Frauen in der katholischen Kirche

Von Ita Niehaus · 24.05.2008
Finden Frauen Heimat in der Kirche? Darüber diskutierten auf dem 97. Katholikentag Weihbischof Jörg Michael Peters aus Trier, die feministische Theologin Prof. Elisabeth Schüssler-Fiorenza von der Universität Cambidge in den USA, Petra Heilig vom Weltgebetstag und der Pastoraltheologe Prof. Rainer Buchner aus Graz.
Rund eine Stunde war es eine ruhige, gelassene Diskussionsrunde. Man tauschte kleine, gelegentlich ironische Freundlichkeiten aus, bemühte sich streng akademisch den Begriff Heimat zu klären. Die Positionen waren klar: hier der Vertreter der Kirche, der Weihbischof, dort die feministische Theologin und irgendwo dazwischen die Vertreterin des Weltgebetstags und der Pastoraltheologe. Doch dann kam aus dem Publikum die Frage, warum Frauen immer noch die Ordination verweigert werde, warum sie also nicht Priesterinnen werden dürften. Klare Antwort darauf vom Weihbischof:

"Es gibt in unserem Leben Vorgaben, die ich nicht einfach umkehren kann, jetzt wissen wir, Sie wollten ja meine Meinung hören. Als es um die Einsetzung der Eucharistie beim Abendmahl, beim letzten Abendmahl am Abend vor seinem Leiden ging, da sind es die Namen von zwölf Männern, die ihm gefolgt sind."

Die feministische Theologin Professorin Schüssler-Fiorenza konterte mit dem Hinweis auf die Bibel:

"Was Sie hier in gut vatikanischem Stil vorgebracht haben - (Einwand Bischof: katholisch) - vatikanisch! vorgebracht haben, hält theologisch das Wasser nicht. Jesus hat nichts über Frauen zum Priesteramt gesagt oder Bischofsamt. Jesus hat nichts über Männer zum Priesteramt und Bischofsamt gesagt."

Deutliche Ablehnung der Position der Amtskirche, deutlicher Zuspruch für die Position der feministischen Theologin. Hier drückte sich ein deutliches Unbehagen der Frauen an der katholischen Kirche aus. Denn an der Basis, bei den Ehrenamtlichen, sind die Frauen in der Mehrheit, nur Priesterinnen dürfen sie eben nicht werden oder Bischöfinnen.. Für Petra Heilig vom Weltgebetstag und Pastoraltheologe Rainer Buchner geht es bei dieser Diskussion vor allem um die Wertschätzung der Frauen.

Heilig: "Es geht wirklich darum: Bekommen wir auch die gleichen Rechte, die gleichen Pflichten, gibt es etwas wie die Anerkennung der Würde. Also das, was Elisabeth Schüssler-Fiorenza als die Bürgerinnenrechte verstanden hat, als ecclesia der Frauen?"

Bucher: "Es ist natürlich schon bemerkenswert, dass ein sympathischer Weihbischof, der die offizielle Lehre der Kirche vorträgt, doch in einer solchen Weise mit Reaktionen konfrontiert wird. Offensichtlich ist diese Lehre für viele Katholikinnen nicht mehr plausibel."

Für die katholische Kirche könnten die Frauen ein Problem werden; denn die Bindungskraft lässt nach, vor allem bei jungen Frauen. Experten sprechen sogar von einem Generationenbruch. Und das liegt nicht nur daran, dass Frauen keine Priesterinnen sein dürfen. Immer mehr Frauen finden sich mit ihrer Lebenswirklichkeit nicht mehr in der katholischen Kirche wieder.

Buchner: "Mir war es da wichtig zu betonen, dass die neuen Biografien von Frauen, die heute ein anderes Leben führen als ihre Großmütter, dass diese neuen Biografien Orte in der Kirche finden, dass man die Probleme von Alleinerziehenden, die Probleme von Erziehung heute, von Berufskarrieren als Frau und was man dort erlebt, dass die im Raum von Kirche besprochen werden können und auch in den Horizont von Glauben gestellt werden können und nicht ausgegrenzt werden."

Da klingt es schon fast wie eine Drohung, wenn Elisabeth Schüssler-Fiorenza auf die Möglichkeit hinweist, es gebe ja auch andere Kirchen:

"In den USA und in Europa auch gibt es nicht nur die katholische Kirche. Das Konzil hat die anderen Kirchen als Kirchen anerkannt. Von daher entschließen Frauen sich, dorthin zu gehen, wo sie am besten aufgenommen werden und die meisten Möglichkeiten haben, wenn sie engagiert sind , kirchlich zu arbeiten."

Und die Frauen? Mucken sie auf? Klagen sie auf breiter Basis gleiche Rechte ein? Nicht nur als Kirche von unten, sondern auch als Frauen von unten? Erstaunlich war, wie einhellig die Position des Weihbischofs abgelehnt wurde. Und es waren keineswegs nur junge feministische Katholikinnen im Saal.
Bei manch einer Frau war allerdings weniger Wut als Resignation spürbar.

Umfrage unter Besucherinnen:
"Ich bin aber keine Feministin, ich denke, die können sehr populistisch sein, wenn die in einer Veranstaltung sind, wo so viele Frauen sind, dann ist der Beifall ganz sicher. Und der Bischof redet für die Amtskirche. Was wollen wir da erwarten?"