"HERRliche Zeiten" von Oskar Roehler

Ermutigung des deutschen Mannes

Oliver Masucci (M.) in der Rolle des Claus Müller-Todt in dem Film "HERRliche Zeiten"
Oliver Masucci (M.) in der Rolle des Claus Müller-Todt in dem Film "HERRliche Zeiten" © 2018 Concorde Filmverleih GmbH
Matthias Dell im Gespräch mit Gabi Wuttke  · 24.04.2018
Die Verfilmung des Romans "Subs" sorgte für Aufregung: Der Schriftsteller Thor Kunkel fühlte sich von der Produzentin schlecht behandelt. Der Filmkritiker Matthias Dell war bei der Berlin-Premiere von "HERRliche Zeiten" und sagt, ob die Aufregung gerechtfertigt war.
Der Film "HERRliche Zeiten" von Oskar Roehler basiert auf dem Roman "Subs", den Thor Kunkel im Jahr 2011 veröffentlicht hat. Seit bekannt wurde, dass Kunkel sich als Werbetexter für die AfD betätigt, ist der Name des Romans und der seines Autors aus den Pressemitteilungen zum Film verschwunden. Bei der Berlin-Premiere war Thor Kunkel anwesend, hielt sich aber zurück, das heißt er lief nicht über den roten Teppich.

Es wurde viel gelacht

Auch bei der Vorstellung des Filmteams blieb Kunkel außen vor. "Weil natürlich Kunkel keine Figur ist, mit der man sich assoziieren will. Bloß dann bleibt die Frage, warum man überhaupt das Projekt unterstützt hat", sagte der Filmkritiker Matthias Dell im Deutschlandfunk Kultur. Insgesamt sei die Stimmung gut gewesen, es wurde viel gelacht. "Es gibt ja in dem Film auch sehr viele einfache Gags, so Slapsticks, jemand läuft unvermittelt vor eine Glastür usw.", erzählte Dell.
Die Geschichte des Films ist schnell erzählt: Ein saturiertes, leicht dekadentes Paar sucht eine Haushaltshilfe und findet einen ergebenen Diener mit seiner Frau. Die beiden sagen: Ihr müsst lernen Herren zu sein, wir sind eure Sklaven. "Eigentlich könnte man sagen, das ist eine 'education sentimentale' des Herrenmenschen", so Dell.

Keine Satire, keine Parodie

"Die entscheidenden Sätze sind wahrscheinlich die, wo gesagt wird, jetzt entledige dich des Problems, also begehe Gewalt, begehe einen Mord, weil es geht darum, deinen Besitz zu verteidigen", meinte Dell. "Diese Ermannung des wohlständigen, leicht verlotterten deutschen Mannes, ist etwas, was der Film erzählt und wo ich nicht sehen kann, wie man das als Satire oder Parodie auffassen kann", so das Fazit des Filmkritikers.
Mehr zum Thema