"Geschafft, aber überglücklich ..."

Welche Twitter-Strategien hat die Polizei?

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Hier twittert die Polizei Sachsen © Screenshot / Twitter
Petra Saskia Bayerl im Gespräch mit Christine Watty · 10.10.2016
Nach der Verhaftung des Syrers Jaber Al-Bakr, nach dem wegen Terrorverdachts gefahndet wurde, twitterte die Polizei Sachsen in rührigem "Geburts-Sprech": "Wir sind geschafft, aber überglücklich!" Was für Twitter-Strategien hat die Polizei? Das fragen wir Petra Saskia Bayerl.
Wir sind ein wenig über den Tweet gestolpert und nehmen das zum Anlass, einmal mehr über Twitter-Strategien der Polizei nachzudenken. Warum twittert die Polizei nicht einfach sachlich und informativ? Muss sie auch noch witzig sein? Oder sich gar emotional nach gelungenen beziehungsweise misslungenen Aktionen äußern? Macht sich die Polizei da nicht lächerlich?
Hinter der Twitter-Botschaft der sächsischen Polizei stecke eine bestimmte Strategie, meint Petra Saskia Bayerl von der Universität Rotterdam. Sie forscht dort im Bereich sozialer Medien als Kommunikationskanal der Polizei:
"Die Frage, die ich an dem Punkt interessant finde, ist: Warum irritiert uns das? Es ist ja eine sehr emotionale Nachricht. Auf der anderen Seite muss man sich ja auch fragen: Warum ist Emotion bei der Polizei eigentlich seltsam oder ungewünscht? Was erwarten wir von der Polizei? Erwarten wir eine Polizei, die strikt von oben herab kommuniziert oder sind wir bereit, auch einmal eine Polizei zu haben, die sagt: 'Ok. Wir sind stolz auf unsere Arbeit.'?"

Frage nach der Position der Polizei in unserer Gesellschaft

Hinter der Aktion rund um die Festnahme des terrorverdächtigen Syrers stecke die mühsame und lange Arbeit zahlreicher Menschen, stellte Bayerl heraus:
"Und warum sollte man das nicht feiern dürfen – auch als Polizei? Von der Seite finde ich, dass es eigentlich ein ganz gut gemachter Tweet ist. Der uns auch genau die Möglichkeit gibt, über diese Dinge nachzudenken. Was ist eigentlich die Position der Polizei in unserer Gesellschaft?"
Welchen Herausforderungen stellen sich für die Polizei im Bereich von Social Media? Das sei auch eine Frage der Ressourcen, sagt Bayerl:
"Wie viel Leute hat man, die ständig auf Twitter, Youtube und Facebook sitzen können? Das sind ganz praktische Fragestellungen, die natürlich auch gelöst werden müssen."

Suche nach dem richtigen Tonfall in den sozialen Medien

Genauso wichtig sei aber die Frage, wie sich die Polizei in den sozialen Medien richtig darstellen könne. Dabei gehe es auch um den passenden Tonfall und um das Austesten von Grenzen:
"Auf der einen Seite haben wir ein Gewaltmonopol. Und wir haben die Position von Macht in der Gesellschaft. Und wir brauchen auch eine gewisse Autorität und einen Status. Auf der anderen Seite wollen wir natürlich auch bürgernah, transparent und ansprechbar sein. Und ich denke, das ist eine schwierige Balance auch für die Polizei, da eine gute Position zu finden."
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