Frenk Meeuwsen: "Zen ohne Meister"

Auf der Suche nach Erleuchtung

"Zen ohne Meister" von Frenk Meeuwsen
Buchcover: "Zen ohne Meister" © avant-verlag/imago/AFLO
Von Frank Meyer · 16.02.2018
Frenk Meeuwsen ist ein niederländischer Zeichner, der sich schon lange für fernöstliche Philosophie und Kampfkünste interessiert. Seine Graphic Novel "Zen ohne Meister" ist eine Collage aus seiner Kindheit, dem japanischen Alltag und Anleitungen zum Meditieren.
"Ich kenne jemanden, der sagen würde: Die spinnen, die Japaner!" Frenk Meeuwsen bringt diese Anspielung auf die Comicfigur Obelix ganz am Ende seines Buches, Obelix würde die Japaner sicher sehr befremdlich finden. Andere Geschichten und Bücher spielen oft hinein in Meeuwsens autobiographische Erzählung, und die bleibende Fremdheit des Europäers in Japan ist ein wiederkehrendes Thema in diesem Buch.
Frenk Meeuwsen ist ein niederländischer Maler und Zeichner, der sich schon lange für fernöstliche Philosophie und Kampfkünste interessiert, er besitzt den schwarzen Gürtel in Karate. Mitte der 90er-Jahre hat er im Tempelbezirk von Kyoto gelebt, dort sind viele der japanischen Skizzen angesiedelt, die er in seine erste Graphic Novel "Zen ohne Meister" aufgenommen hat. Das Buch ist eine Collage aus verschiedenen Materialen: Meeuwsens Kindheit in den Niederlanden, der japanische Alltag, die Geschichte des Buddhismus, Anleitungen zum Meditieren, Reflexionen über das Zeichnen.

Wie und ob sich ein Europäer in die Lehre des Zen vertiefen kann, das ist der Leitgedanke dabei. Die innere Gewalt zu überwinden kann ein Antrieb dafür sein, Frenk Meeuwsen erzählt davon, wie er als Junge an einem Mitschüler Rache nehmen wollte und dieser Schüler tatsächlich ums Leben kommt, ohne dass Frenk Schuld daran hätte. Dennoch verfolgt ihn das lange durch seine Träume. Die Zufälligkeit und Grausamkeit des Lebens durch Reduktion und Ritualisierung zu bannen ist eine der Verlockungen des Zen-Buddhismus.

Suche eines subjektiven Weges in die Meditation

Frenk Meeuwsen zeigt sie, wenn er das Ritual des traditionellen japanischen Bogenschießens in einer langen Bilderfolge nachvollzieht. Bei allen Näherungsversuchen kommt er für sich selbst und die vielen anderen europäischen Erleuchtungssucher in Japan zu dem Schluss: sie bleiben dort Exoten und können sich dem japanischen Denken nur auf ihre eigene Weise nähern. Der Buchtitel "Zen ohne Meister" spielt darauf an, Frenk Meeuwsen zeigt, dass man sich seinen subjektiven Weg in die Meditation suchen muss und kann.
Bei aller Faszination schaut Frenk Meeuwsen auch auf die dunklen Seiten der Zen-Tradition in Japan. Zen-Mönche haben die Flugzeuge der Kamikaze-Piloten im Zweiten Weltkrieg gesegnet, "erleuchtete" Zen-Meister haben den japanischen Autoritarismus dieser Zeit ausdrücklich unterstützt. Im modernen Japan findet er kaum noch Reste einer authentischen Zen-Kultur.
All das zeichnet Frenk Meeuwsen in schlichtem Schwarz-Weiß, in reduziert realistischen Bildern, bei denen er die Möglichkeiten des Comics sehr gekonnt einbaut: verschiedene Panelgrößen und Perspektiven auf das Geschehen, surreale Traumwelten, massive Schrift-Blöcke, die Figuren bedrängen. Meeuwsen hat sein Material in sehr kurzen Kapiteln angeordnet, sein Buch mäandert durch die Zeit. Das erzeugt ein reizvoll richtungsloses Erzählen, ähnlich der Lehrform des Zen-Buddhismus, der Wiedergabe kurzer, unzusammenhängender "Kōans" mit Aussagen der Zen-Meister.

Frenk Meeuwsen: "Zen ohne Meister"
Aus dem Niederländischen von Katrin Herzberg
Avant-Verlag, Berlin 2017
288 Seiten, 25,00 Euro

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