Gallier gegen Aliens

Von Volkhard App · 14.10.2005
Generationen von Lesern kennen und lieben den gewitzten kleinen Gallier mit dem Zaubertrank. Nun ist der neueste Asterix-Band erschienen und darin werden Römer nur am Rande verhauen. In erster Linie gilt es, Außerirdische zu verkloppen.
Szene aus "Asterix-Film": "Obelix, wir müssen das Hauptquartier der römischen Legion finden. Da schau, eine Patrouille, wir müssen sie aufhalten!"

So kennen und lieben wir den kleinen Gallier und seinen dicken Freund, die den imperialen Römern eins auf die Mütze beziehungsweise die Helme geben. Im vorletzten Band schrumpfte Obelix, weil er doch am Zaubertrank genascht hatte, zum Kind und wurde von den Römern entführt und zuletzt verdrehte die Schauspielerin LaTraviata den Galliern die Köpfe. Und nun? Das neue Abenteuer werde sehr viel anders, hatte Uderzo vorab geraunt - er hat Wort gehalten.

Und wir wissen nun auch, warum die Helden diesmal nicht auf Reisen gehen müssen. Sie bekommen nämlich Besuch – von Außerirdischen. Ein kugelförmiges Raumschiff steht eines Tages über dem gallischen Dorf - so wie in "Independence Day" die bedrohlichen Objekte Schatten auf die Metropolen werfen. In "Asterix" entsteigt ein putziges blaues Männchen nebst einer Superman-Parodie seinem Vehikel. Dieser Kobold interessiert sich vor allem für den Zaubertrank, zumal auch andere Außerirdische – das sind die "Bösen" - ein Auge auf das Wundergebräu geworfen haben.

Uderzos Autoren-Phantasie schießt hier ins Kraut. Wie groß ist eigentlich sein Anteil an der zeichnerischen Arbeit? Dass er nicht alles allein macht, ist seit langem bekannt.

Aber um die Farben geht es hier nicht einmal, sondern um den gallischen Kosmos. Mythische und phantastische Elemente fanden sich immer mal in den "Asterix"-Geschichten: So führte eine Kreuzfahrt zum sagenumwobenen Atlantis, Jungbrunnen inklusive. Und kleine anachronistische Gags sorgten immer mal für Abwechslung. Aber Außerirdische?

Gelegentlich darf der Leser schmunzeln – wenn am Anfang fast alle Dorfbewohner durch eine außerirdische Panne erstarrt sind, oder wenn Superman von Obelix verhauen wird, weil der US-Held ihn einen dicken Klon genannt hat.

Problematisch ist hingegen, dass Raumschiffe und bizarre Wesen aus den Weiten des Weltraums die Comic-Seiten beherrschen. So ist es der ungewöhnlichste "Asterix" aller Zeiten - nicht nur Puristen wird dieses Album Sorgenfalten auf die Stirn treiben. Offenbar schielt man hier nach einer neuen Leserschicht.

Vom Himmel, der einem auf den Kopf fällt, ist im Originaltitel die Rede – "Gallien in Gefahr" heißt das Album lapidar in der Übersetzung. Stellt diese krude Story womöglich eine Gefahr für die Popularität von "Asterix" dar?

Nein, ihr Publikum werden die Geschichten trotz mancher Enttäuschung weiterhin finden. Vier bis fünf Jahre werden bis zum nächsten Band vergehen. Uderzo und die Seinen sind dabei nicht untätig, entsteht doch gerade ein neuer Trickfilm, und das internationale Merchandising füllt zudem die Kassen. Vielleicht könnte der geschäftstüchtige Mann selber eine Art Zaubertrank brauchen?