"Haltestelle Woodstock"

"Ein Ort, der irgendwie anarchisch ist"

Eröffnung des Przystanek Woodstock Festivals (Haltestelle Woodstock) in Kostrzyn nad Odra,
Eröffnung des Przystanek Woodstock Festivals (Haltestelle Woodstock) in Kostrzyn nad Odra, © picture alliance / dpa / Lech Muszynski
Jan Pallokat im Gespräch mit Carsten Beyer · 03.08.2017
"Haltestelle Woodstock" ist eines der größten europäischen Open Air Festivals: Der freie Eintritt und der Ort, das Grenzstädchen Kostrzyn an der Oder, sorgen für viele Besucher aus Deutschland. Doch das ist der polnischen Regierungspartei PiS nicht ganz geheuer.
Przystanek Woodstock - zu Deutsch "Haltestelle Woodstock" – heißt eines der größten europäischen Open Air Festivals, das heute in Küstrin an der Oder, ganz in der Nähe der deutsch- polnischen Grenze eröffnet wurde. Rund 700.000 Besucher werden erwartet, um bei freiem Eintritt Bands wie Archive, New Model Army oder Mando Diao zu erleben.
Fast noch wichtiger als die Musik ist der - gerade wegen der Grenznähe - völkerverbinde, soziale Charakter des Riesenfestivals. Und nicht zuletzt der ist der polnischen Regierungspartei PIS schon seit längerem ein Dorn im Auge.
Zu den diesjährigen Querelen im Vorfeld sagte der ARD-Korrespondenten Jan Pallokat im Gespräch mit Carsten Beyer:
"Veranstaltungen wie diese, die nicht der ideologischen Richtung entsprechen, bekamen zuletzt öfter Probleme mit der Regierung".

Anziehungspunkt für Besucher aus ganz Europa

"Haltestelle Woodstock" ist1995 aus einer sozialen Initiative in Polen hervorgegangen und hat seitdem immer mehr Besucher aus ganz Europa angezogen. Sicher auch, weil man die Non-Profit-Veranstaltung ohne Eintritt besuchen kann. Und weil es "ein Ort ist, der irgendwie anarchisch ist", wie Jan Pallokat, Leiter des ARD- Hörfunkstudios in Warschau, meint.
Und das passe nicht in die Kulturauffassung der derzeitigen polnischen Regierung. Argumentiert werde dabei mit Sicherheitsbedenken, zum Beispiel einer "erhöhten Terrorgefahr durch eine mögliche islamische Einwanderung". Und dieses "Risiko besteht auch an der Nähe zum gefährlichen Deutschland".
Interventionen des brandenburgischen Ministerpräsidenten und der zuständigen Behörden seines Bundeslandes auf die erstmalige Zurückweisung von z.B. Feuerwehrkräften aus Brandenburg seien erfolglos geblieben.
Und auch das erhöhte Sicherheitsrisiko bei dem Festival halte er für einen vorgeschobenen Grund. Denn es gab "bisher immer Bestnoten von der Polizei", sagte Jan Pallokat gegenüber Deutschlandfunk Kultur.
Bei der Eröffnung heute Nachmittag habe der Veranstalter besonders auf den friedlichen Charakter des Festivals hingewiesen. Das war, wie es heute in Polen bei solchen Gelegenheiten üblich sei, ein politisches Manifest gewesen.