Fragwürdige Großprojekte

Zum Abriss erbaut

Fort Oberer Kuhberg, Teil der Bundesfestung Ulm
Fort Oberer Kuhberg, Teil der Bundesfestung Ulm, war schon zur Eröffnung 1859 obsolet. Von 1933 bis 1935 diente es als sogenanntes "Schutzhaftlager" für politische Gefangene. © Deutschlandradio / Florian Felix Weyh
Von Felix Florian Weyh · 27.11.2016
Als Fort Hahneberg in Berlin-Spandau 1888 eröffnet wurde, war es bereits funktionslos. Auch die Bundesfestung in Ulm war zur Vollendung 1859 nicht mehr zeitgemäß. Warnen solche Hinterlassenschaften vor heutigen Projekten wie dem Berliner Großflughafen BER?
Es ist kalt und zugig in den Kasematten von Fort Hahneberg in Berlin-Spandau. Der Blick reicht hunderte Meter weit, doch befindet man sich unter hunderttausend Tonnen märkischen Sands. Als die letzte deutsche Festungsanlage 1888 nach Baukosten von vielen Millionen Goldmark eröffnet wurde, war sie bereits funktionslos geworden. Neue feindliche Kanonen schossen weiter, als die Verteidigungslinie reichte. Ein Angreifer hätte die Stadt trotz der Wehranlage ungefährdet beschießen können.

Als der Autor den gespenstischen Riesenbau besichtigt, steigen Bilder seiner Jugend im württembergischen Ulm auf: Knutschereien auf dem zugewucherten Dach eines Vorwerks, die ständige Konfrontation mit martialischen Bauten auf dem Schulweg. Bis heute die größte Festung Europas, war das 1859 vollendete Ulmer Großprojekt militärisch ebenfalls obsolet.
Fort Hahneberg Spandau
Fort Hahneberg wurde in den 70er bis 80er Jahren des 19. Jahrhunderts am Westrand des Berliner Bezirks Spandau errichtet.© imago/Jürgen Heinrich
Was tut man mit solchen Hinterlassenschaften? Warnen sie vor heutigen Zeitgeist-Großprojekten wie dem BER? Oder rehabilitiert ihre Nachnutzung den Größenwahn ihrer Bauherren? Vom türkischen Theater bis zum Fledermausdomizil, vom KZ bis zur Flüchtlingsherberge bleibt das Spektrum ambivalent. Klar ist nur: Festungen sind ein schlechtes Mittel gegen Angst. Schon vor 150 Jahren funktionierten sie nicht mehr.
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