Gastland Frankreich auf der Frankfurter Buchmesse

"Ehrengast ist die französische Sprache"

Der kongolesische Autor Alain Mabanckou
Der kongolesische Autor Alain Mabanckou © dpa / Abaca / Bernard Bisson
Anita Djafari im Gespräch mit Nicole Dittmer und Julius Stucke  · 09.10.2017
Gastland der Frankfurter Buchmesse ist in diesem Jahr Frankreich. Doch zur französischen Literatur gehören auch die zahlreichen Schriftsteller aus den ehemaligen Kolonien. Und das Erbe der Kolonial-Geschichte spiegele sich in ihren Büchern wider, sagt Anita Djafari, Leiterin der Litprom Literaturtage in Frankfurt.
Französischsprachige Literatur kommt bei Weitem nicht nur aus Frankreich - das will die Frankfurter Buchmesse mit dem Gastland Frankreich in diesem Jahr klarmachen. Auf Französisch schreiben nicht nur Schweizer aus dem Wallis oder Frankokanadier, sondern auch Autoren aus den ehemaligen Kolonien, etwa Algerien oder eben auch Haiti. Von dort komme sehr viel gute Literatur, sagt Anita Djafari, Leiterin der Litprom Literaturtage in Frankfurt:
"Dieses arme Land bringt eine sehr reiche Literatur hervor."
Doch warum schreiben diese Autoren nicht in ihrer Muttersprache? Immerhin ist Französisch ja die Sprache der ehemaligen Kolonialherren.
"Weil sie alphabetisiert wurden in Französisch", so Anita Djafari im Deutschlandfunk Kultur.
"Weil sie in der Sprache schreiben, in der sie das Schreiben auch gelernt haben. Und natürlich wollen sie auch eine Leserschaft finden, die viel größer ist als in ihrer jeweiligen Muttersprache. Dazu gibt es in Afrika wenig Infrastruktur, was Verlagswesen betrifft. Jeder Schriftsteller möchte gelesen werden."
Besucher sitzen am 19.10.2016 auf der Buchmesse in Frankfurt am Main (Hessen) an einem Stand in dem Bereich der Messe, in dem sich Verlage aus Frankreich präsentieren. Frankreich ist im Jahr 2017 Ehrengast der Buchmesse.
Frankreich ist Gastland auf der Buchmesse in Frankfurt© dpa / Susann Prautsch
Auf der anderen Seite gebe es jetzt Bestrebungen, dass einige Schriftsteller in ihren Muttersprachen schreiben und ganz bewusst sich abgrenzen.
"Das ist eine neuere Entwicklung, das kriegen wir ohne Weiteres nicht mit, weil: Die werden hier nicht übersetzt."
So gebe es in der Karibik Versuche, das Kreol wiederaufleben zu lassen, erklärt Djafari.

Normaler Bestandteil französischer Literatur

Viele der Autoren seien aus ihren Heimatländern ausgewandert und würden die Geschichte dieser Migration und ihrer Heimat in ihren Geschichten widerspiegeln, etwa der aus dem Kongo stammende Autor Alain Mabanckou, der von seiner Kindheit erzählt. Oder Gaël Faye: Er wurde in Burundi geboren als Sohn eines Franzosen und einer Ruanderin und floh mit seinen Eltern nach Frankreich. Mit seinem autobiografisch gefärbten Roman "Kleines Land" erzählt er auch die Geschichte des Völkermords an den Tutsi.
Die Autoren aus den ehemaligen Kolonien wollen als normaler Bestandteil der französischen Literatur wahrgenommen werden und nicht als von außen Kommende, betont Djafari. Vor zehn Jahren habe es bereits ein entsprechendes Manifest gegeben:
"Sie möchten nicht marginalisiert, in den Regalen unter 'Afrika' einsortiert werden, sondern sie möchten Teil der französischen Weltliteratur sein."
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