Filme der Woche

Vorgestellt von Hans-Ulrich Pönack · 08.03.2006
Mit "Brokeback Mountain" hat Regisseur Ang Lee aus einer Kurzgeschichte der Pullitzerpreisträgerin Annie Proulx einen Liebesfilm gemacht. "Knallhart ist eine lärmend-dampfende Berliner Großstadtgeschichte. Und der "rosarote Panther" ist zurück - mit einer mäßig-albernen Nummernrevue.
Brokeback Mountain
USA 2005
Regie: Ang Lee
Darsteller: Heath Ledger, Jake Gyllenhall, Anne Hathaway, Michelle Williams

Natürlich ist "Brokeback Mountain" von Ang Lee dabei, dem 51-jährigen Regisseur aus Taiwan, der seit 1978 in den USA lebt und derzeit zu den erfolgreichsten internationalen Filmemachern überhaupt zählt: Zwei Mal gewann er den "Goldenen Berlinale Bären" (1993 für "Das Hochzeitsbankett"/1995 für "Sinn und Sinnlichkeit"), dann bekam er 2003 den Auslands-"Oscar" für "Tiger & Dragon", und im Vorjahr wurde ihm beim Venedig-Festival für diesen Film der Hauptpreis, der "Goldene Löwe", zugesprochen.

Und am letzten Sonntagabend erhielt er in L.A. bekanntlich nun auch den "Oscar" als "Bester Regisseur". "Brokeback Mountain" basiert auf der gleichnamigen, nur 31 Seiten langen Kurzgeschichte der Pulitzer-Preisträgerin Annie Proulx von 1997, spielt im Jahre 1963 in Wyoming und stellt zwei junge Cowboys in den Mittelpunkt - den Rancher-Sohn Ennis Del Mar und den Rodeoreiter Jack Twist. Sie werden engagiert, um den Sommer über eine riesige Schaf-Herde vor Wilderern und Raubtieren zu schützen. Dabei verlieben sie sich "widerwillig" ineinander. Ang Lee inszeniert behutsam wie sensibel eine ebenso epische wie "verbotene" Liebesgeschichte vor einer wunderschönen Bergkulisse im amerikanischen Westen.
Erzählt von Vorurteilen, Intoleranz, Lebenslügen, von engstirnigen Moralvorstellungen in der konservativen USA-Provinz. Beide bleiben äußerlich "normal", heiraten, gründen Familien und kommen doch voneinander nicht los. Kein "Homo-Nischenfilm" um "schwule Cowboys", sondern bewegende, gefühlvolle Kinokunst um ein sich mit großem Einfühlungsvermögen entwickelndes, packendes Melodram. Dabei außerordentlich beeindruckend in Stimmung/Wahrhaftigkeit/Schönheit sowie darstellerische Präsenz/Kraft/Sinnlichkeit: Der Australier Heath Ledger (26/ "Casanova", "Brothers Grimm", "Ritter aus Leidenschaft") und Jake Gyllenhaal (25/ "Jarhead", "The Day After Tomorrow" als Sohn von Dennis Quaid, "Donnie Darko") agieren unaufgeregt-überzeugend, sind charismatisch-spannend und mit ihrer sparsamen/einfachen/mitteilsamen Mimik und Körpersprache absolut glaubwürdig. Ein richtig feiner, jedwede etwaiige Peinlichkeit vermeidender großartiger, "normaler" Liebesfilm.


Knallhart
Deutschland 2006
Regie Detlev Buck
Darsteller: Jenny Elvers-Elbertzhagen, Jan Henrik Stahlberg, Erhan Emre, Kida Ramadan, David Kroß, Eva Loebau, Hans Löw, Oktay Özdemir, Arnel Taci

"Knallhart" von Detlev Buck, Jahrgang 1962, der - nach seinen Anfangsspäßen "Erst die Arbeit und dann...?" (1984), "Wir können auch anders" (1993) und "Männerpension" (1996) - in den letzten Jahren mehr als Schauspieler ("NVA", "Herr Lehmann") denn als Regisseur ("Liebesluder", "Liebe Deine Nächste") Erfolg hatte. Jetzt folgt er seinem Idol (Martin) Scorsese und dessen hitzige Frühwerke ("Hexenkessel"/1973, "Italienamerican"/1975) und erzählt eine lärmend-dampfende Berliner Großstadtgeschichte. Thema: Wenn "Zehlendorf" nach "Neukölln" zieht/ziehen muss: Alleinerziehende Mutter (mäßig, aber wenigstens nicht störend/nervend: Jenny Elvers-Elbertzhagen) wird mit ihrem 15-jährigen Sohn Polischka (überzeugend: David Kross) von ihrem Lover aus der Villa geschmissen und muss im berüchtigten "Unterschichten-Bezirk" untertauchen.

Da die Mama mehr mit sich und ihrer (neuen) Beziehungssuche zu tun hat, überlässt sie ihrem Sohn das tägliche, gemeine, verletzende Spießrutenlaufen - hier durch eine brutale Türken-Clique ("Du - Opfer"). Doch als sich der Junge in der Szene als Drogenkurier verpflichtet, kann er (zunächst) der Gewaltspirale entkommen. Spannend-rotziger Milieufilm, mit sehr viel Beton-Atmosphäre und kalten, kompromisslosen Alltagsbildern. Endlich: Der deutsche Film nimmt nun auch die Realität wahr und auf…


Der rosarote Panther
USA 2005
Regie: Shawn Levy
Schauspieler: Steve Martin, Kevin Kline, Jean Reno, Beyoncé Knowles, Emily Mortimer, Kristin Chenoweth, Henry Czerny, Boris McGiver, Roger Rees, Stephen Rowe

"Der rosarote Panther" von Shawn Levy (USA 2004), dessen Neulich-Komödien wie "Im Dutzend billiger" und "Voll verheiratet" hierzulande nicht gerade für "bemerkenswerten Jubel" sorgten. Bei seinem aktuellen filmischen Unterhaltungsbemühen vergreift er sich an einem/an dem komödiantischen Klassiker: An der gleichnamigen Edel-Genre-Perle aus dem Jahr 1963, vom großen Blake Edwards und mit dem einzigartigen Clown Peter Sellers. Hier nun übernimmt der bemühte, aber eher starrig-langweilig auftretende/wirkende 60-jährige Steve Martin die Rolle des französischen Inspektor-Trottels Jacques Clouseau, der in jedes nur erdenkliche Klamauk-Fettnäpfchen tritt, ohne dass dies hier besonders originell oder komisch ist.

Vom wunderbaren, stimmungsvollen Slapstick-Anarcho-Charme und -Humor des Originals ist hier jedenfalls wenig zu spüren; stattdessen quält sich eine mäßig-alberne Nummernrevue über die müden, mechanisch strukturierten Unterhaltungsrunden. Woran auch Kevin Kline als manisch-ehrgeiziger Chefinspektor Dreyfus und Gendarm-Kollege Jean Reno (selten so banal/ausdruckslos) nichts zu ändern vermögen: Die ganze Chose - hier um einen Mord an einem Fußballstar holpert/stolpert uninspiriert-fade dahin...; es ist ein Jammer.