Glosse zur Saarland-Wahl

Wie der Schulz-Effekt der CDU hilft

SPD-Chef Schulz spricht im Willy-Brandt-Haus in Berlin. Im Hintergrund sind SPD-Vize Stegner und die saarländische Spitzenkandidatin Rehlinger.
Nach der Landtagswahl im Saarland: SPD-Chef Schulz spricht im Willy-Brandt-Haus in Berlin. Im Hintergrund sind SPD-Vize Stegner und die saarländische Spitzenkandidatin Rehlinger. © picture alliance / dpa / Kay Nietfeld
Von Peter Zudeick · 27.03.2017
Im Saarland hat die CDU klar gewonnen, die SPD konnte nicht vom Hype um ihren Kanzlerkandidaten Martin Schulz profitieren. Der Schulz-Effekt war aber trotzdem da - nur: er hat der CDU Stimmen verschafft, nicht der SPD. Und, auch die Grünen sind Schulz-Opfer
Ja, das ist jetzt ein bisschen blöd für die professionellen Schön- und Schlechtredner in den Parteien und für die Analyse-Akrobaten in den Medien. An so einem klaren Wahlergebnis lässt sich einfach nicht viel herumdeuteln. Und da fehlt einem dann schon was. Diese wundervollen Sätze wie "Wir werden das Ergebnis in unseren Gremien genau analysieren" und "Für eine Bewertung ist es noch zu früh" und "Jetzt ist nicht der Zeitpunkt für Koalitionsspekulationen" – nichts davon gestern im Saarland. Gewinner und Verlierer stehen fest, die Fortsetzung der großen Koalition auch, Ende der Durchsage. Und das ist natürlich ein Desaster.
Das heißt, es wäre ein Desaster, wenn wir nicht über den Effekt schwadronieren könnten. Wo ist er geblieben, der Schulz-Effekt? Ganz einfach: Er ist vom Kramp-Bonus geschlagen worden. Also dem Amts-Bonus der Amts-Inhaberin. Bonus schlägt Effekt. Das weiß man doch. Weshalb es völliger Unsinn wäre, vom Ausbleiben des Schulz-Effekts zu reden. Die politischen Kaffeesatzleser wissen es besser: Der Effekt war schon da. Er hat bloß nicht gewirkt. Also sagen wir mal so: Die Wirkung der Wirkung, Effekt heißt ja Wirkung, hat sich verschoben.

Auch die Grünen sind Schulz-Opfer

Und das geht so: Der Schulz-Effekt hat für eine hohe Wahlbeteiligung gesorgt. Sagt Schulz. Sagt die SPD. Und die hohe Wahlbeteiligung hat den Kramp-Bonus verstärkt. Mit anderen Worten: Schulz hat die CDU-Wähler an die Urnen getrieben. Wenn das kein Effekt ist, dann weiß ich es auch nicht. Hätte es den nicht gegeben, dann hätte die CDU ein paar Stimmen weniger und die SPD ein paar Stimmen mehr gehabt, und die große Koalition wäre auch fortgesetzt worden. Doll, was?
Und es geht ja noch weiter: Weil die von Schulz aktivierten CDU-Wähler CDU gewählt haben und nicht FDP zum Beispiel, bleiben die Liberalen draußen. Und auch die Grünen sind Schulz-Opfer: Die haben ja nur rund 3000 Stimmen weniger als vor fünf Jahren bekommen, sind aber wegen der hohen Wahlbeteiligung – Schulz-Effekt – unter die fünf Prozent gepurzelt. Ja, Freunde, Schulz wirkt. So oder so.
Also da müssen die Sozis sich was einfallen lassen, keine Frage. Denn wenn aus dem Effekt ein Infekt wird, der schließlich zu einem Defekt führt, dann – ja, dann sollte mit dem Schwadronieren auch mal Schluss sein. Die Parteiführung in Berlin könnte ja einfach erklären, dass die Wahl in diesem Winzig-Land, dessen Fläche gerne in Fußballfelder umgerechnet wird, völlig ohne Bedeutung ist für irgendwas. Vor allem für die Bundestagswahl. Ach, hat sie schon. Dann ist ja gut.
Mehr zum Thema