Franz Rogowski über die Dreharbeiten zu Hanekes "Happy End"

Präzise wie im Operationssaal

Die Schauspieler Franz Rogowski posiert am 07.02.2015 in Berlin während der 65. Internationalen Filmfestspiele bei der Pressekonferenz für "Victoria". Der Film läuft im Wettbewerb. Die Berlinale findet vom 05. bis zum 15.02.2015 statt. Foto: Lukas Schulze/dpa | Verwendung weltweit
Franz Rogowski (geb. 1986 in Freiburg), hat 2015 mit "Victoria" von Sebastian Schipper auf der Berlinale auf sich aufmerksam gemacht. Der Schauspieler gehört zum festen Ensemble der Münchner Kammerspiele. © picture alliance/ dpa/ Lukas Schulze
Schauspieler Franz Rogowski im Gespräch mit Susanne Burg · 07.10.2017
Michael Haneke blickt in seinem neuen Film "Happy End" hinter die Fassade einer großbürgerlichen Familie. Eine der Hauptrollen spielt Franz Rogowski ("Love Steaks", "Victoria"). Er berichtet von aufreibenden Dreharbeiten und Hanekes unerbittlicher Genauigkeit.
Das ist die Grundkonstellation: ein lebensmüder Patriarch (Jean-Louis Trintignant), der ein Bauunternehmen in Calais besitzt. Eine Tochter (Isabelle Huppert), die dieses Unternehmen mit ihrem Sohn (Franz Rogowski) inzwischen leitet. Und diese beiden kommen nicht wirklich gut miteinander aus. Man ahnt es schon: Ein "Happy End" hat dieser Film wohl eher nicht. Zumal Hanekes "Funny Games" nicht lustig war und "Das weiße Band – eine deutsche Kindergeschichte" kein Kinderfilm.
Mathieu Kassovitz und Michael Haneke
Regisseur Michael Haneke (rechts) mit Schauspieler Mathieu Kassovitz während der Dreharbeiten zu "Happy End". Haneke ist Oscar-Gewinner und holte zwei Mal die Goldene Palme in Cannes. © picture alliance/dpa/Foto: Jean-Pierre Brunet
Einen Drehtag erlebte Rogowski besonders intensiv. Dabei wurde gefilmt, wie er mit Flüchtlingen mitten in ein großes Dinner hineinstürmt. Ein "aufwändiger Tag", sagt er. Es seien 43 Takes gemacht worden.

43 Takes an einem Tag

"Für mich war die Schwierigkeit, dass es so ein großer Raum war und so viele Menschen, die man da adressiert. Aber beim Film ist es oft nicht so gut, wenn man den Raum wie ein Theater bespielt, sondern man bleibt viel kleiner und spricht nur mit den vorderen Reihen - obwohl die Mutter ganz hinten sitzt. Es war wirklich ein aufreibender Tag. Michael, der bekannt ist dafür, auch mal viele Takes zu machen, lief da zu Höchstform auf."
Rogowski hat Hanekes präzises Arbeiten kennengelernt: Der Regisseur wisse sehr genau, wie er eine Szene erzähle und auflöse, er habe alles schon im Kopf. Man müsse sich "auf eine präzise Weise durch den Raum bewegen", überall klebten Marken auf dem Boden, auf denen man laufe, die Sätze würden so gesprochen, wie sie sind: "Das ist eher eine Art Operationssaal, wo sehr konkret ein Blinddarm entfernt wird und nicht spontan eine Darmspiegelung am Ende rauskommt." Man müsse sich darauf einlassen, sagt er.
"Happy End" hatte im Mai bei den Filmfestspielen in Cannes Premiere. Am Donnerstag kommt er in die deutschen Kinos.
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