Girls' und Boys' Day

"Am Anfang dachten alle, ich bin der Lehrer"

Michael Köllner, Fußballtrainer des 1. FC Nürnberg
Michael Köllner: "Am Anfang dachten alle, ich bin der Lehrer" © picture alliance / dpa / Axel Heimken
Michael Köllner im Gespräch mit Vladimir Balzer und Axel Rahmlow · 26.04.2018
Am Girls' und Boys' Day sollen Mädchen Einblicke in Männerberufe bekommen - und umgekehrt. Michael Köllner, heute Fußballtrainer des 1. FC Nürnberg, hat als junger Mann Zahnarztgehilfe gelernt – und damit für Irritationen gesorgt.
Als Zeitsoldat bei der Bundeswehr im Sanitätsdienst absolvierte er als einziger Mann seines Jahrgangs Mitte der 90er-Jahre eine Ausbildung zum Zahnarzthelfer.

"80 Mädels und ich der einzige Junge"

Er habe damals schon neben der Bundeswehr seinen Trainerberuf aufgebaut und nie in einer Zahnarztpraxis gearbeitet. Dennoch denkt er gern an diese Zeit zurück:
"Es war außergewöhnlich, als ich an die Berufsschule kam und war in drei Klassen unterwegs – das waren insgesamt 70, 80 Mädels und ich der einzige Junge. Am Anfang haben alle gedacht, ich bin der Lehrer. Ich war schon so 25, 26 und die Mädels waren so 16, 17. Bis sie dann gemerkt haben, ich bin der neue Mitschüler. Eigentlich ein Königreich für einen jungen Mann."

"Mutig den ersten Schritt machen"

Zahnarzthelfer seien inzwischen nicht mehr so selten wie damals, findet er. Er wechselte aber in den klassischen Männerberuf des Fußballtrainers. Mit seinem 1. FC Nürnberg hatte seine Mannschaft kürzlich mit der ersten Bundesliga-Schiedsrichterin, Bibiana Steinhaus, zu tun.
"Die hat uns vor kurzem in Dresden gepfiffen. Da kann man wirklich den Hut ziehen. Das war eine famose Leistung."
Was kann man mehr dafür tun, dass Frauen in klassische Männerberufe gehen - und umgekehrt?
"Am Ende wird man sich immer für die Qualität entscheiden - auch in einem untypischen Beruf für das Geschlecht. Und das wird auch immer Türen öffnen für andere. Die, die das ausprobieren, müssen gute Erfahrungen machen. Da muss man mutig sein und den ersten Schritt machen und junge Burschen müssen sich für so einen Beruf interessieren und bewerben."
(cosa)
Mehr zum Thema