Gender Pricing

Warum Frauen richtig draufzahlen

Eine junge Frau mit eleganten High Heels, fotografiert am 15.09.2014 in Berlin
Frauen, die auf Mode Wert legen, müssen oft draufzahlen - Grund ist das "gender pricing" © dpa / Jens Kalaene
Von Nora Hoffbauer · 29.07.2015
Frauen zahlen mehr bei bestimmten Produkten und Dienstleistungen, zum Beispiel beim Friseur. Das hat die Verbraucherzentrale Hamburg ermittelt. Aber woher kommt überhaupt das "Gender Pricing" und wieso wollen Frauen Rasierer in Pink?
Ich zahle also drauf. Und das nur, weil ich eine Frau bin. Sagt die Verbraucherzentrale Hamburg, die mehrere Produkte verglichen hat.
"Rasierschaum 100 Milliliter für den Mann 70 Cent; für die Frau 93 Cent. Preisaufschlag von 33 Prozent."
Dieses Phänomen heißt "gender pricing". Und ist in einigen US-Bundesstaaten, zum Beispiel in Kalifornien, verboten.
"Dameneinwegrasierer fünf Stück 20 Cent. Von der gleichen Marke für den Mann nur 16 Cent. Preisaufschlag von 25 Prozent."
Okay, wer braucht denn auch schon einen Rasierer in Rosa? Dann kauf ich eben den blauen, den für die Männer.
Frauen im Gespräch:
− Würdest du dir denn auch einen Männerrasierer kaufen oder andere Männerprodukte?
− Nee. Kann ich gleich sagen: Würde ich nicht machen. Würde mich gar nicht interessieren.
− Warum?
− Ich arbeite selber im Marketing und ich weiß, wie es funktioniert, und wenn der pink ist und mir gefällt Pink halt besser, dann kauf ich den pinken.
− Wenn du sagst, du arbeitest im Marketing, erklär mir doch mal kurz: Wie funktioniert das denn? Also warum zahlen die Frauen dann viel mehr für das gleiche Produkt?
− Frauen sind schneller beeinflussbar. Also es kommt immer auf die Zielgruppe drauf an und Farbe spielen eine große Rolle, gerade bei Produkten, die Kosmetik betreffen.
− Würdet ihr denn auch Männerprodukte dann kaufen?
− Ja, Rasierer auf jeden Fall, habe ich auch schon mal gemacht. Aber jetzt Parfüms natürlich auch nicht.
Parfüm − das ist ja auch so eine Sache. Der Preis ist schwer vergleichbar, da die Inhaltsstoffe nicht 100 Prozent gleich sind. Dennoch: Nimmt man gleiche Marken und vergleicht jeweils den männlichen und den weiblichen Duft, kann ein Frauenparfüm doppelt so teuer sein.
Männer im Gespräch:
− Das ist auf jeden Fall ungerecht. Warum sollten denn Frauen mehr bezahlen als Männer?
− Gibt es irgendwas, wo du spontan sagen würdest, da zahlst du als Mann drauf?
− Sportartikel. Schuhe. Also Sportschuhe. Da bezahlen Männer, glaub ich, mehr als Frauen.
Tja, zu Produkten, bei denen Männer mehr zahlen müssen als Frauen, sagt die Studie gar nichts. Un was sagt ein Mann dazu?
"Aber ich glaub nicht, dass das in dem Fall eine systematische Diskriminierung ist, sondern würde mir das mit Angebot und Nachfrage so erklären, dass unterm Strich Frauen mehr Parfüm kaufen und deswegen da eine höhere Zahlungsbereitschaft haben und deswegen kann man da mehr verlangen als für Männerparfüm, weil das dann einfach noch weniger gekauft würde."
Die Nachfrage regelt den Preis. Klingt logisch. Und zum Friseur gehen die Frauen ja auch eindeutig häufiger.
"Trockenschnitt bei Männern ab 22 Euro. Bei Damen ab 31 Euro. Preisaufschlag bei Frauen zwischen 36 bis 69 Prozent."
Ein Mann:
− Frauen interessieren sich mehr für Mode, das denke ich, deshalb sind sie bereit, mehr zu zahlen.
Frage an eine Frau:
− Würdest du denn in Zukunft jetzt mehr drauf achten und mit Männerprodukten vergleichen?
− Ja, doch, bei so einigen Sachen, wo man sparen könnte. Auf jeden Fall. Nutzt dann ja schon. Ist ja der gleiche Inhalt.
Genau, Mädels, glaubt nicht alles, was rosa schimmert. Denn jeder ist am Ende seines Einkaufs Schmied.
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