Frauen in Argentinien

Gegen Gewalt und Machismo

In Argentinien sind (19.10) mehrere Zehntausend Menschen gegen Gewalt an Frauen und Mädchen auf die Straße gegangen. Im Bild Demonstranten in der Hauptstadt Buenos Aires.
Wir sind da und wir sind viele: Frauen auf einer Demonstration in der Hauptstadt Buenos Aires © dpa picture alliance /EPA/David Fern
Von Anne Herrberg · 06.03.2017
Für den 8. März haben Argentiniens Frauen zu einem Streik aufgerufen. Frauen weltweit sollen gegen Gewalt und für Gleichberechtigung ihre Arbeit niederlegen. In Argentinien stirbt alle 30 Stunden eine Frau durch häusliche oder sexuelle Gewalt.
Weil sie nicht abtreiben wollte, wurde die 14-jährige Chiara von ihrem Freund ermordet und im Garten verscharrt. Simon Brancamonte kippte Benzin über seine 28-jährige Lebensgefährtin, weil sie ihm "nicht gehorchte". Lili wurde tot geprügelt, weil sie ihrem Ex nicht das gemeinsame Kind überlassen wollte. Die Liste ließe sich endlos fortführen.
Alle 30 Stunden stirbt eine Frau durch häusliche oder sexuelle Gewalt in Argentinien. Allein in den ersten 43 Tagen dieses Jahres gab es 57 ermordete Frauen. Die Zahlen stammen von der Nichtregierungsorganisation Casa del Encuentro, die seit 2008 eine Statistik führt – und sie decken sich mit Fällen aus den Nachbarländern.

Hunderttausende auf der Straße gegen Gewalt

Gewalt gegen Frauen gehört in Lateinamerika zum Alltag – doch lange galt es als Tabu, als "Verbrechen aus Leidenschaft", als "Privatsache".
Bis, nach einer Serie besonders brutaler Morde, eine Gruppe Journalistinnen und soziale Aktivistinnen 2015 erstmals zum Protest aufriefen – mit dem Hashtag #NiUnaMenos ("Keine einzige (Frau) weniger"). Hunderttausende gingen auf die Straße. In Argentinien, dann in Nachbarländern, schließlich in der ganzen Region.
Inzwischen gibt es in Argentinien Gesetze, die Frauen besser schützen sollen – doch gegen die Realität sind solche Paragrafen oft machtlos. Die Gewalt hält weiter an. Frauenfeindliche Diskurse bleiben hoffähig.

Aktivistinnen denunzieren Übergriffe öffentlich

Allerdings hat in der Gesellschaft ein Bewusstseinswandel eingesetzt, gegen eine Macho-Kultur, in der Frauen grundsätzlich weniger zählen als Männer. Aktivistinnen denunzieren sexuelle Übergriffe öffentlich, mutige Juristinnen kämpfen gegen verkrustete Strukturen im Justizapparat, auf Plätzen treffen sich Nachbarinnen zu Diskussionsrunden.
Das Thema findet in den Medien ein breites Forum, Schulbücher werden überarbeitet und auch Männer beginnen, öffentlich gegen Stereotype und Sexismus mobil zu machen.
Für den 8. März haben Argentiniens Frauen zu einem internationalen Streik aufgerufen. Frauen weltweit sollen gegen Gewalt und für Gleichberechtigung ihre Arbeit niederlegen – um zu zeigen: Wir sind da und wir sind viele.
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