Glosse zum Pandabesuch aus China

Überbewertete Flausch-Gesellen

Zwei Panda-Bären sonnen sich aneinandergekuschelt im chinesischen "Conservation and Reserche Center fpr the Fiant Panda in Wolong".
Flauschig und putzig sind sie ja. Doch auf diese Finte fällt unser Kolumnist nicht herein. © dpa/Li Wei
Von Klaus Sturm · 24.06.2017
Hoher Besuch aus China steht den Berlinern heute ins Haus: Zwei Pandabären kommen in die Stadt, als Leihgabe auf 15 Jahre. Eine schlappe Million kostet das pro Jahr - der Verantwortliche sollte dafür für 15 Jahre in China Kartoffeln essen, schimpft unser Glossist.
Ja, ein Panda. Da staunen alle. Schwarz isser und weiß isser und so rund irgendwie und manche nennen das knuddelig und putzig und dann noch diese Knopfaugen. Klar, so kommt einer durch die Welt. Macht nicht viel, sitzt rum und frisst sich täglich durch kiloweise Bambus-Stauden. Seien wir ehrlich: Mehr ist da nicht und mehr wird da auch nicht, das hat die Evolution so geregelt und das ist vermutlich der Grund, warum sich von diesen, ich sage mal: überbewerteten Gesellen nur noch so um die Zweitausend Stück auf der Erde rumtreiben.

Wenig los im Panda-Bett

Kann auch daran liegen, dass der Sexualtrieb die Panda-Dame ganze drei Tage im Jahr heimsucht, dann ist es wieder vorbei mit der allergrößten Aufregung im Bären-Jahr. Und jetzt zwei dieser Langweil-Künstler also angeblich endlich auch im Berliner Zoo. Hat sich ja keiner mehr vorstellen können, wie diese Institution sonst hätte überleben können.
Dem Rest der Republik ist das sicherlich nur schwer zu erklären, aber: Der gemeine Berliner reagiert gerne ein bisschen über, wenn er auf putziges Zoogetier trifft. Er ist dann nicht mehr Herr oder Dame seiner und ihrer selbst und vergisst sämtliche Grundtugenden des Hauptstädters wie Grummeligkeit, Grantigsein und alltägliche Gemeinheit. Er macht plötzlich "Ah" und "Oh" und ist in dieser infantilen Daseinsform ebenso abzulehnen wie das auslösende Moment: Der Panda in seiner putzigen Daseinsform.

Wer soll das bezahlen, wer hat so viel Geld...

Seien wir ehrlich: Das ist ein Panda, das kann weg. Da müssen wir keine knappe Million pro Jahr hinlegen um Bärchen gucken zu gehen und da müssen wir keine zehn Millionen rausschmeißen, um es den beiden China-Genossen hier bei uns heimelig zu machen. 15 Jahre dürfen wir die beiden durchfüttern, dann geht es satt und rund wieder zurück in die Heimat. Und das lassen wir uns als großzügiges diplomatisches Geschenk verkaufen.
Wer sich das hat aufschwatzen lassen, der darf bitte auch 15 Jahre lang in China vor Publikum Kartoffeln essen. Mal sehen, ob die Chinesen die Teutonen-Bärin Angela genauso putzig finden.

Außerdem: Silke Mehring berichtet von der Berliner Vorbereitungen für die Pandabären beim Berliner Zoo ...
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