Filme der Woche

Vorgestellt von Hans-Ulrich Pönack · 10.05.2006
"Der Tintenfisch und der Wal" war der Lieblingsfilm der US-Kritik im letzten Jahr und erzählt lakonisch den Zerfall einer Intellektuellen-Familie im New York der 80er Jahre. Im Mittelpunkt der feinsinnigen Tragikomödie stehen die beiden pubertierenden Söhne, die neben der Trennung ihrer Eltern auch mit ihrer erwachenden Sexualität fertig werden müssen. "Asterix und die Wikinger" ist das achte Zeichentrickabenteuer der berühmten Gallier, dem es leider an Höhepunkten und dem Witz der Vorlage mangelt.
"Der Tintenfisch und der Wal"
USA 2005; Regie: Noah Baumbach; Darsteller: Jeff Daniels, Laura Linney, Jesse Eisenberg, Owen Kline, William Baldwin u.a.

"Der Tintenfisch und der Wal" von Noah Baumbach ist, um es vorwegzunehmen, zunächst einmal kein Tierfilm und zählte im Vorjahr zu d e n "definitiven" Lieblingsfilmen der US-Kritik. Der (hierzulande weitgehend unbekannte) Regisseur, Darsteller und Autor ("Die Tiefseetaucher"), Sohn eines Romanciers und einer Kritikerin, verarbeitet in seinem innerhalb von nur drei Wochen hergestellten und zum Teil mit kleinen Super-16-Kameras gedrehten Film autobiographische Momente.

Das heute 37-jährige Scheidungskind aus Brooklyn erzählt von einer New Yorker Intellektuellenfamilie im Jahr 1986, die nach 17 Jahren zerfällt. Dabei stehen vor allem die beiden Söhne, zwölf und 16 Jahre alt, im Mittelpunkt, die mit der neuen Situation erst fertigwerden müssen. Was sich hier auf dem Papier so "banal" oder "bekannt" anhört, entpuppt sich auf der Leinwand als feinsinnige, hintergründige, großartig gespielte und sehr 80er-atmosphärische Tragikomödie über das gleichsam schmerzhafte wie komische Erwachsenwerden, bei der man unwillkürlich - ob der treffenden/präzisen Figurenzeichnung und der exzellenten Dialoge - auch an Woody Allen denken muss.

Etwas "ganz Pikantes" für die hiesige Arthouse-Kinogemeinde: Mit "dem Trennungs-Ehepaar" Laura Linney ("Die Truman Show") und dem überragenden Jeff Daniels mit gewaltigem Grau-Bart (zuletzt in einer Nebenrolle in"Good Night, And Good Luck" von George Clooney; unvergessen in "The Purple Rose Of Cairo" von Woody Allen (1985) oder als Killer in Clint Eastwoods "Blood Work" von 2002) als sympathisch-abstoßender Künstler-Egomane und selbstgerechter Akademiker besitzt dieses aufregend-anregende Kaum-80-Minuten-Werk, das für das Drehbuch sogar eine "Oscar"-Nominierung bekam, außergewöhnlich dichte, ereignisreiche, "lebendige" Spannungsmotive. Ein wunderbarer Außenseiter-Film für cineastische Liebhaber!


"Asterix und die Wikinger"
Frankreich / Dänemark 2005; Regie: Stefan Fjeldmark, Jesper Mölle; Zeichentrickfilm mit den Stimmen von Christian Tramitz, Smudo, Nora Tschirner, Dieter Hallervorden u.a.

"Asterix und die Wikinger" ist - seit den Animationsanfängen 1967 ("Asterix, der Gallier") - nach zuletzt zwei Realfilmen (mit u.a. Gerard Depardieu als Obelix) nun die achte Zeichentrickverfilmung eines Abenteuers um die gallischen Comic-Helden. Vier Jahre dauerte die Arbeit an dem neuen Projekt, das mit einem Budget von rund 22 Millionen Euro der bisher teuerste Animationsfilm ist, der in Europa finanziert wurde.

Diesmal vollbringen die Freunde ihre Taten im hohen Norden: Die Wikinger haben den Hasenfuß Grautvornix entführt, um von ihm "das Fürchten" zu lernen. "Angst verleiht Flügel", glauben sie, und so soll ihnen der verhätschelte Stadtjunge das Fliegen beibringen.

Nach der originalen Vorlage "Asterix und die Normannen" (aus dem Jahr 1967) von Schöpfer Albert Uderzo und Autor René Goscinny plätschert die komische Chose ohne sonderlich große Überraschungen, Einfälle und Höhepunkte vor sich hin, ergänzt mit einer neuerfundenen Love-Story und einigem "modernen" Girl-Power. Solider Quatsch, mit jetzt auch musikalischer Hip-Hop-Soße und bemühten deutschen Promi-Stimmen von Christian Tramitz (Asterix), Tilo Schmitz (Obelix), Smudo (von den "Fantastischen Vier" als Grautvornix), Nora Tschirner (Abba) und Dieter Hallervorden (Kryprograf).

Leidlich Leinwand-passabel, aber längst nicht so liebenswert, chaotisch, witzig, charmant, schräg wie die urigen Späße und Streiche in den Comic-Heften.