Hieronymus Bosch

Monster, Drachen und Narren auf der Kathedrale

Skulpturen auf dem Dach der Sin Jans Kathedrale in 'S-Hertogenbosch.
Skulpturen auf dem Dach der Sin Jans Kathedrale in 'S-Hertogenbosch. © Deutschlandradio - Ludger Kazmierczak
Von Ludger Kazmierczak · 16.03.2016
Zum 500. Todestag von Hieronymus Bosch ehrt seine Heimatstadt 's-Hertogenbosch den Maler nicht nur mit einer großen Ausstellung: Erstmals können Besucher das Dach der Sint Jans-Kathedrale betreten. Dort können sie Figuren wie aus einem Bosch-Gemälde begegnen.
180 Stufen inmitten einer stählernen Gerüstkonstruktion führen hinauf aufs Dach der Sint-Janskathedraal, der Johannes-Kathedrale in s'-Hertogenbosch.
Über diese Stufen erreicht man in etwa 24 Meter Höhe eine Aussichtsplattform aus Holz. Von da aus geht es über ein paar Treppen weiter auf das Dach an der Südseite. Und man kann wirklich um das Dach der Kirche herumlaufen – mit einem fantastischen Blick auf die Stadt.
Herman Lerou von der Stiftung Nationaldenkmal Sint Jan hatte die Idee, der Kirche aufs Dach zu steigen. Nicht nur, um den Besuchern einen atemberaubenden Panoramablick zu bescheren, sondern vor allem, um der wundersamen Welt von Hieronymus Bosch näher zu kommen.

Fabelwesen auf dem Gotteshaus

Denn die wie Brücken aussehenden Stützbögen an der Fassade des Gotteshaus sind mit fabelhaften Wesen bestückt, die in jener Zeit entstanden sind, als Hieronymus nur ein paar hundert Meter weiter seine berühmten Werke schuf: den Garten der Lüste oder das apokalyptische Jüngste Gericht.
Stadtführer Peter van den Berghe: "Auf den Strebebögen finden Sie Figuren, die Ihnen auch in den Gemälden von Hieronymus Bosch begegnen. Aber was zuerst da war und wer bei wem abgeguckt hat, das wissen wir nicht. Aber die Kirche wurde zu seiner Zeit gebaut."
Skulpturen auf dem Dach der Sin Jans Kathedrale in 'S-Hertogenbosch.
Skulpturen auf dem Dach der Sin Jans Kathedrale in 'S-Hertogenbosch.© Deutschlandradio - Ludger Kazmierczak
Der Maler und der Baumeister kannten sich. Vielleicht hat sich Hieronymus Bosch von den Monstern, Drachen und Narren auf der Kathedrale inspirieren lassen. Es kann aber auch sein, dass die Bildhauer sich beim großen Meister bedient haben.
Wie dem auch sei: Erstmals ist es nun möglich, die 96 Skulpturen aus der Nähe zu betrachten. Das Gerüst mit den Stufen und dem Holzpfad, der über die Dachrinnen der Kirche führt, stehe nur im Jubiläumsjahr, sagt Toine van Driel, einer der Initiatoren des Projektes:
"Die Figuren sieht man normalerweise nicht. Leider, denn sie sind fast einmalig. Es gibt weltweit nur drei Kirchen mit Skulpturen auf den Strebebögen. Eine steht in Frankreich, die zweite ist unsere Sint Jan. Bei beiden blicken diese seltsamen Wesen nach oben – in den Himmel. Und die dritte Kathedrale ist Westminster Abbey, aber da schauen die Figuren nach unten. Bei uns blicken sie alle hinauf zu Gott."
Ein Teufel mit Dreizack, saufende Handwerker, grinsende Musikanten und ein Hund mit Hufen. Und mittendrin als Gag eines Steinmetz, der 2011 platzierte Engel mit Mobiltelefon – mit nur einem Knopf: der Kurzwahltaste zum lieben Gott.
ARD-Korrespondent Ludger Kazmierczak auf dem Dach der Sin Jans Kathedrale in 'S-Hertogenbosch.
ARD-Korrespondent Ludger Kazmierczak auf dem Dach der Sin Jans Kathedrale in 'S-Hertogenbosch.© Deutschlandradio - Ludger Kazmierczak
Wer den Aufstieg schafft, taucht ein in eine fabelhafte Welt zwischen Himmel und Hölle – zweifelsohne die ideale Einstimmung auf einen anschließenden Besuch der großen Hieronymus-Bosch-Ausstellung im Noordbrabants Museum. Die Ausstellung hat übrigens einen großen Vorteil: Sie ist auch für Kunst- und Kulturfreunde geeignet, die nicht schwindelfrei sind.
Mehr zum Thema