Frauenfußball: Mehr als nur Sport

Moderation: Gisela Steinhauer · 02.07.2011
Siebenfacher Europameister, zweifacher – vielleicht demnächst dreifacher –Weltmeister: Die deutschen Fußballfrauen brauchen sich nicht hinter den Männern zu verstecken. Dennoch werden sie immer wieder mit ihnen verglichen. Für Diskussionsstoff sorgt auch nach wie vor das Aussehen der Kickerinnen. Kann die Frauenfußball-WM 2011eine Wende bewirken?
"Wir wollen einfach durch Leistung überzeugen, wir müssen nicht unsere Brüste zeigen. Entscheidend ist das, was auf dem Rasen passiert", sagt Monika Staab. Die ehemalige Fußballspielerin, Mitbegründerin und Trainerin des Erfolgsvereins 1. FFC Frankfurt, hat wie kaum eine andere den Frauenfußball in Deutschland mitgeprägt.

Die FIFA-Beraterin ist zudem eine engagierte "Weltreisende des Frauenfußballs". In den vergangenen vier Jahren bereiste sie fast 60 Länder, um kickende Mädchen und Frauen insbesondere in den Entwicklungsländern zu unterstützen.

Bei aller Begeisterung angesichts der aktuellen WM kennt die heute 52-Jährige aber auch die Realität des Frauenfußballs.

"Die Realität ist, dass wir rund 1000 Zuschauer haben, nicht 80.000 wie jetzt in Dortmund. Es ist unmöglich, ein zweites Sommermärchen zu schaffen. Das Halbfinale gegen die USA kann schon der Schluss sein. Da beginnt dann schon die Realität. Und die heißt, dass wir oft zu wenig Mädchen haben, um überhaupt Mannschaften zu gründen. Es ist auch nötig, dass sich die Männer mehr öffnen für den Frauenfußball, dass sie sagen: 'Ja, das kann man sich anschauen, das ist ordentlich'. Das Problem, das wir haben, ist, dass wir immer mit den Männern verglichen werden. Das haben sie in keinem anderen Sport! Nicht bei Steffi Graf, sie musste sich nicht gegen Boris Becker behaupten. Aber Marta wird mit Messi verglichen, da muss ich noch ganz viel tun. Aber wir kommen weiter, mit ganz viel Geduld, mit Ausdauer."

Auch für Shary Reeves ist der Fußball ein wichtiger Teil des Lebens. Die gebürtige Kölnerin kickte bereits als kleines Mädchen mit den Jungs auf der Straße, gegen den Willen ihrer Mutter meldete sie sich beim Fußballverein an und schaffte es bis in die erste Liga, in den SC 07 Bad Neuenahr. Bekannt ist sie aber eher als quirlige Fernsehmoderatorin der ARD-Sendung "Wissen mach Ah!". Ebenso unbefangen und neugierig stürzt sie sich derzeit auch als WM-Botschafterin und Reporterin ins Geschehen. In ihrer Video-Kolumne "Frauen-Fußball-Facts mit Shary" schaut sie hinter die Kulissen der WM. Sie setzt auf die Signalwirkung der WM:

"Die Mitgliederzahlen beim DFB steigen, liegen im Frauen- und Mädchenbereich bei rund einer Million, während sie bei den Jungs rückläufig sind. Es wird schon in den unteren Ligen Geld aufgebracht für Trainingslager und vernünftige Kleidung. Wir haben früher viel auf Asche gespielt, Rasen unter den Füßen war die Ausnahme, etwas Besonderes."

Im Gegensatz zu Monika Staab hat sie nichts gegen die bewusst sexualisierte Vermarktung der Frauen-Elf. "Beim Beachvolleyball ist es doch auch so, dass die Höschen immer kürzer wurden, und mittlerweile steht die Werbung auf dem Hintern. Das ist ein Hingucker, ein Eye-Catcher", sagte sie im Hessischen Rundfunk. "Warum sollte es so was nicht im Frauenfußball geben? Meine persönliche Meinung ist, es ist neben vielen Aspekten förderlich für den Frauenfußball - Sex sells."

"Frauenfußball : Mehr als nur Sport"
Darüber diskutiert Gisela Steinhauer heute von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr gemeinsam mit Monika Staab und Shary Reeves. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 00800 – 2254 2254 oder per E-Mail unter gespraech@dradio.de.

FIFA Frauen Weltmeisterschaft

Literaturhinweis:
Monika Staab, Dieter Hochgesand: "Früchte des Traums - Wie die Frauen den Fußball eroberten", Röschen Verlag 2011
Shary Reeves: "Eine für alle, alle für eine - Das Leben ist ein Mannschaftssport", Ariston 2011

Links zum Thema bei dradio.de:
Fußball für die Ohren -
FIFA Frauen WM 2011 im Deutschlandfunk und Deutschlandradio Kultur *
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