat für diese Tonart ein paar der schönsten und ungewöhnlichsten Coverversionen zusammengestellt. u.a. mit Musik von Plot, Zeitkratzer, Lucia Cadotsch, Live Maria Roggen & Helge Lien, Marcin Wasilewski Trio u.v.m.
Autorin: Manuela Krause
Montag, 31.Juli / Tonart Jazz, 11:35 Uhr
Neue Stimme am großen Horn – die Baritonsaxofonistin Kira Linn

Nicht Sopran, nicht Alt und nicht Tenor - Das Baritonsaxophon ist das Lieblingsinstrument der jungen Musikerin Kira Linn. Sie liebt nicht nur dieses große Instrument, sondern vor allem den ganz großen Klang in möglichst vielen Farben, natürlich besonders die tiefen Töne. Mit ihrem "Linntett" hat sie nun ihr Debüt-Album "nature" vorgelegt. Inspiriert von Naturfotografien der Frankfurter Künstlerin Laura Wolf hat Kira Linn eine Natur-Suite für sechs Musiker geschrieben, die vieles beinhaltet - melodiöse Balladen wie mitreißenden Swing.
Autorin: Ilka Lorenzen
Die Musikerin Kira Linn.
Die Musikerin Kira Linn.© Simon Zimbardo