Filmfestspiele Cannes

Monsterliebe und Flüchtlingsschicksal

Schauspielerin Nicole Kidman sitzt in einer Filmszene vor Kerzen.
Nicole Kidman in Sofia Coppolas Film "The Beguiled". © imago/ZUMA Press/Entertainment Pictures
Von Patrick Wellinski · 17.05.2017
Bevor das große Filmegucken bei den Filmfestspielen in Cannes zum 70. Mal beginnt, fasst Deutschlandfunk-Kultur-Filmredakteur Patrick Wellinski fünf Filme zusammen, die über das Festival hinaus für Gesprächsstoff sorgen werden. Mit dabei: Sofia Coppolas "The Beguiled".
"Okja"
Von Bong Joon-Hoo
Der von Netflix produzierte Film sorgte schon vor seiner Premiere für Schlagzeilen, weil Netflix ihn nicht regulär ins Kino bringen will. Aber auch sonst ist der Film ein spannendes Überraschungspaket. Der koreanische Regisseur bezeichnete seinen Film als intensive Liebesgeschichte zwischen Mensch und Monster. Und wenn wir eines vom Regisseur von "Snowpiercer" und "The Host" gelernt haben, ist, dass er sich jedes Mal neu erfindet, mit grausig schönen Bilderwelten, die man so schnell nicht wieder vergisst.

"The Beguiled"
Von Sofia Coppola
Schauspielerin und Regisseurin Sofia Ford Coppola
Regisseurin Sofia Ford Coppola© picture alliance / MGP,Inc.
Sofia Coppola ist wieder zurück. Nachdem sie in "Bling Ring" von neureichen Teenagerdieben erzählte, präsentiert sie nun mit "The Beguiled" die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Thomas P. Cullina, der bereits von Don Siegel (damals mit Clint Eastwood in der Hauptrolle) verfilmt wurde.
Eine Gruppe von jungen Frauen empfängt und pflegt einen verwundeten Soldaten während des amerikanischen Bürgerkrieges. Kaum betritt der Mann die Frauengemeinschaft, wird die Atmosphäre von einer sexuellen Spannung auf die Probe gestellt. Diesmal mit dabei Colin Farrell, Nicole Kidman und Kirsten Dunst.

"Happy End"
Von Michael Haneke
Der österreichische Filmregisseur Michael Haneke bei einer Ehrung im Circulo de Bellas Artes in Madrid, Spanien
Der österreichische Filmregisseur Michael Haneke© picture alliance / dpa / Jl Pino
Michale Haneke könnte einen Rekord aufstellen: Er könnte der erste Regisseur werden, der die Goldene Palme drei Mal gewinnt. Sein neuester Film hat jedenfalls das Potential dazu. Es ist ein fast klassisches Familiendrama, das sich im Französischen Calais abspielt. Im Hintergrund entfaltet sich die Flüchtlingskrise. Haneke bezeichnet den Film vorab als "Porträt aus dem Leben einer bürgerlichen Familie". Wie wir ihn kennen, ist das nur die halbe Wahrheit.

"Western"
Von Valeska Grisebach
Die Regisseurin Valeska Grisebach bei der Vorstellung des Films "Sehnsucht" auf der Berlinale 2006.
Die Regisseurin Valeska Grisebach © AP Archiv
Zehn Jahre nach ihrem Überraschungserfolg auf der Berlinale mit "Sehnsucht" hat Valeska Grisebach endlich einen neuen Film gedreht. In "Western" folgt sie deutschen Bauarbeitern an die Bulgarische Grenze, wo zwei von ihnen sich in ein episches Duell hineinsteigern. Wie für Grisebach üblich, hat sie komplett mit nicht-professionellen Darstellern gearbeitet, was die lange Drehzeit erklärt. Produziert wurde der Film unter anderem von Maren Ade ("Toni Erdmann").

"The Killing of a Sacred Deer"
Von Yorgos Lanthimos
Der griechische Regisseur Giorgos Lanthimos lächelt beim 68. Filmfestival von Cannes in die Kamera.
Der griechische Regisseur Giorgos Lanthimos© AFP / Anne-Christine Poujoulat
Der griechische Regisseur Yorgos Lanthimos ist der Meister der seltsamen Festivalfilme. Erst neulich hat er mit "The Lobster" Bilder einer Pärchendiktatur entworfen. Jetzt kehrt er wieder mit einem Spielfilm, in dem das geordnete Leben eines Chirurgen zerbricht, nach dem ein Kind ihm das Leben zur Hölle macht. Lanthimos' Filme spalten. Man darf sich auf Jubelschreie und Buhrufe gefasst machen.
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