Herbert von Karajan

Ein "Unzeitgemäßer" schon zu seiner Zeit

Der Dirigent Herbert von Karajan, aufgenommen am 26.07.1986
"Maestro wollte er nie genannt werden": der vor 25 Jahren gestorbene Herbert von Karajan © dpa / picture alliance / Martina Hellmann
Ulrich Eckhardt im Gespräch mit Matthias Hanselmann und Hanns Ostermann · 16.07.2014
Vor 25 Jahren starb der Dirigent Herbert von Karajan. Sein Weggefährte Ulrich Eckhardt, langjähriger Intendant der Berliner Festspiele, würdigte Karajan als einen technischen Neuerungen gegenüber aufgeschlossenen Traditionalisten und präzisen Handwerker.
Die Klangkultur, die Karajan mit seinem Orchester entwickelt habe, basiere auf harter Arbeit, betonte Eckhardt im Deutschlandradio Kultur. Karajan habe sich selbst nicht als Dirigenten gesehen, sondern immer gesagt: "Ich bin Kapellmeister und das heißt Handwerk." Hierin liegt dem früheren Intendanten der Berliner Festspiele zufolge auch das Paradoxe am Leben und Wirken Karajans:
"Er gilt als Magier, als Herrscher und er war im Grunde genommen ein sehr demütiger Diener der Musik, der mit handwerklicher Professionalität das alles sehr erarbeitet hat."
Eigentlich sei Karajan "ein schüchterner, einsamer Mensch" gewesen, dessen musikalisches Schönheitsideal im 19. Jahrhundert gestanden habe, und ein "Unzeitgemäßer" auch schon zu seiner Zeit, so Eckhardt.
"Aber auch das ist das Paradoxe: Er war auf der einen Seite ein Traditionalist, aber auf der anderen Seite war er allem Neuen sehr aufgeschlossen, insbesondere allen technischen Möglichkeiten, die die neue Zeit ihm bot."
Noch jetzt, wo wieder neue Aufnahmen gefunden worden sei, staune man "über diese Qualität des Klangs, die er erreicht hat", sagte Eckhardt.