Gleichstellung per Gesetz

Mit der Frauenquote radeln lernen

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Auf dem Weg zur Arbeit: Die Quote ermutigt Frauen, sich höhere Positionen zuzutrauen, meint Katharina Hamberger. © picture alliance / dpa
Von Katharina Hamberger · 26.11.2014
Niemand möchte gerne Quotenfrau sein. Aber es gibt keinen anderen Weg, um mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen. Wir brauchen die Quote als "Stützräder" - solange bis Frauen ganz selbstverständlich in Führungspositionen gelangen, meint Katharina Hamberger.
Holt den Schampus raus, lasst die Korken knallen, Applaus. Die große Koalition hat sich auf einen Gesetzentwurf zur Frauenquote geeinigt. Nun im Ernst: Das ist gut. Aber mehr als ein "na endlich" bleibt da eigentlich nicht zu sagen. Denn es war eine schwere Geburt, bis diese Vereinbarung des Koalitionsvertrages endlich durchgesetzt war. Fünf Gesetzentwürfe und eine - teilweise bittere - Debatte hat es gebraucht.
108 mitstimmungspflichtige und/oder börsennotierte Unternehmen müssen eine feste Quote von 30 Prozent in ihren Aufsichtsräten akzeptieren. Und rund 3500 kleinere Unternehmen müssen sich eine Zielmarke setzen. Natürlich geht es hier nicht um viele Frauen – auch deshalb ist die Verweigerungshaltung so mancher kaum nachvollziehbar – aber die Tür Richtung Gleichberechtigung wird so ein Stück weiter aufgestoßen. Dadurch werden auch mehr Vorbilder geschaffen, verkrustete Strukturen aufgebrochen.
Eine Quotenfrau wird auch eine qualifizierte Frau sein
Es ist natürlich auch nicht schön, dass der Stoß von Seiten der Politik kommen muss, dass eine Quote verordnet werden muss. Möchtest du die Quotenfrau sein? Wird frau oft in Diskussionen zum Thema gefragt. Natürlich möchte das keine. Natürlich möchte eine jede auf nur Grund ihrer Qualifikation, auf Grund ihres Könnens in eine Führungsposition kommen. Aber offenbar geht es nicht von allein. Sonst wäre der Anteil an Frauen in Führungspositionen doch schon längst größer.
Vor allem, weil es in den direkt darunter liegenden Ebenen noch nie so viele gut ausgebildete Frauen gab. Schon allein deshalb kann man sich sicher sein, dass eine Quotenfrau meist auch eine qualifizierte Frau sein wird. Die Frauenquote braucht es als Stützräder, bis es ganz selbstverständlich ist, dass Frauen Führungspositionen – auf allen Ebenen, in allen Branchen – genauso gut ausfüllen können wie Männer.
Und die Frauenquote braucht es, bis der ein oder andere Mann diese Angst überwunden hat, dass Frauen ihnen etwas wegnehmen könnten. Was auch immer das sein soll. Natürlich wird das Feld der Konkurrenten größer, wenn Frauen auch eine Chance sehen in eine Führungsposition zu kommen. Aber – um mal ein Argument zu bemühen, dass sonst immer gegen die Quote eingesetzt wird: Wer qualifiziert genug ist wird es trotzdem in einen Aufsichtsrat schaffen. Sieben von zehn Stühlen dürfen ja nach wie vor an Männer vergeben werden.
Auch Frauen müssen umdenken - und sich etwas zutrauen
Dass es deshalb auch die Quote braucht haben die vergangenen Tage gezeigt. Da fällt einem gestandenen Politiker wie Volker Kauder nichts Besseres ein, als die Familienministerin Manuela Schwesig als weinerlich zu bezeichnen. Eine ehrgeizige und zielstrebige Frau – was die Schwesig offenbar ist - scheint manche sehr zu beunruhigen. Aus ihr eine Heulsuse zu machen klingt schon gleich nicht mehr so gefährlich.
Die Quote braucht es aber nicht nur für ein Umdenken bei Männern, sondern auch für ein Umdenken bei den Frauen. Solche, die geeignet sind und das wollen, müssen sich eine Führungsposition auch zutrauen. Und den Schampus, den heben wir uns auf, bis die Quote egal ist, weil die berühmte gläserne Decke endlich kaputt ist.
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