Glanz, Schweiß und Doping

17.12.2012
Schonungslos blickt Sportjournalist Klaus Blume in dem Buch "Die Dopingrepublik" hinter die glitzernde Fassade der Sportwelt. In der Bundesrepublik wurde mit Hilfe von ehemaligen NS-Ärzten bereits zwanzig Jahre vor der DDR Dopingforschung betrieben und wer glaubt, es gäbe noch saubere Athleten sei selbst schuld.
"Die Dopingrepublik - eine (deutsch-)deutsche Sportgeschichte" ist eine schonungslose Analyse des Medikamentenmissbrauchs im deutschen, z. T. auch im internationalen Spitzensport. Das Buch nimmt einem die letzte Hoffnung, dass es noch saubere Athleten bzw. verantwortungsbewusste Trainer und Sportärzte gibt. Selbst wenn die Dopingjäger den Dopern heute häufig einen Schritt voraus sind und es immer bessere Nachweismethoden gibt – das Hase-Igel-Spiel auf dieser Ebene wird es geben, solange der Hochleistungssport existiert.

Die aus 14 Kapiteln bestehende "Dopingrepublik" räumt auch mit der Mär auf, dass nur in der DDR gedopt worden und die westdeutschen Leistungssportler die Guten gewesen seien. Die alte Bundesrepublik begann ihre Dopingforschung sogar zwanzig Jahre früher und nutzte dabei das Know-how von früheren NS-Ärzten, von denen viele nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges im Westen eine wichtige Rolle als Sportmediziner spielten.

Wer sich im Sport nicht nur für Glanz, Schweiß und Ergebnisse interessiert, sondern auch dafür, wie Athleten mittels Doping sich selbst und die Öffentlichkeit betrügen, wird zahlreiche Fakten wiederfinden, die er bereits kennt, die in diesem Buch aber noch einmal gut zusammengefasst werden. Der Leser erfährt auch viel Hintergründiges – zum Beispiel, dass der Leiter des Leistungs- und Diagnostikzentrums von "Red Bull", Bernd Pansold, zu DDR-Zeiten Dopingarzt beim SC Dynamo Berlin war.

Oder dass die Dopingforschung und Erprobung von Mitteln an der Universitätsklinik Freiburg ihre Ursprünge in der Nazizeit hat. Mit dem Aufputschmittel Pervitin hielten sich im Krieg Piloten der Luftwaffe wach. Später nahmen es Sportler, weil es die Leistung bei Austrainierten um 23,5 Prozent gesteigert haben soll. Interessant ist auch ein Kapitel über die Verflechtung von Sportjournalisten mit Sportartikelausrüstern und anderen Unternehmen. Wobei vielen neu sein dürfte, dass die Honorare von "Tour de France"-Sieger Jan Ulrich aufgrund eines ARD-Vertrages vom Gebührenzahler mitfinanziert wurden.

Das ist nur eine kleine Auswahl einer aufschlussreichen, detaillierten Faktensammlung, der es allerdings an einer Verbindung zwischen den einzelnen Kapiteln fehlt. Dadurch liest sich die "Dopingrepublik" nicht so fließend wie das vorige Buch des Sportjournalisten Klaus Blume, "Des Radsports letzter Kaiser", das die Geschichte von Jan Ulrich schildert. Das neue Buch ist dennoch zu empfehlen. Denn es analysiert wichtige Aspekte der Dopingproblematik im Spitzensport.

Besprochen von Thomas Wheeler

Klaus Blume: Die Dopingrepublik. Eine (deutsch-)deutsche Sportgeschichte
Rotbuch Verlag, Berlin 2012
271 Seiten, 16,95 EUR

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