Flüchtlingspolitik in Hamburg

Vom Zelt ins Haus

Flüchtlingskinder in Hamburg
Flüchtlingskinder am 30.10.2015 in Hamburg in einem Zelt einer mobilen Kita am Hauptbahnhof. © picture alliance / dpa / Foto: Axel Heimken
Von Axel Schröder · 04.01.2016
Auch in Hamburg sind in den letzten Monaten tausende Flüchtlinge angekommen. Aber wie in anderen Großstädten ist auch an der Alster Wohnraum knapp. Mit stadteigenen Unternehmen versucht der Senat, neuen Wohnraum zu bezahlbaren Preisen zu schaffen.
Hamburg baut. Pro Jahr 6.000 Wohnungen. Das war die Zielmarke des Hamburger Senats bevor klar war, dass Ende des Jahres rund 80.000 Flüchtlinge in der Hansestadt leben werden. Nun sollen, das gaben Andreas Dressel, Fraktionschef der SPD und sein grüner Kollege Anjes Tjarks bekannt, zusätzlich noch einmal 5.600 Wohnungen gebaut werden. Bis Ende 2016:

"Wir müssen in der Tat bauen, bauen, bauen! Man sieht jetzt schon an Umfragen, dass die Sorge in Hamburg besonders groß ist, dass der Flüchtlingszustrom dazu führt, dass die Wohnungssituation noch schwieriger wird. Und deshalb ist, glaube ich, dieses Programm, ein ganz wichtiger Beitrag, um da eine Antwort zu geben."

Unterm Strich sollen in den nächsten zwölf Monaten mindestens 11.600 Wohnungen entstehen. Unter anderem durch das stadteigene Unternehmen "Fördern und Wohnen". Und in deren Auftrag sollen die Projektplaner der Hamburger Firma Assmann die Pläne umsetzen. Zu möglichst geringen Preisen, was aber angesichts der Nachfrage immer schwieriger wird. Vor allem Häuser in Modulbauweise hätten sich immens verteuert, erklärt der Projektmanager Achim Freund:

"Wenn die Kapazitäten in Produktionswerken derartiger Gebäude ausgelastet sind, und sie die aber dennoch brauchen, und da wird zu der zweiten, noch eine dritte Schicht benötigt, dann spiegelt sich das im Preis wider, das ist doch klar."

Aber glücklicherweise hätten die Hamburger Chefplaner in der Sozialbehörde und bei "Fördern & Wohnen" sehr vorausschauend geplant, erzählt Achim Freund.

"Hier in Hamburg sind wir gut aufgestellt. Weil wir zum Beispiel durch das Schließen von Rahmenverträgen mit Modulgebäudelieferanten vereinbart haben, für die kommenden Jahre, muss man sagen, eine ausreichende Versorgung mit Modulgebäuden in Hamburg sicherzustellen. Und dieses zu vernünftigen, zu festen Preisen, auf die wir uns jetzt verlassen können."
Nachfrage nach neuen Wohnungen treibt Preise in die Höhe
Kostensteigerungen beim Bauen, erklärt Achim Freund, seien schon seit Jahren zu beobachten. Allerdings treibt die gestiegene Nachfrage nach neu gebauten Wohnungen natürlich die Preise in die Höhe. Das bestätigt auch Andreas Breitner, Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen.

"Wir haben schon die Beobachtung, dass die Nachfrage steigt. Und das betrifft vor allem das Baugewerbe. Das heißt für uns, dass unsere Mitgliedsunternehmen Ausschreibungen machen und wo sich früher zwei, drei oder manchmal sogar vier Unternehmen beworben haben, ist es jetzt nur noch eins. Und das heißt: der Preis kann stärker diktiert werden, weil die Nachfrage gestiegen ist und das Angebot sich nicht erheblich vergrößert."

Schließlich gibt es nur eine begrenzte Zahl von Bauunternehmen. Und längst nicht alle sind in der Lage, in kurzer Zeit viele Wohnungen zu bauen. Achim Freund vom Hamburger Projektbüro Assmann bestätigt, dass die gestiegene Nachfrage bei den aktuellen Ausschreibungen zu erstaunlichen Kostenschätzungen führt.

"Seien sie gewiss, dass sie Angebote bekommen, wo sie mit Preisen konfrontiert werden – da staunen sie! Was manche meinen, für ein Geld für eine Leistung zu bekommen, die nicht diesen Preis wert ist. Selbstverständlich gibt es das."

Einen entscheidenden Anteil an den Baukosten haben auch die gesetzlichen Vorgaben, zum Beispiel zum Feuerschutz, zum Beispiel zur Wärmedämmung. Aber auch gegen diesen Anstieg gibt es Rezepte, erklärt der Projektmanager Achim Freund.

"Wenn sie Wohnraum in dieser Größenordnung schaffen müssen – wir wissen alle, über welche Zahlen hier in Hamburg gerade gesprochen wird – wird man ein Stück weit auch auf ein typisiertes Bauen zurückzugreifen haben, um schnell diesem hohen Bedarf an Wohnraum, nicht nur für Flüchtlinge, sondern überhaupt für sozial bedürftige Menschen, zu denen ja auch viele Hamburger zählen, decken kann."

Und dieses "typisierte Bauen" würde, so Achim Freund, nicht nur kostengünstiger sein, sondern auch schneller gehen. In jedem Fall ist der Bau von echten Häusern statt solchen in Modulbauweise eine nachhaltige Investition. Die Häuser aus Stahlmodulen haben nur eine dreijährige Betriebsgenehmigung. Dann müssen sie weichen. In Hamburg setzt der Senat deshalb auf echte, solide Bauten. Immerhin sollen sie ein Zuhause werden für Menschen, die dauerhaft in Deutschland leben.
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