Frage des Tages

Wikileaks bezahlt Insider - ist das noch Whistleblowing?

Wikileaks-Gründer Julian Assange im Sommer 2014
Wikileaks-Gründer Julian Assange im Sommer 2014 © AFP / John Stillwell
John Goetz im Gespräch mit Max Oppel · 12.08.2015
Per Crowdfunding will Wikileaks insgesamt 100.000 Euro Spenden sammeln - für diesen einen Zweck: Das Geld soll Whistleblowern zugute kommen, die Insider-Informationen über das geplante Freihandelsabkommen TTIP preisgeben.
Die Enthüllungsplattform Wikileaks lockt Whistleblower mit einer Prämie von insgesamt 100.000 Euro: Wer ihr Details zum transatlantischen Freihandelsabkommens TTIP zur Verfügung stellt, erhält die Belohnung, die zuvor per Crowdfunding gesammelt werden soll. Zu den ersten Unterstützern zählt der ehemalige griechische Finanzminister Yanis Varoufakis.
Aber was bedeutet es, gezielt Anreize zum Geheimnisverrat zu schaffen? Ist das noch Whistleblowing? Oder muss man nicht schon von Bestechung reden?
Der Journalismus braucht "verifizierte Informationen"
Darauf antwortete der Journalist John Goetz - Mitglied im Recherche-Verband von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung - mit deutlicher Zustimmung. Für den Journalismus gehe es schließlich darum, dass die Öffentlichkeit verifizierte Informationen bekomme – "von welcher Quelle auch immer".
Von Bestechung wollte der Investigativjournalist im Hinblick auf das Crowdfunding-Projekt von Wikileaks für Whistleblower nicht sprechen. Denn der Vorgang sei weder heimlich noch intransparent.
Außerdem sei ihm in Gesprächen mit Wikileaks zu verstehen gegeben worden, dass das gespendete Geld für die finanzielle Unterstützung eines Whistleblowers im Falle von juristischen Probleme zur Verfügung stehen solle.
Ein Vertrag, "der unser Leben radikal verändern wird"
Faszinierend sei, sagte Goetz, dass wir über einen Vertrag zwischen zwölf Ländern reden, "der unser Leben radikal verändern wird" und dass dieser Vertrag aber heimlich ausgehandelt werde. Selbst amerikanische Abgeordnete dürften ihn nur unter Aufsicht lesen.
"Bei diesem Vertrag halte ich es für ganz bedeutend, dass die Öffentlichkeit davon erfährt", betonte Goetz. Wenn der Recherche-Verbund ihn bekäme, würde er "ihn auf jeden Fall veröffentlichen".
Der eigentliche Skandal sei, dass die Verhandlungen "absolut im Geheimen" stattfänden. Wenn Informationen öffentlich würden, könne er das nur begrüßen.
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