Filme der Woche

Vorgestellt von Hannelore Heider · 19.04.2006
In Mord und Margaritas gibt sich Ex-Bonddarsteller Pierce Brosnan selbstironisch und uns den bierbäuchigen Ex-Killer, der selbst gejagt wird. Die Tragikomödie "Die Jahreszeit des Glücks" ist in Tschechien ein großer Publikumserfolg und zeigt zwei Menschen in einer tristen Industriestadt auf der Suche nach Liebe. Francois Ozons "Die Zeit, die bleibt" begleitet einen krebskranken jungen Fotografen bei seinem Abschied von seinen Liebsten, verlässt sich dabei aber zu sehr auf die Mimik seines Hauptdarstellers.
"Mord und Margaritas"
USA/Deutschland/Irland 2004; Regie: Richard Shepard; Darsteller: Pierce Brosnan, Greg Kinnear, Hope Davis

Die Krimikomödie entstand in Pierce Brosnans eigener Produktionsfirma und damit spendiert sich der Ex-Bond eine Rolle, die ihn möglichst weit weg vom 007-Image katapultieren soll. Äußerlich gelingt das auch. Pierce Brosnan spielt Julian Noble, einen alternden Auftragskiller, dem der Habitus des einsamen Wolfes in Fleisch und Blut übergegangen ist. Noch erledigt er seine Aufträge perfekt, feine Hotels sind sein Zuhause und immer neue "One Night Stands" die Zerstreuung nach anstrengendem Job.

Damit wäre der Held alles andere als ein Sympathieträger, aber Pierce Brosnan spielt mit dieser Anmutung, indem er sich einen hässlichen Fassonschnitt und einen Bierbauch zulegt und auch mit seinen Marotten zeigt, dass hinter der harten Schale eigentlich ein netter Kerl steckt. Denn plötzlich will ihm das Schicksal übel. Er kommt selbst auf die Abschlussliste seiner Auftraggeber und sucht in seiner Not nach einem Helfer, einem Freund oder was auch immer normale Leute in Krisensituationen haben.

Als Opfer bietet sich eine Hotelbekanntschaft an, ein ganz normaler Amerikaner, dem es in Mexiko gerade ein Geschäft verhagelt hat. Greg Kinnear ("Besser geht’s nicht") spielt den sympathischen Looser, der nebst Ehefrau (Hope Davis) in dieser leichten Krimikomödie ein würdiger Gegenpart für Pierce Brosnan ist, den man seinerseits auch noch nie so komisch und vor allem selbstironisch gesehen hat.


"Die Jahreszeit des Glücks"
Tschechien/Deutschland 2005; Regie: Bohdan Slama; Darsteller: Tatiana Vilhelmova, Pavel Liska, Anna Geislerova

Die Tragikkomödie aus dem heutigen Tschechien wurde auf mehreren internationalen Filmfestivals preisgekrönt und ist auch in Tschechien ein großer Publikumserfolg. Das liegt einerseits an einer Starbesetzung, die natürlich vor allem das heimische Publikum begeistert, als auch am Vermögen des Regisseurs, komplexe Probleme einer vielschichtigen Gegenwart in einer ganz individuellen Geschichte mit glaubwürdigen Charakteren zu erzählen und damit an Traditionen tschechischer Filmkunst anzuknüpfen.

Die Geschichte spielt in einer kleinen Industriestadt, die durch den Niedergang der Wirtschaft auch als Kommune deutlich geschädigt ist. Wie in seinem ersten Spielfilm "Wilde Bienen" hat sich Regisseur Bohdan Slama wieder einen Helden gewählt, der durch eine naive, eher träumerische Weltsicht diese Tristesse kaum wahrnimmt.

Tonik ist arbeitslos, schwer verliebt und möchte am liebsten mit seiner Tante auf einem alten Bauernhof leben, der langsam aber unrettbar verfällt. Seine Angebetete, Monika, aber träumt von der Ausreise. Ihr Freund lebt schon in Amerika und sie wartet täglich auf das Flugticket in die vermeintliche Freiheit.

Doch dann werden beide plötzlich gemeinsam vor ein Problem gestellt. Eine junge Nachbarin und Freundin, der sie schon oft geholfen haben, hat sich wieder mal in eine Lage katapultiert, in der sie ihre beiden kleinen Kinder nicht mehr versorgen kann. Tonik und Monika nehmen die Kinder auf, feiern Geburtstage, machen Ausflüge mit ihnen und beginnen sogar, den Bauernhof für "ihre" Familie wieder herzurichten. Bis die Mutter der Kinder kommt und die Idylle genauso plötzlich zusammenbricht wie das alte Gemäuer.

Der Ausgang bleibt offen, der melancholische Grundton überwiegt die komödiantischen Szenen und trotzdem wird hier nicht einem gnadenlos harten Realismus gefrönt. Mit fast dokumentarischer Kamera und ganz genau gespielten Charakteren entsteht am Ende trotz allem so etwas wie Zuversicht in die Verlässlichkeit menschlicher Gemeinschaft.


"Die Zeit, die bleibt"
Frankreich 2005; Regie: Francois Ozon; Darsteller: Melvil Pounaud, Jeanne Moreau, Valeria Bruni-Tedeschi

Ein junger Pariser Modefotograf hat gerade erfahren, dass er unheilbar an Krebs erkrankt ist und bald sterben wird. Der Film zeigt uns die nur halbherzige oder gar widerwillige, im Grunde total hoffnungslose Suche des Mannes nach den paar Gewissheiten oder Wahrheiten, die jetzt noch zählen, und natürlich das Abschiednehmen von den wenigen Menschen, die überhaupt in seinem Leben eine Rolle gespielt haben - vor allem dem Vater und der Großmutter (Jeanne Moreau). Wobei all diese Begegnungen fast wortlos ablaufen und uns deshalb ganz auf die Mimik des Filmhelden konzentrieren, hinter dessen abweisenden Gebaren wir den Menschen zu entdecken versuchen.

Das gelänge kaum, gäbe es nicht die wenigen, aber sehr intensiven Szenen mit Jeanne Moreau und die eher zufällige Begegnung mit einer jungen Frau (Valeria Bruni-Tedeschi) und ihrem Ehemann, die - ungewollt kinderlos - sich ausgerechnet diesen jungen Mann als Erzeuger eines Wunschkindes erwählen.