Geheimnisse

Ach wie gut, dass niemand weiß...

Von Olga Hochweis · 01.10.2017
Hätte Rumpelstilzchen das Geheimnis seines Namens für sich behalten, wäre es ihm besser ergangen. Auch jenseits von Märchen sind Geheimnisse für den Menschen unverzichtbar: vom Briefgeheimnis über die ärztliche Schweigepflicht bis zum Datenschutz reichen Beispiele der individuellen Selbstabgrenzung in einer zunehmend gläsernen Welt.
Und auch im privaten Umfeld brauchen und schätzen wir Geheimnisse – als Pubertierende gegenüber den Eltern genau so wie später in der Partnerschaft oder im Arbeitsleben.
Martin Luther hat das Wort "Geheimnis" in die deutsche Sprache eingebracht als Übersetzung von Mysterium. "Geheim", das bedeutet ursprünglich zu Haus und Heim gehörig – also nicht für die Welt draußen bestimmt. Geheimnisse sind eine große zivilisatorische Errungenschaft. Friedrich Nietzsche schrieb: "Jede Art von Kultur beginnt damit, dass eine Menge von Dingen verschleiert wird. Der Fortschritt des Menschen hängt an diesem Verschleiern."
Das Volk der Senufo im Norden der Elfenbeinküste verwendet bis heute eine Geheimsprache. In Japan gibt es eine ganze Kultur des Geheimnisses. Man wird dort, sofern man es verdient, als Auserwählter in das Geheimnis einer bestimmten Kunst, eines Handwerks oder einer Tee-Zeremonie eingeweiht. Die Faszination des Rätselhaften in einer durchweg meßbaren Welt wächst auch in unserere Kultur. Immer noch wirkt ein Mensch mit einer geheimnisvollen Aura auf viele als besonders interessant oder reizvoll. Und Ähnliches gilt für die vielen unerforschten Geheimnisse der Tier- und Pflanzenwelt oder gar anderer Planeten.
Negativen Begriffen zum Trotze wie Geheimniskrämerei oder Geheimnistuerei gilt es nach wie vor als besondere Tugend, Geheimnisse für sich behalten zu können. Wie schwer es vielen an Diskretion mangelt, brachte Benjamin Franklin auf den Punkt: "Drei können ein Geheimnis nur für sich behalten, wenn zwei davon tot sind". Sobald Geheimnisse allerdings zur moralischen Last werden und weitreichende Folgen haben, dann werden sie geteilt - manchmal sogar mit der gesamten Weltöffentlichkeit: Whistleblower wie Edward Snowdon haben das eindrucksvoll bewiesen.

Rätsel

Unser heutiges Online-Rätsel kommt natürlich geheimnisvoll daher. Und diesmal sind gleichermaßen Literatur- wie Filmfans gefragt, vor allem solche, die sich mit den Harry-Potter-Verfilmungen gut auskennen. Die britische Schriftstellerin Joanne K. Rowling hat mal einem wichtigen Schauspieler auf seinen Wunsch hin ein Geheimnis über die Figur verraten, die er in den Harry-Potter-Filmen spielen sollte.
"Es war kein Teil des Plots oder irgendetwas Entscheidendes, Handfestes", verriet dieser leider schon verstorbene Künstler später, "aber für mich war es äußerst wichtig, um zu entscheiden, diesen Weg statt jenen oder einen anderen zu wählen." Und dieser Schauspieler versprach Joanne Rowling, das Geheimnis nicht zu verraten. Wen suchen wir?
Auflösung:
Der gesuchte Schauspieler, dem Joanne K.Rowling ein Geheimnis über seine Rolle als Snape verriet, war Alan Rickman (1946- 2016). Sie verriet ihm die Bedeutung des Wortes "Always" – "immer". Das Wort bezieht sich auf die immerwährende Liebe Snapes zu Harry Potters Mutter, die er Dumbledore in einem Gespräch gesteht. Alan Rickman konnte sich dank dieser Information besser in seine Rolle einfühlen. Er hielt Wort und nahm das von Rowling anvertraute Geheimnis mit ins Grab.

Brillant oder Bullshit!? Das Wochenchaos
#39-2017 Ehe für Äpfel und Birnen

Am 1. Oktober ist es soweit: Die Ehe für alle ist da. Und auch die Katholische Kirche legt sich ins Zeug und segnet sie alle: Katzen, Hunde, Gartenzwerge, Häuser, und Motorradfahrer. Also wirklich fast alle. Außer homosexuellen Eheleuten.
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