Folkfestival

Besucherrekord in Rudolstadt

Dona Onete
Die brasilianische Musikerin Dona Onete in Rudolstadt. © Deutschlandradio: Kerstin Poppendieck
Von Holger Beythien · 09.07.2017
Das Folkfestival in Rudolstadt war mit knapp 100.000 Zuschauern in diesem Jahr ein voller Erfolg. Neben der brasilianischen Musikerin Dona Onete begeisterten auch Amy Macdonald und der Liedermacher Georg Ringsgwandl, dem der Weltmusikpreis RUTH verliehen wurde.
Gleich am ersten Tag gab es einen Besucherrekord. 18.000 Zuschauer haben im Heinepark das Konzert von Amy Macdonald gesehen, einer der erfolgreichsten Folk/Rock Musikerinnen aktuell. Eine hin- und mitreißende Amy Mcdonald, ein entspanntes und dankbares Publikum und die sommerlichen Temperaturen sorgten für einen gelungenen Festivalauftakt. Gleichzeitig gab das Konzert der Sängerin den Starschuss für den Länderschwerpunkt des diesjährigen Rudolstadt-Festivals: Schottland.

Länderschwerpunkt mit politischer Brisanz

Bei der Wahl Schottlands als Länderschwerpunkt ging es natürlich um die Musik des Landes. Aber wegen des Brexits und der ablehnenden Haltung vieler Schotten zum Austritt ihres Landes aus der EU hatte dieser Länderschwerpunkt natürlich auch eine politische Dimension. Es gab kaum einen schottischen Musiker in Rudolstadt, der nicht mindestens einmal in seinem Konzert Bezug auf den Brexit nahm. Im Vordergrund stand aber immer die stilistische Vielfalt der Musikszene Schottlands. Da war alles dabei vom Dudelsackvirtuosen Fred Morrison hin zum Clubsound der Gruppe Sketch, dazu ein dem schottischen Nationaldichter Robert Burns gewidmetes und vom Festival produziertes Konzert-Projekt. Und natürlich fehlten auch Whisky, schottischen Nationalflaggen und Besucher in Kilts nicht.

RUTH 2017 für Ringsgwanl

Ein weiterer Höhepunkt des 27. Rudolstadt-Festivals war die Verleihung des Weltmusikpreises RUTH. Auch deshalb, weil ein Preis in diesem Jahr an einen der brillantesten und scharfzüngigsten Liedermacher ging: an Georg Ringsgwandl. Der Liedermacher aus Bayern, der im kommenden Jahr 70 Jahre alt wird, nahm den Preis als Wertschätzung seiner Arbeit dankbar an. Auch das Publikum feierte ihn bei seinem Konzert nach der Preisverleihung mit viel Applaus.

Georg Ringsgwandl
Georg Ringsgwandl (m) ist bei dem Folkfestival in Rudolstadt 2017 mit dem Weltmusikpreis RUTH ausgezeichnet worden. © Deutschlandradio: Kerstin Poppendieck

Uraufführung in Rudolstadt

Eines der ungewöhnlichsten Projekte, die es beim Rudolstadt-Festival je gab, war die Zusammenarbeit der Thüringer Symphoniker Saalfeld-Rudolstadt unter seinem Chefdirigenten Oliver Weder und dem Elektronik-Komponisten Sven Helbig. Zusammen mit dem Konzertchor des Goethe-Gymnasiums Rutheneum Gera boten das Orchester und Sven Helbig ein faszinierendes Klangbeispiel für ein gelungenes Miteinander von klassischer Musik und modernen Sounds. "I eat the sun and drink the rain" heißt der Zyklus, der in der orchestrierten Fassung seine Uraufführung erlebte, bebildert mit Videosequenzen eines isländischen Videokünstlers. Die Heidecksburg als Aufführungsort gab dem Ganzen zusätzlich einen stimmungsvollen und atmosphärischen Rahmen.
Thüringer Symphoniker
Die Thüringer Symphoniker unter Chefdirigent Oliver Weder und dem Elektronik-Komponisten Sven Helbig beim Festival in Rudolstadt.© Foto: Oliver Jentsch

Es geht um Musik, nicht um große Namen

Darüber hinaus gab es in den vier Festivaltagen jede Menge Möglichkeiten, Musik zu entdecken, die bisher noch unbekannt war. In der gesamten Stadt spielten Straßenmusiker, die sich einem neugierigen und offenen Publikum präsentierten. Überraschungs-Highlights auf den Bühnen waren unter anderem die Band Jupiter & Okwess aus dem Kongo, die schon am ersten Abend das Publikum mit ihrem Afro-Funk zum Tanzen brachten, die 72jährige Dona Onete aus Brasilien, die bewies, dass man selbst als sitzende Sängerin eine unglaublich mitreißende Stimmung verbreiten kann, oder die Schotten Braebach, die mit ihrem jungen und modernen Klang, die traditionelle Musik Schottlands auf ein ganz neues Level hob. Die Polen Rebel Babel, die bei ihrem Rap von einem 30köpfigen Blasorchester begleitet wurden, sagten während ihres Konzertes zum Publikum: "Bei diesem Festival geht es um die Musik und nicht um große Namen. Danke, dass ihr so offen seid."
Es gab viele Gründe, sich in das Festival zu verlieben: die entspannte Stimmung im Publikum, die Tatsache, dass man sich rund um die Uhr sicher gefühlt hat, Musiker, die leidenschaftlich ihre Kunst präsentierten, und ein Tanzzelt, in dem fremde Menschen durch das gemeinsame Tanzen Freunde wurden – und dazu perfektes Sommerwetter. Danke Rudolstadt und bis zum nächsten Jahr, wenn der Länderschwerpunkt dann auf Estland liegt.
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