"Game of Thrones"-Hackerangriff

"Verhältnis von Diskretion und Transparenz ins Wanken geraten"

Richard Dormer and Rory McCann, Game of Thrones (2017) Season 7 HBO Los Angeles
Richard Dormer and Rory McCann, Game of Thrones (2017) Season 7 HBO Los Angeles © imago/Cinema Publishers Collection
Wolfgang Hagen im Gespräch mit Marietta Schwarz · 08.08.2017
Ein Hack auf HBO hält die "Game of Thrones"-Fans in Atem. Drohen die Angreifer doch damit, Inhalte noch nicht gezeigter Folgen zu veröffentlichen. Wolfgang Hagen über Leaks und die Ironie, dass eine Serie mit lauter Geheimnisverrätern zum Ziel von Geheimnisverrat wurde.
HBO – der US-amerikanische Pay-TV-Sender steht für Qualitätsformate. Hierher kommt auch "Game of Thrones" (GoT), eine Serie der Superlative – jede Folge kostet inzwischen um die zehn Millionen US-Dollar, weltweit verfolgen die Fans momentan die siebte Staffel.
Derzeit allerdings bringt auch eine Cyber-Attacke HBO in die Schlagzeilen: 1,5 Terrabyte an vertraulichen Daten wollen Hacker gestohlen haben. Jetzt drohen sie damit, Inhalte von noch nicht gezeigten "Game of Thrones"-Folgen zu veröffentlichen, sollte der Sender kein Lösegeld zahlen.
Man kennt solche Leaks bereits, wenn es um politisch brisantes Material geht. Und auch im HBO-Fall wird jetzt von einem Leak gesprochen. Ist das der richtige Begriff, wo es doch auch schlicht um Erpressung geht?
Der Medienwissenschaftler Wolfgang Hagen sagte dazu im Deutschlandfunk Kultur, es gebe "einen engen Zusammenhang zwischen den politischen Leaks - zwischen den Entertainment-Leaks in der Politik, wenn man an den amerikanischen Wahlkampf denkt - und den konsumeristischen oder den aus der Konsumindustrie kommenden Leaks."

Geheimnisse spielen bei GoT eine riesengroße Rolle

Warum? Weil wir in einer Gesellschaft leben, in der der Gegensatz von Politik und Entertainment inzwischen mehr oder minder eingeebnet sei, so Hagen.
Szene aus der TV-Serie "Game of Thrones"
Verrat, Machtkämpfe, archaische Rituale und nicht zuletzt jede Menge Geheimnisse: "Game of Thrones" hat alles, was das Publikum derzeit in Wallung versetzt© imago/ZUMA Press
Ein Hacker habe immer auch das Ziel, berühmt zu werden, sagte der Medienwissenschaftler: "Game of Thrones ist schon ein Ziel, mit dem man berühmt werden kann, wenn man mal da so richtig reinhackt."
Leaking sei ein Phänomen dieser Gesellschaft insgesamt: "Denn das Verhältnis von Geheimnis und Öffentlichkeit, das Verhältnis von Diskretion und Transparenz ist ja bei uns in der Kultur ins Wanken geraten, und da gehen die Leaker rein, da gehen die Hacker rein, indem sie in diese Paradoxie so richtig hineinhauen."
Das "Game of Thrones" nun zum Ziel von Hackerangriffen wurde, kann man nach Hagen auch ironisch betrachten: Schließlich spielten in der Serie Geheimnisse und Geheimnisverrat eine riesengroße Rolle.
(ahe)
Mehr zum Thema